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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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aufzuwachsen, möchte ich Euch gerne die nötigen Hilfestellungen geben. Der König war nicht sonderlich verschwiegen, was Euch betrifft. Wie Isabella und Elizabeth bislang nichts von Eurer Beziehung erfahren haben, ist mir ein Rätsel, aber schon bald dürften die meisten Bescheid wissen, und dann werdet Ihr deren Neid zu spüren bekommen. Neid ist eine hässliche Gefühlsregung. Sie verleitet zur Grausamkeit. Zur Bösartigkeit.«
    Ich bekreuzigte mich. »Bisweilen ängstigt dies alles mich so, es ist kaum zu ertragen.«
    »Aber häufig freut es Euch auch, dass Ihr Euch im Schein seiner Liebe sonnen könnt, hab ich Recht?«
    Ich nickte zögernd. Es stimmte.
    »Er ist ein wundervoller Mann, der von seinem Volk und auch von den meisten hier am Hof geliebt wird. Ebenso wie die Königin. Sollte irgendetwas fehlschlagen, zählt Ihr zu den Leuten, denen die Schuld daran gegeben wird. Weil Ihr keine Beziehungen habt. Weil er Euch liebt. Und der König ist ungestüm. Ich behaupte nicht, dass Euch allein die Schuld gegeben wird. Einer seiner Söhne wird sich ebenfalls den Zorn zuziehen, allerdings nicht mein Edward, denn der ist ein Held und der künftige König.«
    »Was soll ich also tun?«
    »Genießt Eure Liebe, aber behaltet die Augen offen. Vergesst nie, wer Ihr seid, wo Ihr seid und wer er ist. Findet ein paar verlässliche Freunde und haltet sie Euch gewogen. Aber vertraut ihnen niemals blindlings. Auch dem König solltet Ihr nicht blind vertrauen. Er ist ein Mann, genau wie William Wyndsor ein Mann ist. Euer William ist wütend, wie ich bemerkt habe. Dennoch mag er im Falle eines
Rückschlags Eure Rettung sein. Doch wenn Ihr ihn heiratet, bewahrt Stillschweigen über einige Eurer Grundstücke. Nur für alle Fälle.«
    Gott behüte. Es gefiel mir gar nicht, dass sie von meinem William sprach, aber Dame Agnes hatte mich oftmals dafür gerügt, Leuten zu widersprechen, die mir einen guten Rat erteilten, daher unterließ ich jede Widerrede.
    »Lebt Ihr nach diesen Regeln?«, fragte ich.
    Sie trank von ihrem Wein und starrte in den dunklen Raum. »Ja. Ich bin stets der Liebe in meinem Herzen gefolgt, habe dabei aber allzeit die Augen offengehalten. Mein Vater Edmund wurde für seine Treue gegenüber seinem Halbbruder, dem Großvater meines Edwards, hingerichtet. Hingerichtet vom Buhlen Isabellas, der Großmutter meines Gemahls. Als Kind hörte ich viele Menschen über die Unzulänglichkeiten meines Vaters reden, vor allem über seine Treue, so als wäre es sein Fehler gewesen und er hätte den Tod verdient gehabt. Die meisten Menschen lassen ihr Leben von Angst bestimmen, nicht von Liebe. Mein Vater war furchtlos in seiner Liebe zu seinem Bruder. Er war außerdem ein liebevoller Vater, der immer Zeit hatte für mich. Und er behielt alles, was ich ihm erzählte.« Sie war den Tränen nahe.
    »Jetzt kann Euch nichts mehr geschehen, als Prinzessin.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Oh doch, Alice, so vieles. Mein geliebter Edward ist in manchen Dingen wie ein Kind und ebenso leicht reizbar wie Euer William. Wie der König.«
    »Er ist nicht mein William. Das habe ich ihm klar gesagt.«
    Joan zuckte mit den Achseln.
    »Ihr habt mir viel Stoff zum Nachdenken gegeben«, sagte ich.
    »Schön. Es kam aus tiefstem Herzen.« Sie umarmte mich erneut, stand dann auf und rauschte in ihrem Seidengewand aus dem Raum.
    Ich blieb noch sitzen, starrte in das Kohlenbecken und dachte über all die Dinge nach, die Joan mir gesagt hatte. Die Einzelheiten mochten mir neu sein, für die Warnung jedoch galt dies nicht. Meine Hoffnungen, ich könnte Edward – oder sonst jemandem – völlig vertrauen, waren blauäugig gewesen. Ich beschloss, Joans Ratschläge zu beherzigen.

II-6
    »Wohl tausend Male mehr denn je war sie
Verwundert da und senkte ihren Blick;
Sie hatte nie in ihrem ganzen Leben
So furchtbar dringlich etwas wissen wollen.«
    GEOFFREY CHAUCER:
TROILUS UND CRISEYDE, II 141 – 144
     
     
    Nach Abreise der Gäste zogen wir nach Eltham, wo der königliche Hofstaat sich nach den Feierlichkeiten zu erholen gedachte. Einen Tag nach unserer Ankunft traf ein italienischer Priester namens Dom Francisco ein. Philippa wollte ihn unbedingt empfangen, und so mussten wir sie trotz ihrer offenkundigen Erschöpfung von der Reise und ihrer starken Schmerzen ankleiden. Sie war so unsicher auf den Beinen, dass wir alle fürchteten, ihre alte Verletzung hätte sich verschlimmert, denn nichts schien ihr Unwohlsein zu lindern, und schon das Aufrichten

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