Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
entsprach der Wahrheit. Ich hoffte inständig, mich von nichts beirren zu lassen, die Königin nicht zu enttäuschen und Bellas Zukunft nicht zu gefährden.
Am Abend vor unserem Aufbruch ließ Queen Philippa mich noch spät zu sich in ihre Kammer rufen. Gwen war sofort besorgt, die Reise könne abgesagt oder verschoben worden sein, und auch ich ertappte mich dabei, wie ich heimlich dafür betete, dass sich nichts geändert habe. Bei aller Furcht, die Königin zu enttäuschen, versuchte ich doch, mich auf die Reise zu freuen.
Ich erhob mich rasch, half Gwen dabei, alle Spuren zu beseitigen, dass ich bereits beim Einschlafen gewesen war,
und eilte dann den Korridor hinab. Als ich mehrere Knappen des Königs vor ihrer Tür stehen sah, verlangsamte ich meinen Schritt. Ich wollte auf keinen Fall einen ehelichen Besuch stören. Doch einer der Diener klopfte zweimal an die Tür, als er mich erkannte, und trat ein, um meine Ankunft zu melden. Ich hörte die Königin rufen, er solle mich hereinführen, und die Tür schwang weit auf. Im Innern erwartete mich ein trauliches Ehebild, der König und die Königin, die neben einem Kohlenbecken in entspannter Haltung an einem Tisch saßen. Queen Philippa winkte mich zu dem leeren Stuhl zwischen ihnen.
»Ich wollte vor dem Schlafengehen bei euch beiden unbedingt noch jedwede mögliche Unklarheit darüber ausräumen, dass Ihr, Alice, in Sheppey meine Interessen vertreten sollt«, sagte sie. Der Anflug von Farbe im Gesicht und ihr klarer Blick ließen sie so gesund aussehen wie seit Tagen nicht mehr. Selbst in ihrer Stimme schwang mehr Kraft mit. »Aber Edward wurde offenbar noch von jedem Höfling in Anspruch genommen, der ihn nicht nach Sheppey begleitet und der ihn in letzter Minute noch um Rat, Anweisungen oder eine Gefälligkeit bitten musste. War es nicht so, werter Gemahl?«
King Edward tätschelte die fleischigen Hände seiner Frau, die locker gefaltet vor ihr auf dem Tisch lagen, sah dabei aber mir in die Augen. »Verzeih die späte Stunde. Wie du sagst, mein Lieb, am Abend vor einer Reise stellen sie am Hof plötzlich fest, was alles schon zu lange liegengeblieben ist, und versuchen, es noch vor der Nachtruhe rasch in Ordnung zu bringen.« Er klatschte in die Hände, und ein Diener brachte uns mit Wein gefüllte juwelenbesetzte Becher. Uns zuprostend meinte der König: »So lasst uns alles Nötige besprechen, bevor dieser edle Bordeaux uns heißt, den Schlaf zu suchen.«
Ich freute mich, dass es bei unserem Aufbruch am nächsten Morgen blieb. Doch so zwischen dem König und der Königin zu sitzen, schüchterte mich ein. Glücklicherweise war der Wein köstlich gewürzt und ausreichend angewärmt. Die Königin begann aufzuzählen, welche Fragen für einen schönen, einladenden Palast unbedingt berücksichtigt werden mussten, vor allem da es auf Sheppey sehr sumpfig war.
»Wenn Ihr Euch mit den Steinmetzen und Werkmeistern das Land anseht, Alice, atmet bitte tief ein und achtet genau auf die Feuchtigkeit. Schaut Euch auch Eure Füße immer wieder an. Haltet die Männer von den schlimmsten Stellen fern. Bleibt mit ihnen dort, wo es am höchsten ist. Und du, mein Gemahl, beherzige, was Mistress Alice sagt.«
»Mein Lieb«, unterbrach sie der König, »die Lage des Palasts steht bereits fest. Er wird die alte Burg ersetzen.«
»Ich habe diese Burg als einen schrecklich feuchten, widerwärtigen Ort in Erinnerung, aber auf dem Anwesen gab es auch wunderschöne Stellen. Wie du weißt, solltest du mein Gedächtnis für derartige Dinge besser nicht infrage stellen, werter Gemahl.«
Herzliches Lachen des Königs erfüllte den Raum. Mir wurde warm ums Herz, aber es tat mir zugleich in der Seele weh, in ihren Gesichtern jene tiefe, unverrückbare Liebe zu erkennen, die auch ich einst mit Janyn genossen hatte.
Philippa fuhr bereits fort mit ihrer Beschreibung eines hübschen, von einer Mauer eingeschlossenen Rosengartens, in dem es sich an warmen Tagen wandeln und draußen sitzen ließ – »selbst am Meer wird es ja dann und wann warme, sonnige Nachmittage geben« –, und einer Flucht von Räumen für sie und ihre Hofdamen, zu der ein Saal gehören solle, groß genug für Musik und Tanz – »denn auch wenn ich selbst nicht länger tanze, sehe ich doch anderen gerne dabei zu«.
Das ließ Edward erneut herzhaft auflachen. Er besaß ein tiefes, dröhnendes, ein wahrhaft königliches Lachen.
»Mein Lieb, wenn ich an das Wohlergehen unserer Staatskasse denke, sollte ich höchste
Weitere Kostenlose Bücher