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Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)

Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)

Titel: Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra McEntire
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sich zuerst rot und dann blau verfärbte.
    Lily versuchte, sich aus meiner Umarmung zu befreien, doch ich festigte meinen Griff. »Sieh nicht hin. Bitte, sieh nicht hin.«
    Der Mann, der das Gewehr abgefeuert hatte, war verschwunden.
    »Kaleb? Lily?«, hörten wir eine leise Stimme wie aus weiter Ferne rufen. Ich sah zu der Stelle, an der das Haus hätte stehen müssen. Em.
    Wir drei standen mitten auf einem Feld, das vollkommen leer war, bis auf den Toten, der am Baum baumelte.
    Em starrte auf den schaukelnden Körper des Mannes, ohne ihm ins Gesicht zu schauen. Ihre Stimme blieb ruhig, aber sie musste immer wieder schlucken, als hätte sie alle Mühe, sich nicht zu übergeben. »Lily?«
    Lily wand sich aus meinen Armen, ohne dass ich sie aufhalten konnte. Ihr Blick wanderte von Em zu dem Toten und wieder zurück. »Was zum Teufel …«
    »Du kannst ihn sehen?«, flüsterte Em.
    »Wo sind wir?«, fragte Lily und drehte sich im Kreis. »Was ist mit dem Haus passiert?«
    Em und ich tauschten einen Blick, der eine entscheidende Frage beinhaltete. Wenn Lily einen kompletten Zeitriss sehen konnte, war das ein Zeichen, dass die Zeitlosen sich veränderten? Oder bedeutete es, dass Lily das Zeitreise-Gen in sich trug?
    Em wandte sich dem Gehenkten zu und ging die paar Meter bis zum Stamm des Walnussbaums. Sie berührte ihn, doch nichts geschah. Mit zusammengekniffenen Augen streckte sie vorsichtig die Hand nach dem Körper des Mannes aus.
    Als sie ihn leicht am Fuß antippte, löste sich die Szene von oben nach unten hin auf.
    Dahinter kamen Thomas und Dru zum Vorschein, die auf der hinteren Veranda standen und uns anstarrten.
    Verängstigt erwiderte Em ihren Blick. »Was macht ihr da?«
    »Wir wollten nachsehen, wo ihr drei so lange bleibt«, sagte Thomas. »Und was macht ihr ?«
    »Habt ihr … habt ihr das gerade gesehen?« Em deutete auf die Stelle, wo der Zeitriss wenige Sekunden zuvor verschwunden war.
    »Was sollen wir gesehen haben?«, erwiderten Thomas und Dru im Chor.

11. KAPITEL
    I ch war mir ziemlich sicher, dass ich wach war, aber wenn, wieso saß dann Lily Garcia am Sonntagmorgen an meinem Küchentisch? Ungläubig rieb ich mir die Augen.
    »Hast du dein Hemd vergessen?«, fragte sie.
    Ich blinzelte. Sie war immer noch da. Gott sei Dank hatte ich Basketballshorts angezogen, statt in Unterhose herunterzukommen. »Nein. Ich habe nur niemanden erwartet.«
    »Überraschung!«
    Ich nahm den Orangensaft aus dem Kühlschrank, schraubte den Deckel ab, trank einen Schluck aus der Tetrapackung, bevor ich sie, mich auf meine guten Manieren besinnend, Lily unter die Nase hielt. »Durst?«
    »Nein«, sagte sie naserümpfend.
    »Ich will nicht unhöflich sein, aber wieso bist du in meiner Küche?«
    »Ich will zu deinem Dad. Er ist zum College gefahren, um ein paar Sachen aus dem naturwissenschaftlichen Seminar zu holen. Er hat wohl nicht damit gerechnet, dass ich mich so schnell testen lassen will.« Beklommenheit .
    »Auf das Gen«, sagte ich.
    »Blitzmerker! Willst du jetzt immer noch behaupten, dass Ivy Springs kein Eldorado für Freaks ist?«
    Statt zu antworten, trank ich den Saft aus und warf die Packung in den Müll. »Konntest du schlafen?«
    »Meine Großmutter hat gesagt, ich hätte einige Male geschrien.« Unter ihren Augen waren leichte Schatten zu erkennen.
    Ich hatte überhaupt nicht geschlafen. Jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, sah ich den toten Mann am Baum hängen. »Du wohnst bei deiner Großmutter statt bei deinen Eltern?«
    »Wir sind aus Kuba geflohen, als ich klein war. Meine Eltern sind noch dort.« Schmerz, den sie aus Gewohnheit verdrängte. »Habt ihr immer in Ivy Springs gelebt?«
    »Nein. Wir sind hierhergezogen, als Dad die Stelle am Cameron College bekam.« Ich klappte die Kühlschranktür zu. »Aber dieses Haus gehört schon seit vielen Generationen der Familie meines Vaters.«
    »Wie schön.«
    Es folgten ein paar unbehagliche Sekunden – wir wussten beide nicht, wo wir hinschauen sollten –, aber ich spürte, dass Lily sich anstrengen musste, um nicht auf meine nackte Brust und die Tattoos zu starren.
    Statt wie ein normaler Mensch nach oben zu gehen und ein Hemd überzuziehen, band ich mir meine KÜSS - DEN - KOCH -Schürze um.
    »Das ist doch wohl nicht dein Ernst?« Lily zog entrüstet die Brauen hoch.
    »Wieso? Ich hab Hunger.« Plötzlich bestrebt, die Schürze irgendwie normaler wirken zu lassen, nahm ich eine Pfanne aus dem Regal über der Kochinsel. »Die Schürze passt zu

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