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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Arthritis noch verschont geblieben; andernfalls hätte er nicht mehr die Fertigkeit besessen, das Schloß zu knacken. Erst schob er die Ahle hinein, dann setzte er die Spannvorrichtung darunter. Mit der Ahle drückte Charlie die Zuhaltung des Schlosses in die Geöffnet-Stellung, während die Spannvorrichtung dafür sorgte, daß die Zuhaltungsbolzen in dieser Position blieben. Charlie drehte die Ahle. Er spürte die leichten Vibrationen der Bolzen. Dann wurde er mit einem hörbaren Klicken belohnt.
    Charlie drehte den Türknopf, und die Tür schwang auf. Er verstaute das Werkzeug in den Manteltaschen. Sein Knastdiplom hatte wieder einmal ein Wunder gewirkt.
    Die ganze Zeit lauschte er aufmerksam. Er war sich durchaus bewußt, daß ihn womöglich eine Falle erwartete. Seine Hand schloß sich fester um den Griff des 38er. Wenn der Kerl ihm die Gelegenheit bot, würde Charlie die Waffe benutzen. Die Auswirkungen einer solchen Tat waren zwar gefährlich und unüberschaubar, aber immer noch besser als eine sofortige Entdeckung.
    Das Innere des Hauses erwies sich als ziemlich schlicht. Ein Korridor führte von vorn nach hinten und teilte das Gebäude in zwei ungefähr gleich große Hälften. Die Küche befand sich hinten links, davor ein kleines Eßzimmer. Rechts war das ebenso bescheidene Wohnzimmer. Daran schloß sich nach hinten ein Abstellraum mit Waschmaschine an. Rechts führte eine Holztreppe zu den Schlafzimmern im ersten Stock.
    Charlies Aufmerksamkeit war jedoch voll und ganz auf das Eßzimmer gerichtet. Verblüfft starrte er auf den Computer, den Drucker, das Faxgerät und die Stapel von Aktenordnern. Er ging näher. Dann sah er das Korkbrett mit den vielen Zeitungsausschnitten und Fotos, die darauf geheftet waren.
    Stumm bewegten sich seine Lippen, als er die Schlagzeilen las. LuAnns Gesicht nahm unter den Fotos einen herausragenden Platz ein. Ihre ganze Geschichte war hier ausgebreitet: die Morde, LuAnns Lotteriegewinn, ihr Verschwinden. Nun, das bestätigte seinen Verdacht. Jetzt mußte er nur noch herausfinden, wer der Mann war und – noch wichtiger – was er von ihnen wollte.
    Charlie ging im Zimmer umher, hob da und dort vorsichtig ein Papier hoch, las die Zeitungsausschnitte und blätterte die Akten durch. Seine Augen suchten aufmerksam nach irgend etwas, das ihm die Identität des Mannes verraten konnte. Denn wer immer LuAnn verfolgte – er wußte, was er tat.
    Schließlich ging Charlie zum Schreibtisch und zog behutsam eine Schublade auf. Die Papiere, die darin lagen, erbrachten nichts Neues. Er schaute in den anderen Schubladen nach, mit dem gleichen Ergebnis.
    Einen Moment überlegte er, ob er den Computer einschalten sollte, doch seine Kenntnisse dieser Technologie waren praktisch gleich null. Er wollte gerade die restlichen Zimmer des Hauses durchsuchen, als ihm eine einzelne Schachtel auffiel, die in einer Ecke stand. Charlie beschloß, vorsichtshalber einen Blick hineinzuwerfen.
    Er hob den Deckel ab – und seine Augen wurden groß, die Lider zuckten unkontrolliert. Das Wort »Scheiße« kam ihm beinahe lautlos über die Lippen. Die Knie wurden ihm weich.
    Ein einzelnes Blatt starrte ihm entgegen. Die Namen waren ordentlich aufgelistet, darunter auch LuAnns. Die meisten der übrigen Namen gehörten Personen, die Charlie ebenfalls kannte: Herman Rudy, Wanda Tripp, Randy Stith, Bobbie Jo Reynolds und andere. Allesamt einstige Lotteriegewinner. Die meisten hatte Charlie persönlich begleitet, so wie LuAnn. Und alle hatten ihr Vermögen mit Jacksons Hilfe in der staatlichen Lotterie gewonnen, wie Charlie genau wußte.
    Er suchte Halt, indem er die zitternde Hand auf das Fensterbrett stützte. Er war darauf vorbereitet gewesen, Beweise zu finden, daß der Mann alles über die Morde und LuAnns Verwicklung in diese Sache wußte. Aber daß er nun erkennen mußte, daß auch der Lotteriebetrug aufgedeckt war, traf Charlie völlig unerwartet, wie ein Schlag ins Gesicht. Die Haare an seinen Unterarmen prickelten plötzlich, als wären sie statisch aufgeladen.
    Wie? Wie konnte der Kerl das herausgefunden haben? Und wer, zum Teufel, war er? Rasch schob Charlie den Deckel wieder auf die Schachtel, drehte sich um und ging zur Tür. Er vergewisserte sich, daß sie wieder verschlossen war, ehe er zum Range Rover lief, einstieg und losfuhr.

    Donovan fuhr die Route 26 entlang. Er war seit fast zwei Stunden auf dieser Straße unterwegs, auf dem Rückweg von Washington, und wollte so schnell wie möglich die Jagd

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