Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
1251
1362
Nachdem wir uns beide von den mächtigen Wogen der Lust, Wut und Erlösung hatten fortreißen lassen und unsere ersten Begierden gestillt waren, kam ich wieder zu mir. Plötzlich stand das, was er mir über Janyns Tod erzählt hatte, in überlebensgroßen Bildern vor mir, und ich drehte mich, von Trauer überwältigt, von Edward weg.
»Was ist, holde Alice?« Er streichelte mein Haar.
Seine liebevolle Besorgnis brachte das Eis um mein Herz zum Schmelzen und die Tränen begannen zu fließen. Janyn, Janyn, meine erste, große Liebe, mein Gemahl. Ermordet. Sein wundervoller Körper zuerst des Atems beraubt, dann aufgeschlitzt. Die schmerzhafte Vorstellung seiner qualvollen letzten Momente schnürte mir die Kehle zu.
»Hängt es damit zusammen, was ich dir von deinem Gemahl erzählt habe?«
Ich schrie auf, und Edward drückte mich an sich.
»Trauer über einen geliebten Menschen ist nichts Schändliches«, sagte er.
Ich schlief ein, und als ich wieder erwachte, betrachteten mich diese unglaublich blauen Augen.
»Alice«, flüsterte er und strich mir über die Brüste, über die Schenkel. Ich regte mich unter seinen Händen, und er schob sich auf mich. Langsam und zärtlich liebten wir uns. Mein Kummer versiegte.
»Ich schwöre, dich nie im Stich zu lassen«, sagte er anschließend. Wir lagen Seite an Seite und hielten uns in stiller Zufriedenheit an den Händen. »Und wenn ich die Zeit für richtig erachte, wird Bella zu dir kommen.«
Am Nachmittag wurde Gwen gerufen, mir frische Gewänder zu bringen, damit ich auf dem Rückweg zu meiner Kammer im Palast nicht für noch mehr Aufsehen sorgte, als mein Verhältnis zum König sowieso schon erregt hatte. Gwen half mir in mein Untergewand, und das Zittern ihrer Hände verriet ihre Sorge. Sanft löste sie meine Frisur und legte das Haar so um Gesicht und Nacken, dass die Spuren, die der Bart des Königs auf meiner zarten Haut hinterlassen hatte, verborgen blieben.
Sobald wir in meiner Kammer waren, fragte Gwen mit brüchiger Stimme: »Was wird die Königin nun mit Euch tun?«
»Keine Ahnung, aber König Edward hat versprochen, sich um mich zu kümmern, und ich vertraue ihm.« Ich nahm meinen Kopfputz ab und sank auf die Bank neben dem kleinen Fenster. Dort saß ich lange Zeit, einen Becher Wein in der Hand, und starrte auf die Vögel draußen, die einander jagten. Die grausamen Einzelheiten von Janyns Tod hatten meine Trauer neu aufleben lassen, als hätte ich mich bis dahin noch an den Glauben geklammert, er könne auf
wundersame Weise zurückkehren. Ich beneidete die Vögel. Schließlich war Balzzeit und ich ein Weibchen. Ich fragte mich, was sie wohl beim Verlust eines Partners taten. Von Schwänen behauptete man, sie würden sich Partner fürs Leben wählen. Ich war töricht genug gewesen, wie ein Schwan daran zu glauben, in Janyn einen lebenslangen Partner gefunden zu haben. Dabei war stets wahrscheinlich gewesen, dass ich ihn überlebte, da er zwanzig Jahre älter war als ich. Aber ich hatte einfach nicht über unser gemeinsames Glück hinaus nachdenken wollen.
Als ich die besorgten Blicke bemerkte, die Gwen mir zuwarf, während sie unruhig im Raum auf und ab lief, hielt ich es für das Beste, ihr die furchtbare Neuigkeit mitzuteilen.
»Seine Königliche Hoheit hat mir erzählt, dass Janyn ermordet wurde – gewürgt und erdolcht. Ich weiß nicht, wie ich jemals den Mut aufbringen soll, Bella zu erklären, wie ihr Vater gestorben ist. Oder ob es nicht vielleicht besser ist, sie im Glauben zu lassen, er sei an der Pest gestorben.«
Dann weinte ich. Gwen setzte sich neben mich auf die Bank, wo sie mit mir betete und weinte, als hätte auch sie das ganze Ausmaß ihres Kummers bis jetzt zurückgehalten. Wir beteten um Janyns Seelenheil, dann teilten wir gemeinsame Erinnerungen und sprachen von seinen vielen Tugenden und Vorzügen.
Als ich mich von unserer ganz persönlichen Totenmesse erhob, hatte ich das Gefühl, mein Herz wäre befreit und könnte jetzt um Janyn trauern und zugleich über die versprochene Rückkehr Bellas frohlocken. Ich zögerte noch, mich über die Zuneigung des Königs zu freuen. Doch ungeachtet meiner Bemühungen, nicht an weitere Liebesstunden mit ihm zu denken, schlug mein Kopf natürlich genau diese Richtung ein, und mein Körper reagierte, als würde Edward ihn tatsächlich liebkosen. Ich kam mir wie eine welkende
Blume vor, die gewässert worden war. Plötzlich fühlte ich mich wieder als Teil des Lebens.
Am späten
Weitere Kostenlose Bücher