Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)
gehandelt. Deshalb kann Dad jetzt bei meiner Mom am Bett sitzen. Wenn jemand sie zurückholen kann, dann er.«
»Danke.« Er sah mir in die Augen. In seinem Geist war nicht das kleinste bisschen Stolz. All seine Gefühle galten Em und ihrem Wohlergehen. »Danke, dass du dich um sie gekümmert hast. Wenn noch mal irgendetwas passieren sollte, hoffe ich, dass du ihr wieder zur Seite stehst.«
Kummer . Viel zu viel, um eine flapsige Bemerkung zu machen. Bevor ich ihn fragen konnte, was er sagen wollte, kehrte Em mit einem großen Glas Wasser zurück.
»Unterredung beendet?« Em schwang sich auf Michaels Schreibtisch. Mit einem verträumten Lächeln strich sie ihr Haar glatt und schien sich ins Gedächtnis zu rufen, wieso es so zerzaust war.
»Ja.« Ich stellte die Gitarre zurück in die Ecke. »Ich will euch nicht länger stören.«
»Nein, setz dich wieder hin. Ich wollte mit euch beiden sprechen. Über Jack.«
Argwöhnisch ließ ich mich in einem Sessel nieder, der die Form eines riesigen Baseballhandschuhs hatte. Ems aufgesetzte Fröhlichkeit machte mich nervös.
Sie stellte ihr Glas ab und räusperte sich. »Ich habe über Liam nachgedacht und mich gefragt, wieso er nicht will, dass wir ihm bei der Suche nach Jack helfen.«
»Er hat seine Gründe.« Michaels Finger bohrten sich zwischen Bettkante und Matratze.
»Oh, ich weiß, dass er die hat«, erwiderte Em. »Aber sie gefallen mir nicht.«
Ich schnaubte.
Em grinste mich an. »Es gibt eine einfache Möglichkeit, wie wir Jack finden können. Wir müssen zurück in die Vergangenheit reisen, bis zu einem Punkt, an dem er aufgehalten werden kann. Dune hat Jack und Cat doch aufgespürt, als sie in New York Geld abgehoben und Tickets nach Heathrow gekauft haben. So wissen wir doch Zeiten und Orte, wo wir nach ihnen suchen können.«
»Aber ohne exotische Materie ist es nicht möglich zu reisen«, wandte Michael ein.
»Dadurch hat Liam einen guten Grund, sich in sein Laboratorium zu verziehen und nach dem Stoff zu suchen, der bei der exotischen Materie noch fehlt. Michael und ich müssen ihm dabei helfen.« Sie sah mich mit großen Unschuldsaugen an. »Und das ist der Punkt, wo du und Lily ins Spiel kommt.«
»Ich dachte, du willst nicht, dass sie uns hilft«, entgegnete ich und wurde plötzlich sehr nervös. Fast kribbelig.
»Wollte ich auch nicht. Aber dann hat sie mich angebrüllt.« Bei der Erinnerung verzog Em das Gesicht. »Und brüllen kann sie.«
»Was hat das mit mir zu tun?«, fragte ich.
»Außerhalb von Murphy’s Law hat sie ihre Fähigkeit noch nie richtig genutzt. Sie hat mir auch erklärt, dass sie nur Dinge aufspüren kann, die sie schon einmal gesehen hat. Wenn sie Jack finden soll, muss sie etwas sehen, das er bei sich trägt. Ständig.«
»Aber wie sollen wir an so einen Gegenstand herankommen? Dazu müssten wir ihn aufspüren.« Michael sah Em an, als hätte sie nicht alle Tassen im Schrank.
»Nein, müssen wir nicht«, erwiderte Em selbstzufrieden.
»Und wieso nicht?«, fragte Michael.
»Du hast vergessen, dass Lily auf der Kostümparty gewesen ist. Kaleb hat sie unter die Treppe geschoben, aber vorher konnte sie Jack genau sehen.« Sie hielt inne, damit wir ihre Worte sacken lassen konnten.
Schließlich antworteten wir wie aus einem Munde: »Die Taschenuhr.«
13. KAPITEL
A m Montagnachmittag steckte ich ein Foto von Jack und der Taschenuhr ein und machte mich auf den Weg zum Murphy’s Law. Er hatte die Uhr ständig bei sich getragen. Ich fand sie immer ziemlich pompös, aber ich hatte sie auch für ein Werkzeug gehalten und nicht groß darauf geachtet.
Ich setzte mich an einen Tisch im hinteren Teil des Cafés und wartete auf Lily. Routiniert und mit einem Lächeln auf den Lippen kümmerte sie sich um ihre Gäste. Selbstsicher. Die Hourglass-Schule war zu klein, um Raum für Tratsch und Konkurrenzdenken zu bieten, aber ich kannte Mädchen von anderen Schulen, die ganz besessen von diesen Dingen waren. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Lily sich um so etwas scherte.
Sie wusste, was sie wollte, und sie setzte alles daran, es zu erreichen.
»Wo sind Em und Michael?«, fragte Lily, als sie endlich an meinen Tisch kam. Sie streckte sich und rieb sich den Nacken. Wieder trug sie die Murphy’s-Law-Schürze und hatte das Taillenband hinten gekreuzt und vorn zugebunden.
Ich konzentrierte mich auf die Bücherkiste hinter ihr und versuchte, nicht auf ihre Kurven zu starren. »Dad hat sie gebeten, nach dem Unterricht zu bleiben
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