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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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nicht klar.
    Er wußte nur, daß er diese Frau finden wollte.
    Unbedingt.

KAPITEL 20

    Jackson saß in einem Sessel im dunklen Wohnzimmer einer Luxuswohnung, die schon vor dem Krieg erbaut worden war und einen Blick über den Central Park gewährte. Seine Augen waren geschlossen, die Hände ordentlich im Schoß gefaltet. Er ging auf die Vierzig zu, war aber immer noch sehnig und drahtig. Seine wahren Züge waren zwitterhaft, obgleich die Jahre feine Falten um Augen und Mund gegraben hatten. Das kurze Haar war modisch geschnitten, seine Kleidung unaufdringlich elegant und teuer. Sein hervorstechendstes Merkmal waren eindeutig die Augen, die er sehr sorgfältig tarnen mußte, wenn er einem Job nachging.
    Jackson erhob sich und schlenderte durch die geräumige Wohnung. Die Einrichtung war ein buntes Durcheinander: Englische, französische und spanische Antiquitäten vermischten sich ungezwungen mit asiatischen Kunstgegenständen und Skulpturen.
    Dann betrat Jackson ein Zimmer, das an die Garderobe eines Broadway-Stars erinnerte. Es war sein Schmink- und Arbeitsraum. Indirekte Deckenbeleuchtung, an allen Wänden mehrere Spiegel mit speziellen Lampen, die nicht heiß wurden. Vor den beiden größten Spiegeln standen zwei gepolsterte Ledersessel auf Rollen, so daß er sich im Zimmer bewegen konnte, ohne aufzustehen. Unzählige Fotos waren säuberlich auf Korktafeln an den Wänden geheftet. Jackson war leidenschaftlicher Fotograf. Viele seiner Motive dienten als Grundlage für die Schein-Identitäten, die er sich im Laufe der Jahre geschaffen hatte. Perücken und Haarteile hingen an mit Baumwolle umwickelten Drähten. Die Wandschränke bargen Dutzende von Latexkappen und andere Körperteile aus Kunststoff, ferner Zahnkappen, Gußformen, synthetisches Material und Plastilin. Eines der Schrankfächer enthielt Watte, Aceton, flüssiges Gummi, Puder, Körperschminke, kleine, mittlere und große Pinsel verschiedener Härte, Theaterschminke, Kollodium, um Wund- und Pockennarben nachzuahmen, lockiges Haar für falsche Vollbärte, Schnäuzer und Augenbrauen, Dermawachs zur Veränderung des Gesichts, Hautgrundierung, Gelatine, Make-up-Paletten, Netze, Klebeband für Toupets, Schwämmchen und Stopfnadeln, um Haar auf Netze zu knüpfen und Bärte oder Perücken herzustellen. Dazu kamen Hunderte anderer Hilfsmittel, die einzig und allein dazu dienten, das Aussehen zu verändern. Es gab drei Garderobenständer mit den verschiedensten Kleidungsstücken für alle Gelegenheiten und mehrere Wandspiegel, um die Wirkung der Verkleidung zu überprüfen. In einem Wandtresor lagen in den Schubladen fünfzig vollständige Ausweismappen, mit denen Jackson die Welt als Mann oder Frau bereisen konnte.
    Jackson lächelte, als er die Gegenstände im Raum betrachtete. Hier fühlte er sich am wohlsten. In die Persönlichkeiten anderer Menschen zu schlüpfen, seine vielen neue Rollen zu schaffen war die einzige beständige Freude in Jacksons Leben. Doch gleich an zweiter Stelle seiner Lieblingsbeschäftigungen stand das Spielen dieser Rollen.
    Er setzte sich an den Tisch und strich über die Oberfläche. Dann starrte er in einen Spiegel. Im Unterschied zu jedem anderen Menschen, der in einen Spiegel blickte, sah Jackson nicht sich selbst, sondern ein gleichsam leeres Gesicht, das manipuliert und modelliert, geschminkt und verändert werden konnte, um zu jemand anderem zu werden. Wenngleich Jackson mit seiner Intelligenz und Persönlichkeit vollauf zufrieden war, sah er nicht ein, sich ein Leben lang mit nur einer Identität zufrieden zu geben, wo es doch so viel mehr gab, das man als anderer Mensch erleben konnte. Reisen, wohin es einem gefiel. Tun und lassen, was man wollte. Das hatte er auch seinen zwölf Lotteriegewinnern erklärt. Seinen Küken. Und alle hatten es ihm abgenommen, voll und ganz; denn er hatte absolut recht gehabt.
    In den letzten zehn Jahren hatte Jackson für jeden seiner Gewinner Hunderte von Millionen Dollar verdient, und Milliarden für sich selbst. Ironischerweise war Jackson in einem sehr reichen Elternhaus aufgewachsen. Seine Familie hatte dem »alten Geldadel« angehört, doch seine Eltern waren lange tot. In Jacksons Augen war sein Vater ein typisches Beispiel für jene Mitglieder der Oberschicht gewesen, deren Geld und soziale Stellung ererbt und nicht durch eigene Leistung verdient waren.
    Jackson Senior war arrogant und unsicher zugleich gewesen. Als langjähriger Politiker und Insider in Washington hatte er die

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