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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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aus?« fragte sie und posierte vor Charlie.
    »Besser als jede Frau im Cosmopolitan, das ist mal sicher.«
    »Und dabei haben Sie noch gar nichts gesehen. Warten Sie mal, bis ich erst meine Kleine angezogen habe«, sagte sie stolz. »Davon habe ich wirklich geträumt. Oft.«
    Eine Stunde später setzte LuAnn die nach neuester Babymode gekleidete Lisa in die Babytasche und hob sie hoch. »Fertig, Charlie?« fragte sie.
    »Noch nicht ganz.« Er öffnete die Tür der Suite, blickte dann aber noch einmal zu LuAnn. »Machen Sie mal die Augen zu. Wenn schon, denn schon.« LuAnn schaute ihn mißtrauisch an. »Na los, machen Sie die Augen zu«, sagte er grinsend.
    Sie gehorchte. Nach wenigen Sekunden hörte sie seine Stimme wieder: »Okay, Augen auf.« Als LuAnn die Augen öffnete, blickte sie auf einen nagelneuen, sündhaft teuren Kinderwagen. »Oh, Charlie.«
    »Wenn Sie dieses Ding noch lange herumschleppen, schleifen Ihre Hände bald auf dem Fußboden«, sagte er und deutete auf die Babytasche.
    LuAnn umarmte ihn herzlich und setzte Lisa in den Wagen. Dann zogen die drei los.

KAPITEL 11

    Shirley Watson schäumte vor Wut. Bei der Suche nach einer angemessenen Rache für die Erniedrigung durch LuAnn Tyler hatte sie ihren Einfallsreichtum – soweit sie darüber verfügte – bis zum Maximum ausgeschöpft. Sie parkte ihren Pickup an einer abgelegenen Stelle, ungefähr eine Viertelmeile vom Wohnwagen entfernt, und stieg aus. In der rechten Hand hielt sie einen Metallkanister. Sie warf einen Blick auf die Armbanduhr, ehe sie losmarschierte. Sie war sicher, daß LuAnn um diese Zeit im Wohnwagen schlief, nachdem sie die ganze Nacht gearbeitet hatte. Wo Duane sich herumtrieb, war Shirley egal. Wenn er ebenfalls da war, bekam er eben auch sein Fett ab. Warum hatte der Kerl sie nicht gegen LuAnn verteidigt, diese Wildkatze?
    Mit jedem Schritt wurde die kleine, dicke Shirley wütender. Sie war mit LuAnn zur Schule gegangen und hatte sie ebenfalls ohne Abschluß verlassen. Wie LuAnn hatte auch Shirley ihr ganzes Leben in Rikersville verbracht. Doch im Gegensatz zu LuAnn hatte sie nicht den Wunsch, von hier fortzugehen. Deshalb war es um so schlimmer, was LuAnn ihr angetan hatte. Die Leute hatten gesehen, wie Shirley sich nach Hause geschlichen hatte – splitterfasernackt. Noch nie war sie so gedemütigt worden. Sie hatte sich so viele hämische Bemerkungen anhören müssen, daß es für den Rest ihres Lebens reichte. Und man würde die Geschichte immer wieder genüßlich ausbreiten – so lange, bis Shirley zum Trottel des ganzen Countys geworden war. Man würde sie für den Rest ihres Lebens verlachen und verspotten, bis sie tot und begraben war. Vielleicht würde es nicht einmal dann aufhören. Dafür würde LuAnn Tyler bezahlen!
    Okay, sagte sich Shirley, sie hatte mit Duane geschlafen – na und? Alle wußten, daß Duane nicht die Absicht hatte, LuAnn zu heiraten. Und alle wußten überdies, daß LuAnn sich eher umbringen würde, als mit diesem Mann vor den Altar zu treten. Sie blieb bei Duane, weil sie nirgendwo anders hingehen konnte oder ihr der Mut fehlte, ihr Leben zu ändern. Das wußte Shirley ganz genau. Und alle hielten LuAnn für so schön, so tüchtig. Shirley kochte vor Wut, und trotz des kühlen Wetters wurde ihr Gesicht puterrot. O ja, sie würde sich genußvoll anhören, was die Leute über LuAnns Aussehen sagen würden, nachdem sie, Shirley Watson, mit diesem Miststück abgerechnet hatte.
    In der Nähe des Wohnwagens duckte Shirley sich und huschte von Baum zu Baum. Der große Buick parkte immer noch vor dem Eingang. Shirley sah die Reifenabdrücke im Schlamm, wo der Schlitten ins Schlingern gekommen war. Als sie am Buick vorüber war, blieb sie stehen, um einen Blick in den Wohnwagen zu werfen, ehe sie weiterschlich. War Besuch gekommen? Plötzlich lächelte sie hämisch. Vielleicht leistete LuAnn sich eine kleine Extratour, während Duane weg war. Dann konnte sie es diesem Weibsstück mit gleicher Münze heimzahlen. Shirley strahlte bei dem Gedanken, wie eine nackte LuAnn kreischend aus dem Wohnwagen rannte.
    Unvermittelt herrschte Stille. Wie auf einen unhörbaren Befehl war der Wind abgeflaut. Shirleys Lächeln schwand, und sie blickte sich nervös um. Sie packte den Kanister noch fester und nahm ein Jagdmesser aus der Jackentasche. Falls es mit der Batteriesäure im Kanister nicht klappte – mit dem Messer würde sie bestimmt nicht danebenstechen. Sie hatte fast ihr Leben lang Wild und Fische ausgenommen

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