Die Versuchung
Journalisten, wissen Sie. Und Ihr Aussehen war die Krönung. Drei Heiratsanträge in einer einzigen Pressekonferenz sind ein Rekord, soweit ich weiß.«
LuAnn gewann die Fassung wieder und lehnte sich zurück, während die schwere Limousine über die Straße glitt. »Danke.«
»Ehrlich gesagt, hatte ich Sorgen, Sie würden sich zum Narren machen. Nehmen Sie das aber nicht persönlich. Wie ich Ihnen bereits sagte, sind Sie eine intelligente junge Frau. Trotzdem geschieht es oft, daß jemand, der unvermittelt in eine völlig ungewohnte Situation gestellt wird, plötzlich versagt, ganz gleich, wie intelligent er ist. Würden Sie mir zustimmen?«
»Ich habe eine Menge Übung darin.«
»Wie bitte?« Jackson beugte sich ein wenig vor, blieb LuAnns Blicken aber immer noch verborgen. »Übung worin?«
LuAnn starrte auf die dunkle Rückbank. Die Lampe über ihr blendete sie. »Mit ungewohnten Situationen fertigzuwerden.«
»Wissen Sie, LuAnn, daß Sie mich manchmal wirklich in Erstaunen versetzen? Ehrlich. Ja, es gab sogar einige wenige Beispiele, da Ihr Scharfblick sich mit dem meinen messen konnte. Und das sage ich nicht einfach so daher.« Er fixierte sie einige Sekunden; dann öffnete er die Aktentasche, die neben ihm auf den Sitz lag, und nahm einige Papiere heraus. Als er sich wieder in das weiche Leder zurücklehnte, huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Er konnte einen Seufzer der Zufriedenheit nicht unterdrücken.
»Und nun, LuAnn, ist der Zeitpunkt gekommen, über die Bedingungen zu sprechen.«
LuAnn strich über ihre Bluse, ehe sie die Beine übereinander schlug. »Vorher müssen wir über etwas anderes reden.«
Jackson legte den Kopf schief. »Tatsächlich? Und das wäre?«
LuAnn stieß heftig den Atem aus. Sie hatte die ganze Nacht wach gelegen und überlegt, wie sie Jackson von dem Mann erzählen sollte, der sich Rainbow nannte. Anfangs hatte sie sich gefragt, ob Jackson überhaupt davon erfahren müsse, war dann aber zu der Einsicht gelangt, daß er es irgendwann herausfinden würde, weil es um das Lotteriegeld ging. Da war es besser, Jackson erfuhr es von ihr.
»Gestern hat mich ein Mann angesprochen.«
»Ein Mann, sagen Sie? Was wollte er?«
»Geld.«
Jackson lachte. »LuAnn, meine Liebe, alle werden Geld von Ihnen wollen.«
»Nein, es ging um etwas anderes. Der Mann wollte die Hälfte von meinem Gewinn.«
»Wie bitte? Das ist absurd.«
»Nein, ganz und gar nicht. Er … er hatte Informationen über mich. Er wußte von Dingen, die ich erlebt habe, und die wollte er ausplaudern, wenn er das Geld nicht bekommt.«
»Du meine Güte, was für Dinge?«
LuAnn schwieg, blickte durchs Fenster. Schließlich fragte sie: »Kann ich etwas zu trinken bekommen?«
»Bitte, bedienen Sie sich.« Ein behandschuhter Finger erschien aus der Dunkelheit und wies auf die große Mittelkonsole der Limousine. Ohne in Jacksons Richtung zu blicken, öffnete LuAnn die Tür des kleinen Kühlschranks und nahm eine Coca Cola heraus.
Sie trank einen Schluck, wischte sich die Lippen ab und fuhr fort: »Mir ist da etwas passiert. Kurz bevor ich Sie angerufen und Ihnen gesagt habe, daß ich Ihr Angebot annehme.«
»Könnte es sich dabei um die beiden Leichen in Ihrem Wohnwagen handeln? Oder um die Drogen? Oder daß die Polizei nach Ihnen fahndet? Oder haben Sie vielleicht versucht, noch etwas vor mir geheim zu halten?«
LuAnn antwortete nicht gleich. Nervös drehte sie die Colaflasche im Schoß. Fassungsloses Erstaunen stand ihr ins Gesicht geschrieben.
»Mit den Drogen habe ich nichts zu tun. Und der Mann hat versucht, mich umzubringen. Ich habe mich nur verteidigt.«
»Ich hätte wissen müssen, daß etwas passiert war, als Sie so überhastet Ihre Heimatstadt verließen und Ihren Namen ändern wollten.« Traurig schüttelte er den Kopf. »Meine arme, arme LuAnn. Ich nehme an, auch ich hätte angesichts dieser Umstände die Stadt schnellstmöglich verlassen. Und wer hätte das von unserem kleinen Duane gedacht? Drogen! Wie entsetzlich. Aber ich will Ihnen etwas sagen, meine liebe LuAnn. Ich bin ein herzensguter Mensch und werde es Ihnen deshalb nicht nachtragen. Was geschehen ist, ist geschehen. Aber …«, Jacksons Stimme bekam einen eisigen Beiklang, »versuchen Sie nie wieder, etwas vor mir zu verbergen, LuAnn. Bitte, tun Sie sich das nicht an.«
»Aber dieser Mann …«
»Das ist erledigt«, unterbrach Jackson sie ungeduldig. »Sie brauchen ihm kein Geld mehr zu geben.«
Sie starrte wieder in die
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