Die versunkene Welt
den Ballon der Zaem gerichtet war. Und nun brüllte er seinen Namen, zweimal kurz hintereinander.
Es war eine Kampfansage an alles Lebende, an alle, die es wagen sollten, sich ihm nochmals in den Weg zu stellen. Und als er nun losrannte, da wußte Mythor, daß er sich vorhin nicht getäuscht hatte.
Zaem, Burra und deren Amazonen waren seine erbitterten Gegnerinnen. Mehr als einmal hatten sie ihm übel mitgespielt. Doch als er nun die Bestie über die Felsen klettern sah, die zwischen Tempel und Regenbogenballon lagen, gab es kein Halten mehr.
»Was tust du?« rief Scida entsetzt, als er die Deckung verließ und zum Tempel rannte.
Yacub erstarrte mitten in einem Sprung. Er landete hart, richtete sich brüllend auf und drehte sich um.
Für die Dauer eines Herzschlags nur standen sie sich gegenüber – Mythor mit dem Gläsernen Schwert in der Hand und die Ausgeburt der Finsternis. Einen Herzschlag nur starrten sie sich gegenseitig an. Nur durch ein lächerliches Stück felsiges Gelände voneinander getrennt, maßen sie sich mit Blicken. Und beide wußten, daß es diesmal um alles ging.
Wie Donner hallte Yacubs schauriges Gebrüll über das Tal, als er all seine Muskeln spannte und sich mit seiner ganzen urtümlichen, dämonischen Kraft auf den neuen Gegner stürzte.
Und wie zur Antwort hob im Tempel das bekannte Heulen und Kreischen an. Mythor brauchte sich nicht umzusehen, um zu wissen, was jetzt aus den Toren hervorquoll.
Yacub war heran, Mythor sprang zur Seite und schwang Alton mit beiden Händen. Hinter ihm warfen sich Gerrek und die beiden Amazonen der anstürmenden Brut entgegen.
*
Der Schreckensschrei blieb Gudun im Halse stecken, als der Vierarmige, fast schon heran, stürzte, sich aufrichtete und langsam umdrehte.
Beide Schwerter schon zum Kampf erhoben, stand die Kriegerin fassungslos und suchte zu erkennen, was Yacubs Aufmerksamkeit von ihr, Gorma, Talks und Sosona abgelenkt hatte.
Sie sah, wie er wieder auf den Tempel zurannte, sprang auf einen Felsen, und stieß laut die Luft aus.
»Honga!« rief sie den Gefährtinnen zu. Sie winkte ihnen zu, daß sie zu ihr heraufkommen sollten. Mit ausgestrecktem Arm und dem Schwert deutete sie auf den Tempel, wo in diesem Augenblick ein mörderischer Kampf entbrannte.
»Honga, die Amazonen und der Mandaler!« rief sie. »Wenn Yacub sie nicht zermalmt, werden seine Sprößlinge sie zerfetzen!«
»Um so besser!« knirschte Gorma. »So nehmen sie uns die Arbeit ab!«
»Hast du den Verstand verloren?« fuhr Gudun sie an. Auch Sosona bedachte Gorma mit Blicken, aus denen Unverständnis und Schrecken sprachen. »Sie sind unsere Gegner, aber wir dürfen schon um Burras willen nicht zulassen, daß sie hier ein solches Ende finden! Der Tod, der über sie käme, wäre uns zugedacht gewesen! Und Burra will sie lebend!«
»Vereint könnten wir die Bestien besiegen«, murmelte Sosona mit halberstickter Stimme. »Allein sind sie ebenso machtlos wie wir.«
»Dann gilt es!« schrie Gudun. »Bereiten wir dem Alptraum ein für allemal ein Ende!«
Sie sprang vom Felsen und rannte los. Und sie wußte, daß es eines Wunders bedurfte, sollten nicht am Ende sie, die Gefährtinnen und Hongas Gruppe zerschmettert am Boden liegen.
*
Es war ein ungleicher Kampf, was die Zahl der Gegner anging, sowie diese Gegner selbst. Das Gläserne Schwert klagte und zog leuchtende Bahnen. Mythor mußte seine ganze Kraft in die Waagschale werfen, seine ganze Aufmerksamkeit. Ein Augenblick verminderter Wachsamkeit genügte, um dem Steinernen den entscheidenden Vorteil einzuräumen. Ein Schlag der mächtigen Arme genügte, um Mythor zu zerschmettern.
Und hart wie Stein war die Haut der Bestie nun wieder. Yacub kämpfte mit einer Wildheit, als wäre nie der Geist der Gaidel auf ihn übergeströmt. Nur manche seiner Bewegungen verrieten den in ihm tobenden Widerstreit. Fast schien es Mythor, als wüßte Yacub so gut wie er, daß es diesmal nur einen Sieger geben würde, keine Flucht, kein Erbarmen mit dem Verlierer – und als würfe die Bestie ihre allerletzten Kraftreserven in ein letztes, furchtbares Aufbäumen.
Während Mythor kämpfte wie nie zuvor, versuchten die Amazonen und Gerrek, Yacubs Brut in Schach zu halten und zurückzudrängen, auf daß der Gorganer wenigstens den Rücken frei hatte. Gerreks Flammenlohen deckten die drei Fuß große Kreaturen ein. Sein Kurzschwert fuhr auf sie herab. Scidas Klingen streckten einen Gegner nach dem anderen nieder. Kalisse kämpfte mit Schwert und
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