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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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verschlang er mich mit seinen großen braunen Augen und überhäufte mich mit Komplimenten, wann immer wir uns begegneten, was erheblich häufiger geschah, als purer Zufall es erklären würde. Während der Feierlichkeiten in Windsor forderte er mich einige Male zum Tanz auf.
    »Mistress Alice, Ihr seid eine wahre Augenweide. Wie kommt’s, dass wir einander noch nie begegnet sind?«
    »Ich schätze, weil Ihr damit beschäftigt wart, Euch hohen Ruhm auf den Schlachtfeldern zu erwerben, Sir William, und ich in dieser Zeit wohlbehütet der Königin zu Diensten war.«
    Tiefsinniger verliefen unsere Unterhaltungen nicht, aber
ich fand es schon erstaunlich, dass es uns überhaupt gelang, so viel beim Tanzen zu reden. Besonderes Vergnügen bereitete mir das Tanzen mit ihm, wenn der König anwesend war.
    »Es wird gemunkelt, dass er der Heerführer des Earl of Ulster in Irland wird«, erzählte Geoffrey mir nach einem meiner Tänze mit Sir William. »Beim König steht er bereits in hohem Ansehen, und wenn er Irland überlebt und Lionel am Leben hält, könnte er bei Hofe noch aufsteigen. Möglicherweise wirst du in ihm später einmal einen würdigen Ehemann und Vater für Bella sehen. Es könnte dir weit Schlimmeres widerfahren als eine Heirat mit William Wyndsor.«
    Seine Bemerkungen stürzten mich in eine Verwirrung, die ich hinter Protest zu verstecken suchte. »Ich bin in Trauer, Geoffrey, auch wenn ich keine Witwenkleidung trage.«
    »Verzeih, ich habe lediglich auf einen möglichen Fluchtweg vom Hofe verwiesen.«
    Das könnte Sir William allerdings sein. »Glaubst du wirklich, Geoffrey?« Kaum hatte ich die Frage gestellt, da tat es mir auch schon leid. »Ich bin für derlei noch nicht bereit. Mich plagen Schuldgefühle, nur weil mir Wyndsors Aufmerksamkeiten bereits wieder Vergnügen bereiten.«
    Geoffrey drückte meine Hand. »Traue dich, glücklich zu sein, beste Freundin. Träum zumindest davon.«
    Wie hätte ich das nicht tun können, wenn mich so viel Schönheit und Geistesreichtum umgab?
    Countess Joan schloss sich Geoffrey darin an, mich zu ermutigen, mein Glück zu suchen, wenn ihre Botschaft auch etwas weniger zuversichtlich ausfiel.
    »Gleich, was Ihr über den Tod Eures Gemahls und seiner Mutter denkt, seid gewiss, dass Ihr am Hof der Königin in Sicherheit seid«, erklärte sie mir eines Nachmittags auf einem Spaziergang durch die Gärten. Im Zuge der Freundschaft, die zwischen uns entstand, hatte sie mir alles über
ihre bewegte Vergangenheit erzählt. An diesem besonderen Tag vertraute sie mir an, während ihrer Ehe mit William Montague Vorsorge getroffen zu haben, nicht schwanger zu werden, und das obwohl sie doch sieben Jahre gemeinsam als Mann und Frau verbracht hatten.
    »Ihr wisst, wie sich eine Schwangerschaft vermeiden lässt?«, fragte ich. Ich hatte zwar von solchen Dingen gehört, aber noch nie jemanden getroffen, der tatsächlich so weit gegangen wäre.
    Joan war sehr ernst geworden und hatte sich umgeschaut, um sicherzustellen, dass uns niemand belauschen konnte. Da sich niemand in Hörweite befand, hatte sie gesagt: »Solltet Ihr je eines derartigen Mittels bedürfen – kommt zu mir. Ihr müsst einen Schluck des Kräutergemischs davor und einen danach trinken.« Sie tätschelte mir die Wange. »Blinder Gehorsam hat Euch doch schon genug Ärger eingebracht. Jetzt ist es an der Zeit, dass Ihr Euer Leben selbst in die Hand nehmt.«
    Ich dankte ihr für den Rat, obwohl ich es für unmöglich hielt, ihm zu folgen.
    Sie war tatsächlich eine wunderschöne, das Leben genießende Frau, die ihren sinnlichen Körper durch ihre Kleidung und ihre Bewegungen vorteilhaft ins Licht zu setzen verstand und die sich rückhaltlos ins Treiben stürzen konnte, ohne an morgen zu denken. Diese Einstellung riss viele in ihrer Umgebung mit sich, machte Mut und zeigte Möglichkeiten auf, wo vorher keine zu bestehen schienen. Sie sagte offen ihre Meinung und sparte sich jede Mühe, aus Prinzip freundlich zu sein – ihre Freundschaft wollte verdient werden.
    »Uns Frauen wird weniger Höflichkeit entgegengebracht, als die Männer ihren Pferden, Hunden oder Falken schenken«, meinte Joan zu mir. »Gott hat uns Seelen gewährt, genau wie den Männern, und Verstand, dennoch wird von
uns erwartet, dass wir uns keine eigenständigen Gedanken machen und es hinnehmen, unbeachtet und ungewürdigt zu bleiben. Sie betrachten uns als zahme Haustiere und finden uns lästig, wenn wir uns anders benehmen, wenn wir ihre

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