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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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vorangegangenen Nächten und unterließen es, mich zu Besorgungsgängen fortzuschicken. Freundlicher waren sie deshalb aber keineswegs. Ich lenkte meine Gedanken zurück auf den Ausflug, den ich allein mit dem König zum Strand unternommen hatte.
    Eines Tages werde ich es Euch erzählen, das verspreche ich. Wenn wir einander ganz sicher sind. Und er würde meine Bella näher an den Hof bringen. Der König hatte es mir versprochen. Es war ein Anfang, etwas, an dem sich festhalten ließ, und ich schloss diese Verheißungen beim Einschlafen fest in mein Herz.

II-3
    »Gelegentlich er seine Herrin sah,
Auch sprach sie ihn, so sie es wagte, wünschte,
Und beide fanden löblich Einvernehmen,
Was sie in diesem Fall mit wacher Umsicht
Nun alles tun und was sie wagen wollten.«
    GEOFFREY CHAUCER:
TROILUS UND CRISEYDE, III 451 – 455

1361
    Ich gelobte, den Ratschlag des Königs zu beherzigen und mein Leben mit mehr Zuversicht anzunehmen. Der eherne Vorsatz war leichter gefasst als umgesetzt, aber ich war entschlossen, es zu versuchen. Um mein Kind vor Schaden zu bewahren, musste ich mir den Schutz und das Wohlwollen des Königspaars erhalten.
     
    Die weitere Ausbreitung der Pest machte alle Anstrengungen King Edwards zunichte, sein Volk zu beruhigen. Gerichte wurden geschlossen, wieder geöffnet, erneut geschlossen. Den Hochsommer verbrachten wir bereits in der Abgeschiedenheit von Sheen, wobei es unter den leitenden Hofbediensteten sogar Überlegungen gab, ob es nicht geraten sei, noch weiter aufs Land hinaus zu fliehen. Lionel, der Earl of Ulster, war nach der Hochzeit seiner Schwester Mary noch
in Sheen geblieben, und damit natürlich auch sein Gefolge, weshalb ich beim Essen häufig das Vergnügen von Geoffreys Gesellschaft hatte. Es konnte allerdings ein zweifelhaftes Vergnügen sein, denn er hielt wie versprochen unter den Höflingen Augen und Ohren für mich offen, und so berichtete er mir unter anderem von den kursierenden Gerüchten, ich würde das Bett des Königs teilen. Solcher Klatsch verwunderte mich zwar nicht – seit Sheppey behandelten die Hofdamen mich durchweg mit eisiger Zurückhaltung –, doch hätte allein die Tatsache, dass ich jede Nacht mit fünf weiteren Frauen den Raum und mit wenigstens einer davon sogar das Bett teilte, als Gegenbeweis genügen sollen. Vielleicht lag es ja daran, dass ich die Einzige unter uns sechs war, die wirklich jede Nacht in dieser Kammer lag, und daher auch die Einzige, die wusste, dass außer mir hier niemand einen keuschen Lebenswandel führte. So war ich also nicht überrascht, aber besorgt war ich schon. Nicht vorzustellen, was geschehen würde, wenn dem König die Gerüchten zu Ohren kämen oder noch schlimmer meiner Herrin, der Königin. Würden sie sich daran erinnern, dass es außerhalb meiner Macht stand, solche Gerüchte zum Schweigen zu bringen? Würden sie glauben, dass ich nichts gesagt hatte, was Anlass für solches Gerede bot?
    Ich flehte um himmlische Anleitung, wie sich mein Name wieder reinwaschen ließ, da mir ein irdischer Ratgeber in dieser Frage nicht zur Verfügung stand. Vielleicht, so hoffte ich, war mittlerweile genügend Zeit seit dem Tod der Königinwitwe vergangen, und mir würde ein Besuch bei meiner Großmutter gestattet. Eines Morgens sprach ich diesen Punkt an.
    Die Königin jedoch verzog nur den Mund und schüttelte den Kopf, als wäre ich ein bockiges Kind, das sich absichtlich unverständig zeigte. »Selbst wenn ich glaubte, Ihr
könntet Angehörige Eurer Salisbury-Verwandtschaft treffen, ohne diese zu gefährden, würde ich nicht erlauben, dass Ihr Euch in die heiße, pestverseuchte Stadt begebt. Nein, ich erteile Euch nicht die Erlaubnis zu reisen. Wir haben geschworen, Euch zu schützen, und das werden wir tun.« Sie schwenkte ihren Fächer derart energisch, dass es sie eher erhitzte als ihr Kühlung verschaffte. Zum Verdruss der Wäscherinnen pflegte sie an schwülheißen Sommertagen ihre Gewänder mehrmals täglich und oft selbst noch spät am Abend gegen trockene auszutauschen.
    Freundinnen hatte ich kaum. Gern verbrachte ich meine Zeit allenfalls mit zwei jungen Schwestern, die am Hof lebten und bei denen es sich um Waisen eines unbedeutenderen Ritters handelte, der ein Landsmann der Königin gewesen war. Die beiden Mädchen waren zwar noch sehr jung, besaßen jedoch eine umgänglichere Art als die anderen Kinder, die in der Obhut der Königin aufwuchsen. Stets hielten sich etwa zehn Kinder im Hausstand auf, einige als

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