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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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Beinen zitterten so, dass ich froh über die beiden Diener war, die der schleppend gehenden Königin in ihr Gemach halfen. Ich versuchte, mich von den Schauerbildern in meinem Kopf abzulenken, indem ich darauf achtete, ob ihr hellgraues Seidenkleid noch saß. Es saß schlecht. In weniger als einem Monat hatte sie beträchtlich an Gewicht und Körpergröße verloren. Das gestrige Kürzen des Saums hatte lediglich das Gehen sicherer für sie gemacht.
    Der Priester wartete bereits in ihren Gemächern. Als Philippa eintrat, erhob er sich und begrüßte sie respektvoll mit einer tiefen Verbeugung. Er war schlank, beinahe zierlich, und hatte helle Augen, die bei seinen dunklen Brauen und seiner olivfarbenen Haut fast milchig wirkten.
    Philippa entließ die Diener und stellte mir Dom Francisco vor, der sofort seine unheimlichen Augen mit einer beunruhigenden Eindringlichkeit auf mich richtete.
    »Dame Alicia.« Er grüßte mich mit einem leichten Kopfnicken. »Seine Königliche Hoheit hat mich angewiesen, Euch über meinen Auftrag in Kenntnis zu setzen, insbesondere über die Geschichte des Mannes, dessen Tod den eigentlichen Anlass für meine Reise bildet.«
    Die Königin nickte zustimmend und lehnte sich mit einem Becher Wein in der Hand in ihrem Stuhl zurück, als erwarte sie eine längere Erzählung.
    Ich saß da und zitterte.
    Die seltsame Geschichte eines gewissen William of Wales, der vierundzwanzig Jahre zuvor King Edward vorgestellt worden war, gewann nun an Konturen. Der Priester war der Hüter eines Kinds gewesen, das als Neugeborenes zu einer Abtei vor den Toren Mailands gebracht worden war. Ein Kind, das versteckt und beschützt werden musste – der Sohn von Queen Isabella und ihrem Geliebten Roger Mortimer.
    Also ein Kind war dieser Jemand gewesen, den sie so geschätzt hatte, nicht der entthronte König. Der uneheliche Sohn einer Königin und ihres Buhlen. Und die Perrers hatten Stillschweigen über dieses Kind gewahrt.
    Nach Mortimers Gefangennahme und Hinrichtung hatte Isabella die Zeit ihres Kindbetts und ihrer Entsühnung in strenger Abgeschiedenheit verbracht. Hier handelte es sich nicht um einen einfachen Bastard, sondern um den Sohn einer ehemaligen Königin, der von einflussreichen Adligen oder fremden Mächten dazu benutzt werden konnte, den herrschenden König herauszufordern. Oder den sie selbst dazu benutzen konnte. Schließlich war sie gegen ihren eigenen Ehemann ins Feld gezogen, da schien es durchaus vorstellbar, dass sie sich auch gegen ihren Sohn, der ihren Geliebten hatte hinrichten lassen, erheben würde, um ihn auf dem Thron durch ihren gemeinsamen Sohn mit Roger Mortimer abzulösen.
    Tommasas Familie organisierte die Reise des Neugeborenen nach Italien, und meine Schwiegermutter übernahm unterwegs die Rolle der Amme. Später diente ihre Familie dann als Überbringer für Nachrichten und Geschenke zwischen Mutter und Sohn, und am Ende wurde mein Janyn der bevorzugte Kurier.
    »Aber mein Schwiegervater schwor, nicht zu wissen, wen sie schützten.« Ich hatte gar nicht beabsichtigt, etwas zu sagen.
    Dom Francisco schien von meinem Ausbruch nicht überrascht. »Das stimmt. Wie Master Martin gesagt wurde und wie er es offenbar zu glauben beliebte, handelte es sich bei der Reise seiner Frau um eine dringende Familienangelegenheit. « Janyns Schwester, die zu dieser Zeit noch von Tommasa gestillt wurde, begleitete sie ebenfalls auf der Fahrt.
    »Ihr seht, welch schreckliches Geheimnis sie hüteten«, sagte Philippa zu mir mit einem merkwürdig flehenden Ausdruck in den Augen. »Lady Isabella war ihnen für ihre liebevolle Betreuung und ihre Verschwiegenheit äußerst dankbar und lohnte es ihnen mit Grundbesitz, Bargeld und anderen Gunstbezeugungen.«
    Ich bezweifelte, dass Isabella ihr Kind freiwillig weggegeben hatte. Sie war keine Frau gewesen, die den Einfluss über etwas ihr Wichtiges kampflos abgetreten hätte. Aber sowohl der Priester als auch Philippa behaupteten, Isabella habe niemals in Erwägung gezogen, das Kind bei sich in England zu behalten. Vielleicht war dies ja eines der vielen Dinge, die ich an der königlichen Familie nie wirklich begreifen würde: diese rasche Bereitschaft, ihre Kinder in die Obhut anderer Menschen zu geben. Ich fragte mich, ob sie überhaupt nachvollziehen konnten, wie schwer mir meine Trennung von Bella fiel.
    »Wisst Ihr, was mit meinem Gemahl und seinen Eltern geschah? «, fragte ich den Priester, der seinen Bericht offenbar beendet hatte. Meine Stimme

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