Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)
Zumindest lass ich nicht ständig meine Höschen irgendwo herumliegen wie gewisse andere Leute. Vielleicht solltest du sie zur Abwechslung mal anbehalten, dann passiert das nicht so leicht.«
Ainsley warf den Kopf in den Nacken und stolzierte in Richtung Ballettschule.
Ich verrenkte mir den Hals, um einen Blick auf Lily zu erhaschen, aber sie war verschwunden.
»Kaleb Ballard, bitte sag mir nicht, dass du mit Ainsley rumgemacht hast«, sagte Ava angewidert.
Ich musste Lily alles erklären. Trotz der Entfernung hatte ich ihre Gefühle deutlich wahrgenommen. Ich nahm mir vor, damit zu warten, bis es auf dem Platz etwas ruhiger geworden war.
»Hast du?«, wollte Ava wissen.
Ich merkte, dass sie mit mir redete, und wandte den Blick vom Murphy’s Law ab. »Ich glaube nicht. Kann sein, dass ich kurz davor war.«
»Das Mädchen ist ein Teufelsbraten.«
Ich lachte. »Teufelsbraten?«
»Ja.« Ava winkte ab. »Also ich würde lieber in Terpentin baden, als der zu nahe zu kommen. An der würde ich mir an deiner Stelle echt nicht die Finger schmutzig machen.«
»Danke, dass du mich gerettet hast.« Ich musste mich beherrschen, nicht ständig zum Murphy’s Law zu schauen in der Hoffnung, Lily würde wieder herauskommen.
»Die Panik stand dir im Gesicht geschrieben.«
»Das müsste dich doch freuen.«
»Du hast Recht. Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich dich diesem Weibsstück zum Fraß vorgeworfen. Hätte ihr vielleicht gesagt, du würdest ständig von ihr reden, Herzchen mit ihrem Namen kritzeln und ein Foto von ihr im Schließfach haben.«
»Das wär ganz schön gemein. Übrigens habe ich gar kein Schließfach.«
»Egal. Mein Hass war grenzenlos. Aber«, sie nahm ihre Hand von meinem Arm, »ich habe nachgedacht über das, worüber wir im Torhaus gesprochen haben. Über alles, was im letzten Jahr passiert ist – was ich getan habe.«
»Zu welchem Ergebnis bist du gekommen?«, fragte ich.
»Jack.« Sie starrte auf ihre Füße. »Ich glaube, er hat sich gedacht, er könne mich leichter beeinflussen und benutzen, indem er mich von euch ferngehalten hat.«
»Trennung vom Rudel.«
»Ja. Raubtiere stürzen sich immer auf das schwächste Tier.«
Ava war innerlich so zerbrochen. Ich wünschte, ich hätte ihr helfen können, das Geflecht aus Wahrheit und Lüge zu entwirren, in das sie geraten war.
»Kannst du dir vorstellen, dass ich gar nicht richtig über meine Gabe Bescheid weiß? Es ist eine Form von Telekinese, das ist schon klar, aber offensichtlich nicht die Wald-und-Wiesen-Variante. Ich glaube, Jack weiß es, und ich glaube, er hat mir alles genommen, was ich wusste. Er wird sein Wissen wieder gegen mich einsetzen. Wenn sich ihm eine neue Chance bietet.«
Vereinzelte Regentropfen fielen auf den Gehsteig. »Wir sorgen dafür, dass es nicht dazu kommt.«
»Das wird nicht leicht. Ich war wertvoll für ihn. Wertvoll genug, um mich zu verführen. Ich weiß bloß nicht, warum oder wann er wieder bei mir auftaucht.«
»Es tut mir leid, Ava.«
»Das Schlimmste ist, ich weiß nicht einmal, ob ich … irgendwas gemacht habe. Mit ihm.« Sie erschauerte und schloss die Augen. »Aber die Tatsache, dass ich daran gedacht habe, ist schlimm genug. Die Erinnerung an diese Gedanken hat er mir natürlich gelassen.«
Jetzt verstand ich ihre Düsternis ein wenig besser.
»Entschuldige«, sagte Ava und öffnete die Augen. »So viel wolltest du sicher gar nicht hören. Ich habe nur sonst niemanden, mit dem ich über so etwas sprechen könnte.«
»Wenn’s dir nicht zu peinlich ist, kannst du jederzeit mit mir reden«, erwiderte ich zu meinem eigenen Erstaunen.
Ihr Gesichtsausdruck spiegelte meine Gefühle. »Lass uns eine Nacht darüber schlafen, dann sehen wir weiter.«
»Okay.«
»Okay«, sagte sie. »Aber danke. Ich brauche wirklich einen Verbündeten. Ich habe das Gefühl, als wäre er uns bei diesem verrückten Spiel immer drei Schritte voraus und wüsste längst, wer am Ende gewinnt.«
»Wir«, versprach ich ihr. »Wir werden gewinnen.«
»Ich hoffe, du hast Recht.« Sie schüttelte den Kopf. »Denn wenn nicht, wird die Hölle über uns hereinbrechen.«
38. KAPITEL
I ch machte mich auf den Heimweg.
Einen Monat zuvor wäre ich nach Nashville gefahren, hätte mir eine Bar gesucht und mich mit Alkohol zugeschüttet. Jetzt hielt ich statt eines Biers einen Messbecher in der Hand sowie die Zutaten für Erdnussbutterplätzchen. Und Chocolate-Chip.
Aber meine Backpläne waren vergessen, als ich entdeckte, was
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