Die Versuchung
Ihre Investitionen?«
»Das geht Sie gar nichts an.«
»Nun, ich vermute, daß es dieselbe Person ist, die das Vermögen von elf anderen Lotteriegewinnern anlegt, darunter das Geld von LuAnn Tyler.«
»Na und?«
»Nun reden Sie schon, Roberta. Irgend etwas stinkt an der Sache. Sie wissen über alles Bescheid, und ich möchte alles herausfinden. Sie haben gewußt, daß Sie die Lotterie gewinnen werden, nicht wahr?«
»Sie sind ja verrückt !« Ihre Stimme zitterte heftig.
»Ach, ja? Das glaube ich nicht. Ich habe viele Lügner interviewt, Roberta. Einige waren hervorragend, aber Sie gehören nicht zu dieser Sorte.«
Reynolds stand auf. »Das muß ich mir nicht anhören.«
Donovan ließ nicht locker. »Die Geschichte wird so oder so veröffentlicht, Roberta. Ich stehe an mehreren Fronten kurz vor dem Durchbruch. Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Also, wollen Sie mit mir zusammenarbeiten und halbwegs ungeschoren aus der ganzen Sache herauskommen, oder wollen Sie mit allen anderen zugrunde gehen?«
»Ich … ich …«
Donovan fuhr mit fester Stimme fort: »Ich will nicht Ihr Leben zerstören, Roberta. Aber wenn Sie sich an einer kriminellen Verschwörung beteiligt haben mit dem Ziel, die staatliche Lotterie zu manipulieren, auf welche Weise auch immer, kommen Sie nicht ungeschoren davon. Ich aber mache Ihnen das gleiche Angebot, das ich auch LuAnn Tyler gemacht habe. Erzählen Sie mir alles, was Sie wissen. Ich schreibe meine Story, und Sie können tun und lassen, was Sie wollen, bis die Geschichte veröffentlicht wird und die Bombe platzt. Sie könnten zum Beispiel verschwinden. Bedenken Sie die Alternative. Die ist nicht annähernd so angenehm.«
Roberta Reynolds setzte sich wieder und blickte umher. Dann holte sie tief Luft. »Was wollen Sie wissen?«
Donovan schaltete das Diktiergerät ein. »War die Ziehung manipuliert?«
Sie nickte.
»Ich brauche eine hörbare Antwort, Roberta.« Er wies mit dem Kopf auf das Diktiergerät.
»Ja. Die Ziehung war manipuliert.«
»Wie?« Donovan zitterte beinahe, als er auf die Antwort wartete.
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir ein Glas Wasser aus der Karaffe dort drüben einzuschenken?«
Donovan erhob sich, holte ihr ein Glas und stellte es vor sie auf den Tisch. Dann setzte er sich wieder.
»Wie?« fragte er noch einmal.
»Es hatte mit Chemikalien zu tun.«
Roberta Reynolds holte ein Taschentuch hervor und wischte sich die Augen, in denen plötzlich Tränen schimmerten.
Donovan beobachtete sie. Er war ziemlich sicher, daß die Frau kurz vor dem Zusammenbruch stand – eine Ironie des Schicksals: Ausgerechnet Roberta Reynolds, die einzige, die ihn zurückgerufen hatte, war ein Nervenbündel.
»Ich bin kein Wissenschaftler, Roberta. Erklären Sie es mir so einfach wie möglich.«
Roberta Reynolds knüllte das Taschentuch zusammen. »Alle Kugeln waren mit einer Chemikalie eingesprüht, nur die Kugeln mit den Gewinnzahlen nicht. Auch das Ziehungsgerät, die Röhren und die Öffnungen, durch die die Kugeln fielen, waren mit irgend etwas präpariert. Genau kann ich es nicht erklären, aber … es hat irgendwie bewirkt, daß nur die Kugeln, die nicht behandelt waren, durch die Öffnungen fielen. Nur die Kugeln mit den Gewinnzahlen, in sämtlichen Körben.«
»Verdammt!« Donovan starrte sie fassungslos an. »Okay, Roberta. Ich habe noch eine Million Fragen. Wußten die anderen Gewinner auch darüber Bescheid? Wie es gemacht wurde? Und von wem?« Er dachte an LuAnn Tyler. Sie wußte Bescheid; das war sonnenklar.
»Nein. Keiner der Gewinner wußte, wie es gemacht wurde. Nur die Leute, die es getan haben.« Sie wies auf Donovans Diktiergerät. »Das Band ist stehengeblieben.« Voller Bitterkeit fügte sie hinzu: »Und ich bin sicher, Sie möchten kein Wort versäumen.«
Donovan nahm das Diktiergerät und betrachtete es, während er sich ihre Worte durch den Kopf gehen ließ. »Das kann nicht ganz stimmen, Roberta«, sagte er und fingerte an dem Gerät herum. »Schließlich wußten Sie ja, daß die Ziehung gedeichselt war, wie Sie mir gerade erst gesagt haben. Kommen Sie schon, erzählen Sie mir die ganze Wahrheit, und …«
Der wuchtige Schlag an den Oberkörper schleuderte Donovan über den Tisch hinweg. Er schlug schwer auf den Eichenparkettboden. Für einen Moment bekam er keine Luft. Er spürte, wie die gebrochenen Rippen sich in seinem Brustkorb bewegten.
Reynolds ragte über ihm auf. »Tja, die Wahrheit sieht so aus, daß nur die Person, die
Weitere Kostenlose Bücher