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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Norden und im Süden. Und Gesetz ist Gesetz.«
    Doris war von den Tugenden ihrer Landsleute im Norden nicht so überzeugt. Sie schnaubte verächtlich. Dann schaute sie ihren Mann plötzlich hoffnungsvoll an. »Hör mal, wenn LuAnn verurteilt wird, muß sie doch das Geld zurückgeben, das sie gewonnen hat, oder?« Doris blickte wieder auf den Fernseher, auf LuAnns lächelndes Gesicht, und überlegte, ob sie zur Mülltonne gehen und die Losfetzen suchen und zusammensetzen sollte. »Im Gefängnis kann sie mit dem Geld ja wohl nichts anfangen.«
    Sheriff Waymer seufzte und bemühte sich, eine Verbindung mit der Polizei in New York zu bekommen.

    LuAnn hielt den großen Scheck in die Höhe, winkte und lächelte der Menge zu. Dabei beantwortete sie die Fragen, mit denen man sie von allen Seiten bombardierte. Ihr Bild wurde in die gesamten Vereinigten Staaten und dann in die Welt übertragen.
    Ob sie schon Pläne habe, was sie mit dem Geld anfangen würde? Und wenn ja, welche?
    »Sie werden es erfahren«, hatte LuAnn geantwortet. »Sie werden es sehen, aber bis dahin müssen Sie sich gedulden.«
    Es kamen eine Reihe voraussehbarer dämlicher Fragen, wie: »Sind Sie glücklich?«
    »Unglaublich«, hatte sie erklärt. »Mehr als Sie sich vorstellen können.«
    »Werden Sie das gesamte Geld an einem Ort ausgeben?«
    »Wahrscheinlich nicht, sofern es nicht ein sehr, sehr großer Ort ist.«
    »Werden Sie Ihre Familie unterstützen?«
    »Ich werde alle Leute unterstützen, die ich mag.«
    Sie erhielt drei Heiratsanträge und gab jedem Bewerber eine andere, humorvolle Antwort, die aber immer auf ein »Nein« hinauslief. Charlie kochte insgeheim vor Wut über diese Kerle. Dann blickte er auf die Uhr und drängte sich zum Ausgang durch.
    Nach weiteren Fragen, Fotos, Lachen und Lächeln war die Pressekonferenz endlich beendet, und LuAnn wurde von der Bühne geleitet. Sie ging zurück in den Warteraum, wechselte schnell in Hosen und eine Bluse, wischte sich das Make-up vom Gesicht, stopfte das lange Haar unter einen Cowboyhut und nahm Lisa hoch. Sie blickte auf die Uhr. Knapp zehn Minuten waren verstrichen, seit sie der Welt als die Lotteriegewinnerin des Monats präsentiert worden war. Sie rechnete damit, daß der Sheriff in Rikersville inzwischen Verbindung mit der New Yorker Polizei aufgenommen hatte. In LuAnns Heimatort schauten sich alle die Lotterieziehung mit gleichsam religiösem Eifer an, auch Sheriff Roy Waymer. Jetzt wurde die Zeit knapp.
    Davis steckte den Kopf durch die Tür. »Miss Tyler, am Hintereingang wartet ein Wagen auf Sie. Ich lasse Sie dorthin begleiten, sobald Sie fertig sind.«
    »Ich bin startklar.« Als Davis sich umdrehte, rief LuAnn ihm zu: »Falls jemand nach mir fragt, ich bin in meinem Hotel.«
    Davis musterte sie kalt. »Erwarten Sie jemanden?«
    »Lisas Vater. Frank.«
    Davis’ Gesicht wurde hart. »Und wo wohnen Sie?«
    »Im Plaza«
    »Natürlich.«
    »Bitte, sagen Sie niemandem, wo ich bin. Ich habe Frank ziemlich lange nicht gesehen. Er war fast drei Monate im Manöver. Wir wollen nicht gestört werden.« Sie hob boshaft die Brauen und lächelte. »Sie wissen, was ich meine?«
    Davis rang sich ein sehr unehrliches Lächeln ab und machte eine spöttische Verbeugung. »Sie können mir voll und ganz vertrauen, Miss Tyler. Ihre Kutsche wartet.«
    LuAnn lächelte innerlich. Jetzt war sie sicher, daß die Polizei, falls sie hier aufkreuzte, umgehend zum Plaza Hotel geschickt wurde, um LuAnn Tyler zu verhaften. Damit gewann sie kostbare Zeit, die sie brauchte, um aus dieser Stadt und diesem Land zu fliehen. Nun begann ihr neues Leben.

KAPITEL 17

    Der Hinterausgang des Gebäudes war sehr versteckt und deshalb sehr ruhig. Eine überlange schwarze Limousine wartete auf LuAnn, als sie das Gebäude verließ. Der Chauffeur tippte an die Mütze und riß die Tür auf. LuAnn stieg ein und setzte Lisa neben sich.
    »Gute Arbeit, LuAnn. Ihre Darbietung war tadellos«, sagte Jackson.
    LuAnn hätte beinahe aufgeschrien. Erschrocken starrte sie in die dunklen Winkel auf der anderen Seite des riesigen Rückteils der Limousine. Alle Lampen im Innern waren ausgeschaltet, bis auf die über LuAnns Kopf. Sie hatte das Gefühl, wieder auf der Bühne im Lotteriegebäude zu stehen. Sie vermochte kaum Jacksons Silhouette zu erkennen, da er sich tief in die Polster drückte.
    Seine Stimme drang zu ihr herüber. »Wirklich sehr gefaßt und würdevoll, mit einem Hauch von Humor, wo es angebracht war. Ein Festessen für die

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