Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)
Kopf hindurch. »Katie, ihr könnt früher nach Hause gehen. Bei dem Wetter kommt sowieso kein Mensch mehr. Hängt einfach das Schild ins Fenster. Ich schließe dann ab.«
Die Mädchen sagten irgendetwas, das ich nicht verstehen konnte, aber Lily zum Lachen brachte. »Er ist in Ordnung. Ihr braucht keine Angst zu haben.«
Sie kam zurück in die Küche und machte ein merkwürdiges Gesicht.
»Was sollte das?«, fragte ich.
»Sie haben sich Sorgen gemacht. Du hast ihnen wohl einen ganz schönen Schreck eingejagt.«
»Ich war in Eile. Ich wollte unbedingt mit dir reden.«
»Du bist ein riesiger Kerl, hast Tattoos und Piercings. Und dazu die schwarze Lederjacke.«
»Ja, klar.« Ich bin ein knallharter Typ. Ein knallharter Typ, der Kekse backt, wenn er deprimiert ist.
»Wie kann ich dir weiterhelfen, Kaleb?«, fragte sie mit giftigem Lächeln.
Zwei Augenpaare spähten durch das runde Sichtfenster. »Können wir irgendwohin gehen, wo es ein bisschen mehr Privatsphäre gibt?«
Nach kurzem Zögern nahm sie die Brille ab und rieb sich frustriert die Stirn. »Na, gut. Aber mach’s kurz. Ich will nicht, dass mein Tee kalt wird.«
Wir verließen die blitzsaubere Küche und traten durch eine schwere Stahltür hinaus auf den Hof. Sogar der Müll war ordentlich sortiert.
»Was ist?« Sie lehnte sich an die Hauswand, stemmte einen Fuß dagegen und wickelte sich die Enden ihrer Schürzenbänder um die Finger.
»Ich glaube, du hast da gestern was missverstanden.« Der Wind wurde stärker und wirbelte Ahornblätter auf.
»Meinst du, das mit dir und Ainsley Paran?«
»Ich wusste nicht mal ihren Nachnamen.«
»Das macht die Sache nicht besser.« Em hatte genau dasselbe gesagt. Lily ließ die Schürzenbänder fallen und gestikulierte hektisch. »Dafür hat sie sich aufgeführt, als würde sie deinen ganz genau kennen. Und vielleicht auch deine Jeansgröße.«
»Wir haben uns letzten Sommer getroffen. Downtown. Wir haben getanzt. Ich hab sie vielleicht ein- oder zweimal geküsst. Mehr ist nicht gewesen. Und das war eine ziemlich … schwierige Zeit für mich. Und das andere Mädchen, das war Ava, und eigentlich können wir uns überhaupt nicht ausstehen, aber aus irgendeinem Grund hat sie mich gerettet …«
»Ich kenne Ava.«
Ein Blitz zuckte über den Himmel, und von fern war Donner zu hören. »Woher denn?«
»Als ich Dune kennen gelernt habe, ist sie auch da gewesen.«
Am liebsten hätte ich gefragt, wann genau sie Dune kennen gelernt hatte und warum sie auf seine Flirtversuche eingegangen war. Doch das ging mich nichts an, vor allem nicht unter den gegebenen Umständen. So sagte ich nichts weiter als: »Oh.«
»Ich weiß immer noch nicht, wieso du hergekommen bist.« Nach einem kurzen Blick zum Himmel stieß sie sich von der Wand ab und ging in Richtung Stahltür. »Du schuldest mir keine Erklärung.«
Ich versperrte ihr den Weg. »Aber ich will dir eine geben.«
»Wieso?«
Ich legte die Hände auf ihre Schultern. »Weil du mir wichtig bist.«
»Kaleb …«
»Deshalb bin ich gestern hergekommen, um dir das zu sagen, als dieses Mädchen mich überfallen hat. Du bist mir wichtig. Bis jetzt ist mir noch keine wichtig gewesen – außer dir. Das solltest du wissen. Und jetzt weißt du’s.«
Bevor sie antworten konnte, fing es an zu schütten. »Die Stahltür ist ins Schloss gefallen und ich hab keinen Schlüssel«, rief Lily gegen den strömenden Regen an. »Wir müssen nach vorn.«
Ein weiterer Blitz, dicht gefolgt von einem lauten Donnerschlag.
»Nein, komm her. Das Gewitter ist direkt über uns.« Ich zog sie zum Truck meines Vaters, den ich in der Seitenstraße direkt am Hinterhof abgestellt hatte. Ich half ihr in den Wagen und stieg selbst auf der Fahrerseite ein.
Der Regen prasselte aufs Dach, aber zumindest saßen wir im Trocknen. Lilys Zähne schlugen aufeinander.
»Ist dir kalt?«
»Ich bin am Erf-f-f-frieren!«
»Warum rückst du nicht ein bisschen näher? Körperwärme hilft in dem Fall am besten.« Sie warf mir einen bösen Blick zu, also ließ ich den Motor an, drehte die Heizung auf und richtete sämtliche Düsen auf sie. »Aber künstlich erzeugte Wärme tut es wohl auch.«
Sie saß im Schneidersitz da mit dem Rücken zum Armaturenbrett. Die Haarsträhnen, die sich aus ihrem Knoten gelöst hatte, flatterten im Luftstrom des Gebläses.
»Mein Dad muss hier irgendwo noch eine Decke haben … Wieso starrst du mich so an?«
»Du kümmerst dich immer. Du … Ich weiß nicht … Du
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