Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
zweifeln. Aber ich bin der Königin zu treuen Diensten verpflichtet. Wie kann ich sie dann auf diese Weise hintergehen? Denn dies scheint mir der schlimmste Verrat überhaupt zu sein.«
Er senkte den Kopf. Fast hätte ich die Hand ausgestreckt, um die seidenen Silbersträhnen seines Haars zu berühren.
»Meine geliebte Philippa wird von Schmerzen aufgezehrt. Ihr beizuliegen, würde ihr solche Qualen bereiten, dass ich damit eine schreckliche Sünde beginge. Dennoch bin ich ein Mann, und das weiß sie genau, Alice. Meine Königin ist keine Törin.«
Er griff nach meinen Händen und führte sie zu seiner Brust, damit ich das Schlagen seines Herzens fühlen konnte.
Seine Worte erinnerten mich an Philippas verschleiertes Absegnen unserer Verbindung. Ich war für diese Rolle auserwählt worden, ohne dass jemand danach gefragt hätte, ob ich wollte oder nicht. Auf dem großen Schachbrett war ich noch immer nichts weiter als ein Bauer. Aber wenn ich den König betrachtete und sein Verlangen sah, dann spürte ich, dass ich dennoch nicht ganz machtlos war.
Diese Erkenntnis gab mir den Mut, offen auszusprechen, was mir auf dem Herzen lag. »Ich habe Liebeserinnerungen, die für mich noch nicht der Vergangenheit angehören, Edward. Kannst du mir zusichern, dass Janyn tatsächlich tot ist? Und versprichst du mir, dass meine Tochter Bella an den Hof gebracht wird, damit ich sie aufziehen kann?«
Er schloss die Augen und gab ein merkwürdiges Grunzen von sich.
»Kannst du mir versprechen, dass du mich nicht in ein paar Wochen verstößt?«
Er zog mich an sich und seine Hände wanderten meinen Rücken hinunter. »Willst du etwa mit mir handeln, Alice? Wie ein Kaufmannsweib?«
»Ich bin das Weib eines Kaufmanns, Edward.«
Er stieß mich so abrupt von sich, dass ich mein Gleichgewicht verlor und in einen Stuhl taumelte. »Du bist die Witwe eines Kaufmanns, Alice«, sagte er barsch, und seine Verärgerung war unüberhörbar. Noch nie hatte ich ihn so zornig erlebt. Seine blauen Augen leuchteten hell in dem rot angelaufenen Gesicht, das lange weiße Haar wirbelte wild um seinen Kopf. Er jagte mir Angst ein. »Janyn Perrers ist tot. Du hast zu Recht daran gezweifelt, dass er an der Pest gestorben ist … er starb durch Mörderhand, wurde gewürgt und dann durchs Herz erdolcht.« Er schleuderte die Worte heraus, als wollte er das Gleiche nun mit mir tun.
Obwohl ich Angst vor ihm hatte, brachte mich doch die Art, in der er mir endlich sagte, was ich hatte erfahren wollen, so in Rage, dass ich aufstand und meinen König ohrfeigte. Ich schlug so fest zu, wie ich konnte. Er packte mich, hob mich hoch und trug mich durch die Vorhänge in seine Schlafkammer, wo er mich aufs Bett warf und mir grob mit der Hand unter die Röcke fuhr. Ich hielt sein Handgelenk fest. Seine Augen funkelten mich an.
»Mylord!«, schrie ich.
Die feurige Erregung wich aus seinem Gesicht. Er ließ mich los und bekreuzigte sich.
»Wenn du mich willst, dann nimm mich als Liebender. Nackt, du und ich. Wir beide, in der Liebe gleichgestellt.«
Eine ganze Weile starrten wir einander an und wurden nach und nach ruhiger.
Schließlich sagte er: »In der Liebe gleichgestellt.« Lächelnd erhob er sich, um sein Hemd und seine Hosen abzustreifen. Sein großer, kräftiger Körper war nicht so ebenmäßig
wie Janyns. Narben zerrten an seiner Haut, die an anderer Stelle das Alter schon schlaff werden ließ. Und dennoch begehrte ich ihn.
Ich schlüpfte vom Bett, zog mich aus und stieß lächelnd und kopfschüttelnd seine Hände fort, wenn es ihm nicht schnell genug ging.
Dann hob er mich hoch, und ich schlang meine Beine um ihn. Mühelos drang er in mich ein und stöhnte auf, als ich mich zu bewegen begann. Schon bald, viel zu bald kam er.
Anschließend setzte er mich auf sich, umfasste meine Brüste mit seinen Händen, saugte an meinen Warzen und knabberte daran mit seinen Zähnen, bis meine Lust so unerträglich wurde, dass ich vor Verlangen aufschrie. Erst dann drang er erneut in mich und nahm mich.
Er hatte mir lediglich versprochen, dass ich es nicht bedauern würde, doch nachdem ich seinen Körper einmal gekostet hatte, kam ich sowieso nicht mehr von ihm los.
II-5
»Den Rücken, glatt und weich, die schlanken Arme,
Die Seiten, lang und fest, so sanft und weiß,
Begann er ihr zu streicheln, ständig preisend,
Den blassen Hals, die Brüste, klein und rund.
So war ihm dies ein Himmel voller Wonnen.«
GEOFFREY CHAUCER:
TROILUS UND CRISEYDE, III 1247 –
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