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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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das Gesicht war von der morgendlichen Frische und dem Reiten gerötet, seine blauen Augen strahlten wundervoll und höchst eindringlich, seine Haltung war aufrecht und ritterlich. Er beugte sich zu mir und strich mir über die Wange – verklebte Federn fielen mir in den Schoß.
    »Voller Blut«, sagte er, legte eine Hand besitzergreifend auf meinen Oberschenkel und sah mir herausfordernd in die Augen.
    Ich lachte, fühlte mich verwegen und sehr lebendig.
    »Deine Wildheit reizt mich, Alice. Das weißt du. Wenn du eins mit deinem Falken wirst, mit deinem Pferd, wenn du glücklich eintauchst in den Wald, dann begehre ich dich am heftigsten.«
    Mein Magen zog sich zwar vor Angst zusammen, aber ich
vermochte mir einfach nicht einzureden, dass mir die Art, wie er mich anfasste, unangenehm war. Sie gefiel mir. Sie gefiel mir sogar außerordentlich.
    Da mir jetzt so deutlich vor Augen stand, dass ich keine Wahl hatte, dass er entschieden hatte, beschloss ich, es wie beim Reiten und beim Jagen wenigstens in vollen Zügen auszuleben. Ich hoffte zugleich, meine fünf Sinne beisammenzuhalten. Wir mochten schon lange auf diesen Moment zusteuern, aber selbst in meinen wildesten Vorstellungen war es stets eine ältere, weisere und erfahrenere Alice gewesen, die der König entkleidete und liebkoste. So stand ich da, wie ich war, unsicher und hilflos überfordert von der Größe, die diesen Mann, diesen König auch über weitaus mächtigere Leute, als ich es jemals sein würde, noch erhob. In meinen Tagträumen entschied ich, ihm beizuliegen. Aber nun machte mir jede seiner Berührungen, jeder seiner Blicke klar, dass die Entscheidung allein bei ihm lag, und ich erkannte, wie lange er mich bereits voller Feingefühl, Geduld und Geschick umworben und verführt hatte.
    Sollte es Mittel und Wege geben, sich einem König zu verweigern, so hatte ich diese nie erlernt. Und würde sie auch nie erlernen.
    Nach der Jagd meinte Edward nur, dass wir uns in seine Gemächer zurückziehen würden. Auf unserem Ritt zurück ins Schloss unterhielt er mich mit geistreichen Bemerkungen und kurzen Auszügen aus Liedern. Er besaß eine wohltönende tiefe Stimme. In seinem Gemach schenkte er mir Branntwein ein. Für einen Vormittag schien mir das ein äußerst starker Trunk, der noch dazu enorm wärmte. In der feuchten Marschlandschaft war es zwar kühl gewesen, doch inzwischen spürte ich bereits einen Schweißfilm unter meinem Kleid, und die Hitze meines glühenden Körpers ließ, wie ich wusste, schon mein Gesicht erröten. Doch ein paar
Schlucke mäßigten zumindest mein Zittern – bis er mich in seine Arme zog und mit solch wilder Leidenschaft küsste, dass mir vor Angst und Verlangen ganz schwindlig wurde. Von diesem verwirrenden Gemisch mächtiger Gefühle völlig überwältigt, entriss ich mich seiner Umarmung und wandte mich von ihm ab.
    Was mache ich hier?, fragte ich mich selbst in einem Anflug von Panik. Die Ungeheuerlichkeit dieser Tat, dem Gemahl meiner Herrin, dem Gemahl meiner Königin beizuschlafen, ließ mich erstarren.
    Der König hatte sein Wams ausgezogen. Das Leinenhemd darunter ließ das weiße und dunkelblonde Haar auf seiner Brust sichtbar werden. Mit seinen langen weißen Haaren und dem Bart wirkte er im Licht des Kaminfeuers nahezu übermenschlich. Er griff nach meiner Hand.
    »Ich habe Angst, Edward.«
    Er legte seine Hände auf meine Schultern und schüttelte mich sanft. »Sieh mir in die Augen und sag, dass du nicht von mir geliebt werden willst.«
    Ich sah in seine Augen und spürte, wie ich mich in ihren Tiefen verlor. Ich fühlte mich begehrt, warm. Trotz meiner Furcht lehnte ich mich dichter an ihn.
    Er streichelte meinen Hals, wie er es bei seinem Falken tun würde. »Alice«, flüsterte er. Dann ließ er seine Hände sinken und trat einen Schritt zurück. »Mein erstes Motto für ein großes Turnier lautete ›Es ist, wie es ist‹. Ich nahm hin, was Gott mir auferlegt hat. Ich schwor, mich ohne Wankelmut all seinen Prüfungen zu stellen und sie nach bestem Vermögen zu bewältigen. Du wärst gut beraten, es ebenso wie ich zu halten. Du bist eine junge, schöne, begehrenswerte und kluge Witwe, die das Herz ihres Königs entflammt hat. Nimm ihn und behandle ihn gut, Alice. Gewähre ihm freudig Einlass in dein Herz und deinen Körper, und er wird sich
mit solcher Hingabe und Leidenschaft um dich kümmern, dass du es nie bedauern wirst. Das verspricht er.«
    »Mylord, Körper und Herz sind willig, daran dürft Ihr nicht

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