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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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Nachmittag ließ die Königin nach mir rufen, damit ich ihr und einigen anderen Frauen bei der Arbeit an einem kunstvoll bestickten Altartuch half. Gwen blickte ängstlich wie ein in die Ecke getriebenes Hündchen, während sie mich ankleidete. Ich ängstigte mich ebenfalls. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartete.
    Die Königin begrüßte mich herzlich und forschte nicht nach dem Grund für meine verweinten Augen. Ich fragte mich, ob sie womöglich bereits mit dem König gesprochen hatte und wusste, dass es mit meiner Witwenschaft zu tun hatte, eines der Themen, über die wir in Gegenwart der anderen Frauen nicht zu sprechen pflegten.
    Die anderen jedoch zeigten sich mitfühlend besorgt und wollten wissen, ob mir nicht gut sei oder ob ich schlechte Nachrichten erhalten habe. Wir machten uns alle große Sorgen, mit dem warmen Frühlingswetter könnte die Pest zurückkehren.
    »Ich hatte einen schlechten Traum«, sagte ich.
    Die Königin lächelte in sich hinein, während sie sich über ihre Handarbeit beugte.
    Ich bediente sie an diesem Abend. Sie erwähnte Edward mit keinem Wort, aber sie wusste, dass ich erfahren hatte, wie Janyn gestorben war.
    »Möge seine Seele erlöst werden und in Frieden ruhen«, sagte sie und küsste mich auf die Stirn. »Queen Joan wird der kleinen Bella gegenüber natürlich nichts davon erwähnen. Sie wird es von Euch erfahren, sobald die Zeit reif ist.«
    Mir war überhaupt nicht in den Sinn gekommen, dass jemand anderes als ich Bella die Wahrheit über den Tod ihres Vaters erzählen könnte.
    »Ihr werdet zu Janyns einjährigem Todestag in der Kirche Messen lesen lassen wollen.«
    Ich hatte das Gefühl, außerhalb meines Körpers zu stehen und uns beide dabei zu beobachten, wie wir uns über Messen zum Seelenheil meines Ehemanns unterhielten. Es schien undenkbar, dass erst neunzehn Monate seit seinem Verschwinden vergangen waren. So viel war seitdem geschehen, ich kam mir völlig verändert vor.
    Ich überlegte, ob Philippa selbst erst jetzt erfahren hatte, wie Janyn starb, oder ob sie nur abgewartet hatte, bis es jemandem in meinem Beisein herausrutschte.
    »Und wie ist das mit Dame Tommasa, seiner Mutter?«, fragte ich. »Wisst Ihr auch, wie sie gestorben ist, Eure Hoheit? «
    Sie ordnete umständlich ihre Kissen neu, um mir zu bedeuten, dass ich mich zu wenig um ihre Bequemlichkeit bemühte, dann sagte sie: »Ich weiß nicht mehr als Ihr, Alice. Lasst uns nicht länger über den Tod reden. Wir haben ein großes Fest vorzubereiten.«
    Ich beugte mich hinab, um ihr Bettzeug zu richten. Beruhigen konnte mich ihr Verhalten nicht, denn noch immer blieb mir unklar, ob sie nun wusste, was zwischen mir und ihrem Gemahl geschehen war, oder nicht. Ihr Gemahl. Herr im Himmel! Ich zitterte, während ich neben der Königin saß und tat, als würde ich Stoffe und Schmuck begutachten.
    Als wir uns einen roten Wollstoff mit einem feinen rankenartigen Muster ansahen, meinte sie eher beiläufig: »Ihr gabt übrigens ein traumhaftes Bild reifer Weiblichkeit ab in diesem Reitgewand aus rotem Scharlach, Alice. Wir müssen Euch unbedingt häufiger in Rot kleiden. Und in Perlen. Ihr mögt von niederer Geburt sein, dennoch seid Ihr eine wahre Schönheit, und Ihr bedeutet uns sehr viel.« Sie drückte meine Hand, hielt ihren Blick aber auf den Stoff gerichtet.
    Offenbar hatte sie mich zu irgendeinem Zeitpunkt mit Edward gesehen. Wir müssen Euch … reif … bedeutet uns viel. Ich konnte einfach nicht glauben, dass sie mir versichern wollte, ich würde mich ihren Wünschen entsprechend verhalten, wusste ihre Worte aber auch nicht anders zu deuten.
     
    Am folgenden Abend erschien der Knappe des Königs, kurz nachdem ich mich in meine Kammer zurückgezogen hatte, und rief mich zu Edward. Glücklicherweise war ich noch nicht ausgekleidet.
    Gwen war außer sich – wie sollte ich nur den nötigen Schlaf bekommen? Wie sollte sie mich fürs Bett vorbereiten? Gute Fragen. All dies hatte nicht das Entfernteste mit dem Leben zu tun, für das ich erzogen worden war. Es erregte mich zwar, mehr noch bereitete es mir jedoch Unbehagen. War ich jetzt sein Spielzeug, das ständig nach seiner Pfeife tanzen musste und kein eigenes Leben mehr führen konnte? Er hatte mich ermutigt, auf eigenen Beinen zu stehen, aber wie sollte ich das? Ich befürchtete, dass ausgerechnet seine Fesseln zerstören könnten, was er an mir zu lieben vorgab.
    Bediente stellten gerade Pritschen für die Wachleute auf, die im Vorraum schlafen

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