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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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von der vertrauten Arbeit gefangengenommen.
    Am Ende erklärte die erschöpfte Königin, vor dem gemeinsamen Abendessen im großen Saal noch ein wenig ausruhen zu wollen. »Gott sei gedankt, dass Ihr wieder hier seid«, sagte sie und küsste mich auf die Wange, als ich ihr den Stock reichte.
     
    Windsor war in diesem April wunderschön, und die Festivitäten waren angesichts der unterschwellig doch alle beherrschenden Furcht vor der Pest geradezu herausfordernd pompös und ausgelassen. Wer noch um jene glorreichen Ritter trauerte, die im vergangenen Jahr verstorben waren, der bevorzugte prachtvolle Gewänder in Scharlachrot oder Schwarz, während die restlichen Ritter des Hosenbandordens die traditionellen Ordensfarben Blau und Gold trugen.
    Die Königin bedurfte häufig meiner Dienste, da sie ihre herrliche Garderobe jeden Tag etliche Male wechselte. Wir verwendeten prachtvolle Seiden- und Samtstoffe, in die meist aufwendige Muster eingearbeitet waren, darunter Lilienblüten und Strumpfbänder, welche auf die Entstehung des Ordens verwiesen. Es kostete mich all mein diplomatisches Geschick, die Königin bei der Auswahl gemusterter Stoffe vor Missgriffen zu bewahren. Ihre massige und zunehmend unförmige Gestalt verlangte nach einem vorteilhaften Einsatz drapierender Überhänge sowie wechselnder Stoffschichten und erforderte die Vermeidung vieler Muster, die ihre Figur, vor allem in den enger anliegenden Kleidern, noch besonders betonten.
    Sechs Frauen waren ständig damit beschäftigt, Perlen, Juwelen und edle Knöpfe aus Gold, Silber und Zinn, die zum Teil mit Perlen und kostbaren Edelsteinen verziert waren, von einem Kleidungsstück abzutrennen und an ein anderes wieder anzunähen. Und da einige der angedachten Muster nach der Fertigstellung dann doch falsch oder unvorteilhaft wirkten, mussten auch diese Arbeiten wieder aufgetrennt werden und noch einmal gemacht werden. Außerdem stellten wir fest, dass an mehreren neuen Kleidern der Königin die Säume zu lang waren und beim Stehen schon auf ihren Füßen ruhten, was zwar der Mode entsprach, in Anbetracht ihres gesundheitlichen Zustands in meinen Augen aber höchst unvernünftig war. Ich bestand daher auf einer Kürzung der Säume, da die Königin so unsicher auf den Beinen war, dass sie andernfalls Gefahr lief zu stolpern. Es bereitete mir Vergnügen, an verantwortlicher Stelle dafür Gewähr zu tragen, dass unsere geliebte Philippa auch Zoll für Zoll wie eine Königin aussah.
    Wenn ich mich nicht um die Garderobe Ihrer Königlichen Hoheit kümmern musste, hatte ich wiederholt Gelegenheit, Geoffrey zu treffen, was meinem Herzen guttat. Da er mich schon so lange und genau kannte, verstand er es, mich mit seinen Scherzen aus tiefster Verzweiflung herauszureißen, obwohl er seinerseits versicherte, seine Unfähigkeit, mir ein Lachen zu entlocken, würde ihm bereits schlaflose Nächte bereiten. Und er war nicht der einzige Mann, der mich aufzuheitern versuchte.
    Richard Lyons, einer der von Janyn eingesetzten Erbschaftsverwalter, bot an, das Haus in London für mich zu erwerben, bis ich in der Lage wäre, es zurückzukaufen.
    »Ich dachte mir, Ihr würdet es gerne behalten, da Ihr doch den hübschen Hofgarten selbst angelegt habt. Zudem würde Bella es sicherlich sehen wollen.«
    Ich lernte in dieser Zeit eine einfühlsame Seite an ihm kennen, die mir bislang verborgen geblieben war.
    Die eine Person, die mich – Gott steh mir bei – mehr als jede andere zurück ins Leben hätte locken können, blieb seit der Nachricht vom Tode Janyns und Tommasas allerdings merklich auf Distanz zu mir – King Edward. Die Königin begründete seine häufigen Reisen und die seltener gewordenen Ausritte und Unternehmungen während seiner Anwesenheiten mit dem Verlust seiner Waffenbrüder und der im Vormarsch begriffenen Pest, ich selbst hingegen sah ihn mit einer Reihe sehr anmutiger junger Adelsdamen lustwandeln und vermutete daher, schlicht und einfach ausgesondert worden zu sein. Ich redete mir ein, erleichtert über diese Wendung zu sein, da seine Annäherungen stets eine fehlgeleitete Spielerei gewesen waren, doch tief in meinem Innern weigerte ich mich zugleich, dies zu glauben.
    Es gab indes jemanden, der willens schien, künftig anstelle des Königs das Liebäugeln zu übernehmen, Sir William Wyndsor, ein stattlicher, etwas überheblicher Mann, der über einiges Ansehen in Kreisen des Heeres verfügte. Er ließ mir kaum eine Chance, ihn unbeachtet zu lassen, so

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