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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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in dem seine Eltern, der König und die Königin von England, gegeneinander Krieg führten. Seine Mutter, meine alte Bekannte Isabella, war in ihre Heimat Frankreich gesegelt, wo ihr Bruder auf dem Königsthron saß. Sie war erbost über die Art, wie ihr Gemahl dem brutalen, hinterhältigen und raffgierigen Baron Hugh Despenser den Vorzug vor ihr gab. Mit einer List brachte sie ihren Mann dazu, seinen Sohn, ebenjenen Edward, der mir jetzt diese Geschichte erzählte, zu ihr nach Frankreich zu schicken. Dort sollte er stellvertretend für den König der Hochzeit ihres Bruders beiwohnen, denn sie wusste genau, der König selbst würde nicht daran teilnehmen wollen, da er fürchtete, seine Barone könnten sich in seiner Abwesenheit gegen ihn erheben. Doch dann behielt sie ihren Sohn in Frankreich, trotz der immer zorniger werdenden Briefe ihres Ehemanns, der die Rückkehr des Prinzen verlangte. »Und so wurde ich gezwungen, zwischen ihnen zu wählen«, erklärte mir Edward.
    »Wie grausam von ihnen.« Ohne darüber nachzudenken, wollte ich aus Mitgefühl seinen Arm berühren, zog meine Hand aber noch rasch zurück, beschämt über meine Anmaßung, beinahe den König angefasst zu haben. »Und, habt Ihr gewählt?«, fragte ich ein wenig atemlos.
    »Ich sagte mir, dass ich nicht wählen würde, dass ich mich weigern würde. Doch in meinem Herzen wusste ich, dass ich mich für meine Mutter entschieden hatte. Ich hatte den Verrat gewählt, den Weg, der zum gewaltsamen Tod meines Vaters führte, zur frevelhaften Ermordung eines gottgesalbten
Königs. Und ich wusste, dass ich es getan hatte, weil ich meine Mutter, die von ihrem Bruder, dem französischen König unterstützt wurde, mehr fürchtete als meinen Vater, und weil ich Hugh Despenser stärker hasste als Roger Mortimer, den Buhlen meiner Mutter.«
    »Das waren finstere Zeiten.«
    »Das waren es fürwahr.«
    »Dame Tommasa erzählte mir, dass Eure Mutter viel ertragen musste und sehr gelitten hat.«
    »Das stimmt. Und in ihrem Schmerz nahm sie furchtbar Rache. Ihr Glück fand sie später nie wieder. Um ehrlich zu sein, habe ich das Gleiche auch für mich befürchtet. Aber da irrte ich. Ich habe Freude und Bestimmung gefunden.« Er griff nach meiner Hand. »Und das werdet Ihr ebenfalls, Mistress Alice, davon bin ich überzeugt.« Er lächelte. »Ich bestehe darauf!«
    »Ich bin Euch für Eure Liebenswürdigkeit zu großem Dank verpflichtet, Eure Hoheit«, sagte ich, während ich sehr deutlich die Wärme spürte, die durch seine Handschuhe drang. »Doch ich muss gestehen, dass ich nicht zu hoffen vermag, noch einmal jenes Glück erfahren zu dürfen, das ich mit meinem Gemahl und unserer kleinen Familie erlebte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott jemanden zweimal mit einem solchen Glück segnet.«
    »Meine Mutter hat die Familie Eures Ehemanns grausam ausgenutzt. Ihr habt darunter leiden müssen. Aber ich glaube dennoch, dass Ihr wieder Freude am Leben finden werdet.«
    »Gottes Segen mit Euch, Eure Hoheit.« Eine Weile saßen wir schweigend auf unseren Pferden und hielten uns an der Hand. »Ich hoffe, Ihr versteht meine Frage nicht falsch, Eure Hoheit, aber es würde mir helfen, wenn ich Bescheid wüsste. Wer war es, den die Familie meines Gemahls für Lady Isabella versteckte?«
    Er wandte seinen Blick ab, vermutlich weil er mir zu dieser Frage nicht seine wahren Empfindungen offenbaren wollte. Mir wurde klar, dass er kein sonderliches Geschick darin besaß, seine Gefühle zu verbergen. »Nicht heute. Aber eines Tages werde ich es Euch erzählen, das verspreche ich. Wenn wir einander ganz sicher sind.« Er bewegte sich in seinem Sattel. »Kommt, wir wollen ein wenig reiten.«
    Der Nebel schwand allmählich und das in der Sonne schimmernde Meer lag jetzt weit vor uns ausgebreitet, während sich die Brandungswellen in gleichförmigem Rauschen brachen.
    Der Falkner des Königs erschien zu Pferde, um zu melden, dass wir ein wenig weiter landeinwärts nun jagen könnten. Die Falken hatte er bereits dorthin gebracht. Wir jagten und setzten uns anschließend mit den Hofdamen und Rittern zu einem ausgiebigen, weinseligen Festmahl zusammen, bevor die ganze Gesellschaft sich anschließend zu der alten, zerfallenen Burg begab und darüber sprach, wie schön es hier schon bald sein würde.
    Es war nicht unbemerkt geblieben, dass der König Zeit mit mir allein verbracht hatte. Am Abend gewährten mir die Damen, mit denen ich ein Bett teilte, etwas mehr Platz als in den

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