Die Versuchung
den Plan entworfen hat, darüber Bescheid wußte, wie die Sache bewerkstelligt wurde.« Das Frauenhaar und das weibliche Gesicht verschwanden, und Jackson starrte auf den verletzen Mann hinunter.
Verzweifelt versuchte Donovan, auf die Beine zu kommen. »Großer Gott !«
Jacksons Fuß schnellte vor, traf Donovans Brust und schleuderte ihn nach hinten gegen die Wand. Jackson stand hoch aufgerichtet da. »Das Kickboxen ist eine besonders tödliche Kunstform. Man kann jemanden töten, ohne sich die Hände schmutzig zu machen, im wahrsten Sinne des Wortes.«
Donovans Hand glitt hinunter zur Hosentasche; er tastete nach seiner Waffe. Seine Glieder waren taub, gehorchten ihm kaum noch, und die zersplitterten Rippen stachen ihm in die Lunge. Keuchend rang er nach Atem.
»Sie fühlen sich offensichtlich gar nicht gut. Warten Sie, ich helfe Ihnen.« Jackson kniete nieder, nahm ein Taschentuch und zog damit Donovans Waffe hervor. »Das ist wirklich ideal. Besten Dank.«
Er versetzte dem am Boden liegenden Mann einen brutalen Tritt an den Kopf. Donovans Körper wurde schlaff, und seine Augen schlossen sich. Jackson zog Plastikschnüre aus der Tasche und hatte Donovan binnen einer Minute gefesselt.
Dann nahm er den Rest seiner Verkleidung ab, verstaute alles sorgfältig in einer Tasche, die er unter der Couch hervorzog, und stürmte die Treppe hinauf, wobei er immer zwei Stufen auf einmal nahm. Er rannte über den Flur und öffnete die Tür des Schlafzimmers am hinteren Ende.
Mit ausgestreckten Armen und Beinen lag Bobbie Jo Reynolds auf dem Bett. Fuß- und Handgelenke waren an die Bettpfosten gefesselt, und ihr Mund war mit Klebeband verschlossen. Mit wirrem Blick starrte sie zu Jackson empor, wobei ihr Körper vor panischer Angst in unkontrolliertes Zittern ausbrach.
Jackson setzte sich neben sie aufs Bett. »Ich möchte Ihnen danken, daß Sie meine Anweisungen so gehorsam befolgt haben. Sie haben dem Personal einen Tag frei gegeben und mit Mr. Donovan einen Termin vereinbart. Genau, wie ich Sie gebeten hatte.« Er tätschelte ihre Hand. »Ich wußte, daß ich auf Sie zählen kann. Sie sind das treueste Schaf meiner Herde.« Er schaute sie mit weichen, tröstenden Blicken an, bis ihr Zittern endete. Dann löste er ihre Fesseln und entfernte behutsam das Klebeband vom Mund.
Er stand auf. »Ich muß mich jetzt um Mr. Donovan kümmern. Bald sind wir fort und stören Sie nicht mehr. Sie bleiben hier, bis wir weggefahren sind. Haben Sie verstanden?«
Sie nickte ruckartig und rieb sich die Handgelenke.
Jackson richtete Donovans Pistole auf sie und drückte ab, leerte das ganze Magazin in ihren Körper.
Für einen Moment beobachtete er, wie das Blut aufs Bett spritzte. Dann schüttelte er traurig den Kopf. Es machte ihm keinen Spaß, Lämmer zu schlachten. Aber so lief es nun mal auf dieser Welt. Lämmer waren zu Opfern bestimmt. Sie wehrten sich niemals.
Jackson ging nach unten, holte seinen Make-up-Koffer und den Spiegel. Die nächste halbe Stunde war er mit Donovan beschäftigt.
Als der Journalist schließlich wieder zu sich kam, hatte er das Gefühl, sein Kopf würde ihm jeden Augenblick platzen. Er spürte die inneren Blutungen, aber wenigstens lebte er noch.
Dann stockte ihm das Herz, als er den Blick hob und … Thomas Donovan sah. Die Person trug sogar seinen Mantel und seinen Hut. Donovan bemühte sich, durch den Schleier aus Schmerz und Benommenheit deutlich zu sehen. Anfangs war es ihm so erschienen, als hätte er einen Zwilling vor sich. Nun entdeckte er winzige Unterschiede – Feinheiten, die nicht ganz übereinstimmten. Trotzdem war die Verwandlung verblüffend.
Jackson kniete nieder. »Sie sind überrascht? Nun, ich versichere Ihnen, daß ich äußerst geschickt bin, wenn es darum geht, in andere Persönlichkeiten zu schlüpfen. Puder, Cremes, Latex, Haarteile, flüssiger Gummi, Plastikmasse. Erstaunlich, was sich damit zustande bringen läßt, nicht wahr? Auch wenn alles nur eine Art Illusion ist. Außerdem war es in Ihrem Fall nicht besonders schwierig. Ich meine das nicht abwertend, aber Sie haben ein ziemlich gewöhnliches Gesicht. Ich mußte keine besonderen Kniffe anwenden, nachdem ich es mehrere Tage lang studiert habe. Allerdings haben Sie mich überrascht, als Sie den Bart abrasierten. Doch anstelle des Barts haben wir Stoppeln, dank Crêpehaaren und Klebstoff.«
Er packte Donovan unter den Achseln, hob ihn auf die Couch und setzte sich ihm gegenüber. Der verletzte Mann sank zur Seite.
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