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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Geräte Platz nehmen und holte eine Mikrofilmspule aus dem Archiv. Es dauerte nur eine Minute, dann hatte sie die Spule eingelegt, und die Information stand auf dem hellen Bildschirm. Die Frau drehte an einigen Knöpfen. Textzeilen glitten über den Schirm. LuAnn schaute genau zu, wie die Frau die Spule wieder herausnahm und das Gerät ausschaltete. »Versuchen Sie es jetzt mal selbst«, sagte die Frau.
    Geschickt legte LuAnn die Spule ein und drehte an den Knöpfen, um den Film zu transportieren.
    »Das ist sehr gut. Sie lernen schnell. Die meisten Leute begreifen es nicht auf Anhieb.«
    »Ich hatte schon immer geschickte Hände.«
    »Der Katalog ist beschriftet. Wir haben natürlich die örtlichen Zeitungen, aber auch ein paar bundesweit erscheinende Blätter. Die Erscheinungsdaten stehen außen auf den Katalogschubladen.«
    »Vielen Dank.«
    Sobald die Bibliothekarin gegangen war, erforschte LuAnn mit Lisa auf dem Arm die vielen Schubladen des Archivs. Dann setzte sie Lisa samt Flasche auf den Boden. Erheitert sah sie zu, wie Lisa sich zu einem Schrank rollte und versuchte, sich daran hochzuziehen. LuAnn entdeckte eine überregionale Zeitung und suchte in der Schublade die Spulen heraus, auf denen die Ausgaben der letzten sechs Monate archiviert waren. Dann wechselte sie rasch Lisas Windeln und ließ sie ein Bäuerchen machen, ehe sie die erste Spule ins Mikrofilmgerät einlegte.
    Während Lisa auf LuAnns Schoß saß, aufgeregt plapperte und auf die Zeilen auf dem Bildschirm wies, überflog LuAnn die erste Seite der Zeitung. Es dauerte nicht lange, bis sie den gesuchten Artikel gefunden hatte. Die fette Schlagzeile lautete: »Fünfundvierzig Millionen Dollar für Lotteriegewinner.«
    Rasch las LuAnn die Story. Von draußen drang das Prasseln eines Platzregens an ihre Ohren. Im Frühjahr regnete es viel in dieser Gegend, meist begleitet von heftigen Gewittern. Wie eine Antwort auf LuAnns Fragen erfolgte ein so starker Donnerschlag, daß das Gebäude zu beben schien. Beunruhigt blickte sie zu Lisa, doch das kleine Mädchen schien völlig unbeeindruckt zu sein.
    LuAnn nahm die Decke aus der Tasche, breitete sie auf dem Boden aus und setzte Lisa mitsamt ein paar Spielsachen darauf. Dann widmete sie sich wieder der Schlagzeile. Sie holte den Stenoblock und den Stift hervor und machte sich rasch Notizen. Dann nahm sie sich den nächsten Monat vor.
    Die Ziehung der U.S.-Lotterie fand stets am Fünfzehnten jeden Monats statt, so daß LuAnn nur die Ausgaben vom Sechzehnten bis zum Zwanzigsten las. Zwei Stunden später hatte sie die Berichte über die letzten sechs Gewinner gelesen. Sie drehte die letzte Spule zurück und legte sie wieder in die Schublade. Dann lehnte sie sich zurück und betrachtete ihre Notizen. Ihr dröhnte der Schädel, und liebend gern hätte sie eine Tasse Kaffee getrunken. Immer noch prasselte der Regen.
    LuAnn nahm Lisa auf den Arm und ging in den Bibliothekssaal. Dort holte sie einige Kinderbücher, zeigte Lisa die Bilder und las ihr vor. Nach zwanzig Minuten war die Kleine eingeschlafen. LuAnn legte Lisa in ihre Babytasche und stellte diese auf den Tisch. Im Saal war es still und warm. Als LuAnn spürte, daß sie einschlief, streckte sie rasch die Hand aus und umfaßte schützend Lisas Beinchen. Irgendwann schreckte sie auf, als sie eine Hand auf der Schulter spürte. Sie hob den Blick und schaute direkt in die Augen der Bibliothekarin.
    »Es tut mir leid, daß ich Sie geweckt habe, aber wir schließen jetzt.«
    Benommen blickte LuAnn sich um. »Du meine Güte, wie spät ist es?«
    »Kurz nach sechs, meine Liebe. Sie haben fast zwei Stunden geschlafen.«
    LuAnn packte schnell zusammen. »Tut mir leid, daß ich einfach so eingeschlafen bin.«
    »Ach, das hat mich überhaupt nicht gestört. Es tut mir nur leid, daß ich Sie wecken mußte. Sie haben so friedlich ausgesehen mit Ihrer süßen kleinen Tochter.«
    »Nochmals vielen Dank für Ihre Hilfe.« LuAnn legte den Kopf schief und lauschte dem Trommeln des Regens auf dem Dach.
    Die Frau blickte sie an. »Ich wünschte, ich könnte Sie irgendwohin mitnehmen, aber ich fahre mit dem Bus.«
    »Ist schon gut. Ich und der Bus sind auch alte Freunde.«
    LuAnn zog den Mantel über Lisa und verließ die Bibliothek. Sie rannte zur Bushaltestelle, wo sie eine halbe Stunde warten mußte, bis der Bus mit quietschenden Bremsen hielt. Die luftdruckbetriebene Tür öffnete sich mit lautem Zischen. LuAnn fehlten zehn Cent fürs Fahrgeld, doch der Busfahrer, ein

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