Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)
und ihm bei irgendwelchen Forschungen zu helfen.«
»Also haben sie dich hergeschickt?« Sie klang enttäuscht.
»Nun flipp nicht gleich aus vor lauter Freude, sonst erschrecken sich die Gäste«, witzelte ich. »Das scheint ein immer wiederkehrendes Problem bei uns beiden zu sein.«
»Ich wünschte, Em wäre hier. Abi ist auf dem Bauernmarkt in Nashville, also muss ich ein paar Stunden allein stemmen.« Seufzend band sie die Schürze ab. »Die verstecke ich jetzt eine Weile, damit mich die Leute in Ruhe lassen.«
Ich sah ihr nach, wie sie in Richtung Tresen ging. Was für ein heißes Gerät.
Was für eine Nervensäge.
Sie verschwand durch die Schwingtür und kehrte mit Keksen und einer Tasse Pfefferminztee zurück. Sie stellte den Keksteller zwischen uns und schob mir eine Flasche Wasser zu. »Wie lautet der Plan?«
»Wer ist Abi?«
»Abi ist meine Großmutter. Abkürzung für abuelita .«
Ich öffnete die Flasche, ohne zu trinken. Ich drehte nur die Verschlusskappe auf und zu. »Wie willst du das, was wir vorhaben, geheim halten?«
»Ich werde sehr vorsichtig sein.« Sie schaute kurz in ihre Teetasse, bevor sie das Foto auf dem Tisch in Augenschein nahm. Entschlossenheit . »Das ist Jack, nicht wahr?«
Ich schob die Aufnahme zu ihr hinüber. »Das ist er.«
Während sie sich zurücklehnte, rief sie über die Schulter: »Sophie, sei so nett und wirf mir meine Brille zu.«
Lily fing sie mit einer Hand und setzte sie auf, ohne den Tee abzustellen.
Ich nahm mir einen Keks. »Das war ein ziemlich beeindruckender Fang für ein Mädchen.«
Sie beugte sich so tief herunter, dass ihre Nase fast das Foto berührte. »Pass auf, was du sagst.«
Ich biss in den Keks und ignorierte sie. »Brauchst du eine Lupe?«
»Ja.« Abrupt stellte sie die Tasse ab, marschierte in die Kinderecke, wo sie eine Kiste durchwühlte, aus der sie ein ziemlich großes Buch herauszog. Auf dem Einband waren Magnete, Mikroskope und Millimeterpapier abgebildet. »Hier müsste eine Plastiklupe drin sein, falls einer der kleinen Racker sie nicht gestohlen hat. Aha.« Vorsichtig zog sie die Lupe heraus und hielt sie über das Foto.
Ich rückte meinen Stuhl näher zu ihr heran und bekam einen Hauch Vanille und Pfefferminz in die Nase.
»Bist du sicher, dass er die Uhr ständig bei sich trägt?« Sie musterte mich von der Seite. »Sie hat ziemlich aufwendige Gravuren und scheint sehr wertvoll zu sein.«
Ich legte meinen Keks beiseite, wischte mir die Krümel von den Fingern und griff nach der Lupe. »Darf ich?«
Als sie sie mir reichte, hielt ich das Bild unters Licht und inspizierte die Gravierungen.
Unendlichkeitssymbole.
»Sieht aus, als wäre sie aus Duronium«, sagte ich.
Die Duroniumscheibe, die meine Eltern mir besorgt hatten, als ich sechzehn wurde, befand sich in meiner Tasche, wie immer. Aus reiner Gewohnheit vergewisserte ich mich, dass sie da war. Ihre Umrisse zu ertasten beruhigte mich mehr als das eingravierte Wort. Hoffnung .
»Sind nicht die Ringe, die Michael und Em tragen aus Duronium?«, fragte Lily. »Em hat gesagt, es sei so selten, dass man es nicht im Periodensystem findet.«
Ich gab ihr die Lupe zurück. »Es ist selten und sehr schwer zu beschaffen. Die breite Masse weiß gar nichts davon. Genauso wenig wie die meisten Wissenschaftler.«
Sie klappte das Buch zu und legte es auf einen leeren Stuhl. »Warum?«
»Niemand kann die Inhaltsstoffe erklären. Nicht einmal mein Dad.«
Informationsfetzen begannen sich in meinem Kopf zusammenzufügen. Jack hatte eine Duroniumuhr, und er war in der Lage, sich in Schleiern zu verstecken. Er hatte sie benutzt, als er sich im vergangenen Sommer zum ersten Mal an Emerson herangemacht hatte. Poe hatte ein Duroniummesser. Er konnte Emerson in einen Schleier ziehen, sie töten und sie ohne jegliche Blessuren wieder zurückbringen.
»Wie ist Jack an das Duronium gekommen, wenn es so selten ist?«, wollte Lily wissen.
»Keine Ahnung. Ich habe mir seine Taschenuhr nie näher angeschaut. Jack und ich sind uns meist aus dem Weg gegangen. Ich zog meine Duroniumscheibe aus der Tasche und hielt sie fest in der Hand. »Ich weiß nicht, ob die Taschenuhr schon immer aus Duronium war. Vielleicht hatte er eine silberne und hat sie dann gegen eine aus Duronium getauscht.«
Das Café war ziemlich voll gewesen, als ich gekommen war, doch jetzt wurde es langsam ruhiger. Völlig unvermittelt hatte ich plötzlich das merkwürdige Gefühl, von jemandem beobachtet zu werden. Ich ließ den
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