Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
LuAnn. Wir reden später darüber, okay?«
    Sie zuckte die Schultern und schob sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Ich habe Ihnen keinen Heiratsantrag gemacht, Charlie, falls Sie das meinen.«
    »Ist auch gut so. Ich bin fast alt genug, um Ihr Großvater zu sein.« Er lächelte.
    »Aber ich habe es wirklich gern, wenn Sie bei mir sind. Ich hatte nie viele Freunde … jedenfalls keine, auf die ich mich verlassen konnte. Auf Sie kann ich mich verlassen, das weiß ich. Sie sind doch mein Freund, oder?«
    Charlie räusperte sich. »Ja«, sagte er. Dann schlug er einen mehr geschäftsmäßigen Tonfall an. »Ich denke darüber nach, LuAnn. Wir reden über diese Sache, wenn ich zurück bin. Versprochen.«
    Nachdem die Tür sich hinter Charlie geschlossen hatte, machte LuAnn Lisa für ein Nickerchen fertig. Während die Kleine einschlief, lief LuAnn rastlos durch die Suite. Sie schaute aus dem Fenster und sah, wie Charlie das Hotel verließ und die Straße hinunterging. LuAnn folgte ihm mit Blicken, bis er außer Sicht war. Sie hatte niemanden gesehen, der ihn beschattete, aber es waren so viele Menschen unterwegs, daß sie nicht sicher war. Sie seufzte und runzelte die Stirn. Hier war sie nicht in ihrem Element. Sie wollte nur eins: daß Charlie heil und gesund zurückkam.
    Dann dachte sie über die Pressekonferenz nach, doch bei der Vorstellung, daß eine Heerschar fremder Menschen ihr alle möglichen Fragen stellte, gingen ihr die Nerven durch, und sie schob den Gedanken weit von sich.
    Es klopfte. LuAnn zuckte zusammen und blickte zur Tür. Sie wußte nicht, was sie tun sollte.
    »Zimmerservice«, sagte jemand. LuAnn blinzelte durch den Türspion. Der junge Mann auf dem Flur trug tatsächlich eine Pagenlivree.
    »Ich habe nichts bestellt«, sagte LuAnn und gab sich Mühe, daß ihre Stimme nicht zittrig klang.
    »Ich habe ein Päckchen und eine Nachricht für Sie, Ma’am.«
    LuAnn wich zurück. »Von wem?«
    »Das weiß ich nicht, Ma’am. Ein Herr hat mich in der Lobby gebeten, es Ihnen zu bringen.«
    Charlie? dachte LuAnn. »Hat er meinen Namen gewußt?«
    »Nein, er hat auf Sie gezeigt, als Sie zum Aufzug gegangen sind, und mir gesagt, ich soll Ihnen das hier bringen. Möchten Sie es jetzt entgegennehmen, Ma’am?« fragte er geduldig. »Wenn nicht, lege ich es in Ihr Fach hinter der Rezeption.«
    LuAnn öffnete die Tür einen Spalt. »Nein, geben Sie nur her.« Sie streckte den Arm heraus, und der Page gab ihr das Päckchen. Sofort schloß sie die Tür wieder. Der junge Mann stand verdutzt und enttäuscht da, weil seine Bemühungen und seine Geduld ihm kein Trinkgeld eingebracht hatten. Aber der Mann in der Lobby hatte ihm schon ordentlich was in die Hand gedrückt. Der Page machte sich wieder auf den Weg.
    LuAnn riß das Kuvert auf und faltete den Brief auseinander. Die Nachricht war kurz und auf dem Briefpapier des Hotels geschrieben.
    »Liebe LuAnn, wie fühlt Duane sich in letzter Zeit? Und der andere Bursche? Womit haben Sie ihm eigentlich eins verpaßt? Er ist mausetot. Sie wollen doch sicher nicht, daß die Polizei herausfindet, daß Sie dort waren. Ich hoffe, Ihnen gefällt der Artikel. Ein paar Neuigkeiten aus der Heimat. Wir müssen mal gemütlich plaudern. In einer Stunde. Nehmen Sie ein Taxi zum Empire State Building. Ist wirklich eine Sehenswürdigkeit. Lassen Sie den großen Burschen und das Kind zu Hause. Grüße und Küsse.«
    LuAnn zerriß das braune Packpapier. Eine Zeitung fiel heraus. Sie hob sie auf. Es war die Atlanta Journal and Constitution. Eine Seite war mit einem gelben Zettel markiert. LuAnn setzte sich auf die Couch und las.
    Beim Anblick der Schlagzeile fuhr sie hoch. Dann verschlang sie den Artikel. Hin und wieder huschten ihre Blicke auf das dazugehörige Foto. In körnigem Schwarz und Weiß wirkte der Wohnwagen noch schäbiger, sofern das überhaupt möglich war. Er sah aus, als wäre er buchstäblich zusammengebrochen und würde nur noch auf den Müllwagen warten, der ihn und seine Insassen zur Beerdigung fortschaffte. Auch der Buick war auf dem Foto zu sehen. Der lange Kühler mit der obszönen Figur war direkt auf den Wohnwagen gerichtet, wie die Schnauze eines Jagdhundes, der seinem Herrn zu verstehen gab: »Da ist die Beute.«
    Beide Männer tot, stand in dem Artikel. Drogen im Spiel. Als LuAnn den Namen Duane Harvey las, fiel eine Träne auf die Zeitung und verwischte die Buchstaben. LuAnn setzte sich wieder, rang verzweifelt nach Fassung. Der zweite Mann war noch

Weitere Kostenlose Bücher