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Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Titel: Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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bis seine Haut sich schält wie bei einem Grillschwein. Sie schneiden ihm die Augenlider ab, so dass er in die Sonne starren muss, bis er blind wird, und dann lassen sie ihn Stückchen für Stückchen von den Ameisen fressen.«
    Alles Blut wich aus ihrem Gesicht, obwohl sie diese Geschichten nicht zum ersten Mal hörte. Manchmal hatte sie in den Ausgrabungscamps ihres Vaters wach gelegen und gelauscht, während niemand ahnte, dass die so leicht verletzlichen, schutzbedürftigen Ohren eines kleinen Mädchens mithörten. Und auch von den
Fellachen
hatte sie ähnliche Grausamkeiten gehört, nur dass die Barbaren in deren Geschichten Uniformen trugen.
    »Ich möchte gar nicht daran denken, was sie mit einer Frau tun werden«, schloss Neely eindringlich.
    Sie schluckte, wandte den Blick aber nicht ab. »Ich werde Mr Owens nicht allein lassen.«
    Sie starrten einander eine volle Minute lang an, bevor er ruckartig aufstand, Verwünschungen ausstieß und seinen Hut auf den Boden schleuderte. Sie sah ihm reglos zu.
    »Wenn ich ohne Owens in Suhag auftauche, kümmert es niemanden«, brüllte er sie an. »Aber wie soll ich erklären, dass ich da bin und Sie nicht?«
    »Das ist Ihr Problem.«
    »Verdammt noch mal, Mädchen, es ist mir egal, ob ich Sie auf ein Kamel fesseln muss ...«
    Dann verstummte er, denn sie war aufgestanden und zielte mit einer Pistole genau auf seine Brust. Mit Jim Owens’ Pistole. »Zum letzten Mal, Mr Neely, ich werde Mr Owens nicht verlassen und da Sie bereits erklärte haben, dass Sie ihn nicht mitnehmen werden ...«
    »Bei dem Versuch würde ich meine Haut riskieren«, unterbrach Neely sie.
    »Wie auch immer, ich werde nicht ohne ihn gehen. Und wenn Sie noch einen Schritt näher kommen, schieße ich auf Sie. Ich weiß zwar nicht, ob Sie das gleich umbringen wird, aber bei dieser geringen Entfernung wollen Sie doch bestimmt kein Risiko eingehen.«
    Die Soldaten traten murmelnd von einem Bein aufs andere. Die Situation hatte eine unangenehme Wendung genommen.
    »Gott verfluche Sie, Mädchen!«, explodierte Neely, doch jetzt klang er eher hilflos als wütend.
    Sie hielt die Pistole weiterhin auf seine Brust gerichtet. »Lassen Sie uns ein Kamel und Proviant da«, befahl sie.
    Er fluchte wieder und rief mit einer scharfen Geste einem seiner Männer einen Befehl zu. »Binde das letzte Kamel los.« Als der Mann zum Ende der Kolonne hastete, wandte Neely sich wieder an Ginesse.
    »Hören Sie. Ich möchte Sie nicht hier lassen. Ich bin Christ. Jedenfalls meistens. Und ich weiß nicht, wie hart ich Owens erwischt hab, so sieht’s aus. Ziemlich hart, schätze ich. Vielleicht wacht er nicht mehr auf, und was tun Sie dann?«
    Ein bodenloser Abgrund tat sich vor Ginesse auf. Sie schluckte und ließ nicht zu, dass sie hinabgesogen wurde. Sie glaubte ihm nicht. Ihr Vater hatte mehr als einen Schlag auf den Kopf abbekommen und er war immer wieder aufgewacht. Und Jim würde es auch.
    »Das Risiko gehe ich ein.«
    Nüchtern musterte er sie noch eine weitere Minute lang, unglücklich und resignierend.
    »In Ordnung, Miss. Sie haben gewonnen. Ich hab getan, was ich konnte, um Sie zum Mitgehen zu bewegen. Und falls es Sie tröstet – für das, was ich Mr Owens angetan hab, wissen Sie, müssen ich und meine Jungs einen französischen Abgang machen, da wir sonst garantiert verurteilt werden.« Vorwurfsvoll sah er sie an, als würde sie ihm absichtlich schaden wollen.
    »Sie
müssen
uns ja nicht hier zurücklassem«, erklärte sie.
    Neely schnaubte. »Erstens sagt man von diesem Kerl, dass er ein echt harter Knochen ist, und ich möchte nichtrausfinden, ob dieser Ruf berechtigt ist. Und zweitens haben meine Männer in einiger Entfernung ein Feuer entdeckt, egal, was Owens sagt. Also gedenke ich, lieber aus Ägypten zu fliehen, solange ich meinen Kopf noch auf den Schultern trage, als hier zu bleiben und ihn mir abschneiden zu lassen.«
    Aber Jim hatte gesagt, es gebe keinen Grund zur Beunruhigung, und wenn Jim sagte, da sei nichts, dann war da auch nichts. »Dann ist ja alles gesagt.« Sie wünschte, Neely würde endlich verschwinden, damit sie die Pistole weglegen und sehen konnte, ob sie irgendetwas für Jim tun konnte.
    Der Soldat, der das Kamel losgebunden hatte, führte es zu Neely hinüber. Diese Kamelstute war nicht ohne Grund das letzte Tier in der Karawane gewesen. Sie war alt und gallig, mit räudigem Fell und nur noch einem Auge. Sie spuckte und traf Neely an der Hose. Ginesse beschloss, sie zu

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