Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
zurückließ, dass ich den nächsten Tanz aussetzen musste.
Er war allerdings nicht mein einziger Tanzpartner. Auch John of Gaunt tanzte häufig mit mir, ebenso wie sein älterer Bruder Prince Edward.
Gaunt begegnete mir außerdem noch in den Parkanlagen weitaus häufiger, als es dem Zufall geschuldet sein konnte. »Findet Ihr es nicht bemerkenswert, wie oft wir die gleichen Wege einzuschlagen scheinen, Mistress Alice?«, neckte er mich bei einer dieser Gelegenheiten. Er zählte gewiss zu den stattlichsten Männern, die ich je getroffen hatte, aber er war nicht nur bereits verheiratet, sondern auch ebenso unerreichbar für mich wie der König selbst. Seine Nachstellungen verstörten mich. Um ehrlich zu sein, klangen seine Bemerkungen nicht selten spitz, so als wären seine Absichten nicht rein freundlicher Natur. Einmal, als ich aufgeregt über die verschiedenen Blumensorten daherplapperte, an denen wir vorbeikamen, unterbrach er mich.
»Ah! Ihr seid so wohlunterrichtet, sowohl was die Geheimnisse der Gärten betrifft als auch über kostbare Stoffe und geschicktes Schneidern, Mistress Alice. Ihr seid wahrlich keine gewöhnliche Kaufmannstochter.«
Ich wusste nicht, was ich von ihm halten sollte.
Sein Vater war es, der mich in seinen Bann schlug. Doch seit Sheppey hatte ich weder mit dem König gesprochen noch war ich ihm außerhalb großer Menschenmengen begegnet. Ich hatte ihn auch nicht mehr dabei ertappt, wie er mich beobachtete, und obwohl ich um die nötige Weisheit betete, dankbar dafür zu sein, gelang mir dies nicht. Sobald ich ihn in Begleitung einer Frau sah, bei der es sich nicht um die Königin handelte, schnürte Eifersucht mein Herz zusammen.
Ungeachtet meiner Trauer um Janyn ließ sich nicht länger
verleugnen, wie mein Körper wiedererwachte und sich erneut nach der Liebe eines Mannes sehnte. Vielleicht war ich deshalb auch nicht ganz unglücklich, als Elizabeth mir mitteilte, dass William Wyndsor sich bei ihr danach erkundigt hatte, ob ich bereits versprochen sei. Sie freute sich überaus für mich.
»Ich kann mir keinen ritterlicheren Mann vorstellen – außer womöglich John of Gaunt. Doch da der bereits vergeben ist, angetraut der zweitschönsten Frau im ganzen Land, bleibt Wyndsor der stattlichste, heirats fähige Mann«, erklärte sie. »Würdet Ihr Wyndsor denn nehmen, wenn er Ihre Königliche Hoheit um Eure Hand bäte?«
Der Wirkung nach zu urteilen, die Sir William auf mich ausübte, würden wir im Bett auf jeden Fall gut zusammenpassen. Tatsächlich verbrachte ich nachts viel Zeit damit, mir dies vorzustellen. Und eine Heirat mit einem Mann von Adel würde mir helfen, Bellas Aussichten zu verbessern. Doch ich wusste nicht, welche Möglichkeiten überhaupt bestanden, ob die Königin mir gestatten würde, mich zu vermählen, den Hof zu verlassen und mich ihrer schützenden Hand zu entziehen. Vielleicht hatten der König und die Königin ja auch bereits einen anderen Freier für mich im Sinn, eine Vorstellung, die mich beunruhigte. Und abgesehen von all diesen Schwierigkeiten gab es da natürlich noch meine eigenen gemischten Gefühle, was eine Heirat so kurz nach dem Verlust von Janyn betraf.
Um Elizabeth von weiteren Nachfragen abzulenken, ermunterte ich sie, über andere heiratsfähige Männer nachzudenken, aber ständig brachte sie die Unterhaltung auf William zurück. Ich erfuhr, dass sein Vater und Großvater treue Gefolgsleute von Thomas, dem Earl of Lancaster, gewesen waren, der sich schon gegen King Edward II. gewandt hatte, bevor Isabella und Roger Mortimer ihr Umsturzbündnis
eingingen, und dass deren Familien für diese Treue schweres Leid erfahren hatten. Genauso wie die Familie von Janyns Mutter hatte also auch seine Familie alles aufs Spiel gesetzt, indem sie einen Widersacher des Königs unterstützte. Vielleicht lag darin etwas verborgen. Vielleicht waren William und ich ja verwandte Seelen, was unser Unbehagen mit dem Leben bei Hofe anging.
Ich war mir zwar nicht sicher, ob ich mich wirklich in ihn verliebte, aber mir gefiel seine Gesellschaft und vor allem, wie lebendig ich mich angesichts seines heftigen Werbens fühlte.
Die mir gewährte Beachtung hatte zudem die angenehme Folge, dass ich wieder Vergnügen an den schönen Dingen um mich herum fand – an meiner herrlichen Garderobe, den prächtigen Schlössern, in denen ich wohnte, meiner Melisende, der Musik im großen Saal und den Tanzabenden, nach denen ich glücklich erschöpft ins Bett sank. Im Park sog ich
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