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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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    Unwillkürlich erhöhte er das Tempo. Während der Fahrt hatte er sich die nächsten Schritte überlegt, die er in Sachen LuAnn Tyler unternehmen wollte. Er würde ihre wahre Identität aufdecken – und das schon bald. Falls die eine Methode versagte, würde er eine andere finden. Das schönste aber war – und bei diesem Gedanken breitete sich ein Ausdruck tiefer Zufriedenheit auf seinem Gesicht aus –, daß er LuAnn Tyler in der Hand hatte. Die oft zitierte Redensart paßte genau: Eine Kette war nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Und du, LuAnn, bist das rostige Kettenglied, sagte er sich. Du wirst mir nicht entwischen.
    Er blickte auf die Armbanduhr. Bald würde er an dem Häuschen sein. Auf dem Beifahrersitz lag eine kleinkalibrige Pistole. Donovan konnte Schußwaffen nicht ausstehen – aber Vorsicht, sagte er sich, ist besser als Nachsicht.

KAPITEL 32

    Als Riggs beobachtete, wie Charlie davonfuhr, erhaschte er nur einen flüchtigen Blick auf das Gesicht des Mannes. Doch dieser Blick genügte, um Riggs erkennen zu lassen, daß irgend etwas im Busch war. Und daß es sich um eine ganz üble Sache handelte.
    Nachdem der Range Rover verschwunden war, blickte Riggs zum Häuschen hinüber. Sollte auch er den Versuch unternehmen, das Haus zu durchsuchen? Vielleicht würde es ihm Antworten auf viele Fragen bringen. Gerade wollte er eine Münze werfen, als etwas eintrat, das ihn veranlaßte, sich erneut hinter der Stechpalme zu verkriechen und seine Rolle als Beobachter wieder aufzunehmen.
    LuAnn hatte Joys Zügel knapp hundert Meter von der Lichtung entfernt, auf der das Häuschen stand, an einen Baum im Wald gebunden. Nun tauchte sie mit denselben geschmeidigen Bewegungen zwischen den Bäumen auf, die Riggs zuvor schon an ihr bewundert hatte. Sie ging in die Hocke und spähte mit schnellen, ruckartigen Kopfbewegungen umher. Trotz der dichten Stechpalme kam Riggs sich unter den bohrenden Blicken der Frau nackt vor.
    LuAnn beobachtete den Weg, während sie wiederum von Riggs beobachtet wurde. Wußte sie, daß Charlie bereits im Haus gewesen und davongefahren war? Wahrscheinlich nicht. Doch ihre Gesichtszüge verrieten nichts.
    Schweigend beobachtete LuAnn das Häuschen eine Zeitlang, ehe sie zum Schuppen ging. Sie blickte durch dasselbe Fenster, durch das auch Charlie geschaut hatte, und entdeckte ebenfalls den Honda. Dann strich sie ein wenig Staub und Schmutz vom Fensterbrett und rieb ihn auf die Stelle des Fensters, die Charlie saubergewischt hatte. Riggs beobachtete LuAnn mit wachsendem Respekt. Selbst er hätte wahrscheinlich nicht daran gedacht, das Guckloch auf der Fensterscheibe zu beseitigen. Genausowenig, wie Charlie daran gedacht hatte.
    LuAnn wandte ihre Aufmerksamkeit dem Haus zu. Beide Hände hatte sie in die Jackentaschen gesteckt. Sie wußte, daß Charlie hier gewesen, aber wieder weggefahren war. Das verschmierte Fenster hatte es ihr verraten. Überdies hatte sie den Schluß gezogen, daß Charlie nicht lange geblieben war; denn sie hatte Joy scharf geritten, und ihr Weg war viel kürzer als die Route, die Charlie gefahren war, obgleich er einen Vorsprung gehabt hatte. Daraus ließ sich ein weiterer Schluß ziehen: Wenn Charlie nur so kurze Zeit hier am Haus geblieben war, hatte er entweder nichts gefunden – oder etwas höchst Belastendes. LuAnns Instinkt sagte ihr, daß es sich vermutlich um letzteres handelte. Sollte sie umkehren, zurückreiten und auf ihn warten?
    Wenngleich dies die vernünftigste Lösung gewesen wäre, ging LuAnn mit raschen Schritten zur vorderen Veranda und legte die Hand um den Türknopf. Er rührte sich nicht, obwohl sie kräftig drehte. Und anders als Charlie hatte sie keine Spezialwerkzeuge, um das Schloß zu knacken. Deshalb schlich sie weiter und suchte nach einem anderen Weg ins Haus.
    Sie fand ihn auf der Rückseite. Das Fenster öffnete sich unter dem beharrlichen Druck ihrer Finger. Rasch kletterte sie hindurch, stieg lautlos vom Fensterbrett auf den Fußboden und ging sofort in die Hocke. Von hier aus konnte sie in die Küche schauen. Sie hatte ein sehr scharfes Gehör. Falls jemand in dem kleinen Haus war, würde sie ihn hören, mochte er noch so flach atmen.
    Geschmeidig bewegte sie sich vorwärts, bis sie zum Eßzimmer gelangte. Es war zu einem Büro umfunktioniert. LuAnns Augen wurden groß, als sie die Zeitungsausschnitte und Fotos am Korkbrett sah. Als sie den Blick dann durchs Zimmer schweifen ließ, spürte sie, daß es hier um weit

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