Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
würden. Sie sahen kurz in meine Richtung und wandten dann rasch ihre Blicke ab. Als ich in das Gemach des Königs geführt wurde, war er bereits barfuß und nur noch mit einem schlichten Überwurf bekleidet. Er durchquerte den Raum zu mir, hob mich auf und trug mich zum Bett. Dort legte er sich neben mich und führte meine Hand zu seinem Schoß, um mir zu zeigen, wie sehr sein Körper bereits die bevorstehenden Freuden mit mir herbeisehnte. Er bat, ich möge mich ausziehen. Ganz langsam. Neben dem Feuer, so dass ich im Lichtschein blieb. Als ich nackt war, trat Edward zu mir und hob mich hoch. Ich schlang meine Beine um ihn, und er drang mit solch selbstverständlicher
Leichtigkeit in mich ein, dass wir beide lachen mussten. Es war ein lüsternes, schamloses Lachen.
»Wir sind Raubvögel, meine geliebte Alice, ohne jeden Gedanken an Geistiges. Das Fleischliche ist alles, was zählt. Unser Fleisch. Unsere Gier.«
Am Morgen weckte mich Gwen. Der König war bereits aufgestanden. Auf seinem Kissen lag eine große Perle und ein Briefchen: ›Die Erste von vielen. E.‹
Ein paar Tage später zog der gesamte Hofstaat nach Windsor, um sich dort auf die Feierlichkeiten zum Georgstag vorzubereiten. Angesichts der vielen Gäste, die erwartet wurden, teilte ich mir eine Kammer mit Elizabeth und anderen hochwohlgeborenen Damen, deren Ehemänner nicht anwesend sein konnten. Über die Wandschirme hinweg, die um das schmale Bett herumstanden, das mir und Gwen zugewiesen worden war, konnte ich hören, wie die Frauen miteinander tuschelten. Zu sechst mussten sie sich mit zwei großen Betten begnügen, während ihre Kammermädchen auf Matten schliefen, die sie am Boden ausbreiteten, sobald ihre Herrinnen im Bett lagen.
Mein Bett stand direkt an einer kleinen Tür, die auf einen Flur hinausging, der zu Edwards Schlafgemach führte. So konnte ich in den Nächten, in denen ich gerufen wurde, verschwinden, ohne über die Strohsäcke der Mädchen zu stolpern. Wenn ich dann morgens zurückkehrte, um mich zur Messe umzuziehen, bezogen mich die Ladys sofort in ihr träges Morgengeplauder mit ein, und keine von ihnen, nicht einmal Elizabeth, fragte, wo ich die Nacht verbracht hatte. Wie vorsichtig sie in ihrem Mienenspiel und ihren Bemerkungen waren, führte mir erneut den Rang meines Liebhabers vor Augen.
Während unseres Aufenthalts in Windsor speisten und
jagten Edward und ich gemeinsam, aber stets in Gesellschaft. Ich fand es aufregend, ihn dabei zu ertappen, wie er mich beobachtete. Waren wir voneinander getrennt, befielen mich jedoch rasch Zweifel und Ängste, und obwohl mir das Band zwischen uns stark und verlässlich erschien, war mein Geist alles andere als unbeschwert.
Kurz nach ihrer Ankunft gemeinsam mit Prince Edward ließ Joan mich bitten, sie zu einem Spaziergang im Park zu treffen. Sie sah schöner aus denn je, ihr Gesicht strahlte, und ihre Kleidung verriet kaum merklich, dass sie schwanger war.
Als sie erkannte, dass es mir aufgefallen war, umfasste sie ihren Bauch, und ein überglückliches Lächeln trat in ihr Gesicht. »So Gott will, trage ich womöglich einen künftigen König in mir.«
Sie küsste mich auf beide Wangen und trat dann einen Schritt zurück, um mich zu mustern. Zu meiner Verblüffung drückte sie mir plötzlich auf den Bauch. »Ihr seid doch nicht schwanger, oder? Allerdings dürfte es vermutlich auch noch zu früh sein, um das zu wissen.«
»Ihr habt vom König und mir gehört?« Sie war seit Weihnachten nicht am Hof gewesen. Doch schon bevor sie antwortete, dachte ich, wie dämlich es von mir war, anzunehmen, sie könnte es nicht wissen.
»Dass der König Euch zur Mätresse genommen hat? Oh ja, davon habe ich gehört. Die beiden Edwards senden ständig Boten hin und her mit Nachrichten vom Hof und über ihre täglichen Unternehmungen.« Sie küsste mich herzlich auf die Wange. »Der Vater meines Edwards prahlt wie ein kleines Kind mit Euch, Alice. Seid froh. Gönnt Eurem Herz die Freude.« Dann wurde sie ernst. »Ich werde mit meinem Kammermädchen reden, dass sie Eurer Gwen das Rezept für eine Medizin gibt, die Ihr nehmen müsst, bevor und nachdem
Ihr ihm beiliegt, sowie einer anderen, die Ihr nehmen müsst, solltet Ihr trotz dieser Vorsichtsmaßnahme empfangen. Ihr wollt doch keinen königlichen Bastard.«
Es beängstigte mich, dass bereits Boten die Nachricht von unserer Liebschaft überbrachten. Ich hatte gehofft, es würde eher ein Gerücht bleiben, solange wir selbst nicht darüber
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