Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
entschieden.
All meine geschäftigen Vorbereitungen vermochten aber nicht meine quälenden Sorgen zu überlagern. Obwohl ich wusste, wie viel es Edward bedeutete, betete ich heimlich dafür, irgendein harmloses Problem möge ihn an seinem Vorhaben hindern. Er baute darauf, dass ein Sieg über Karl seine gesundheitlichen Schwierigkeiten zum Verschwinden bringen, ihn verjüngen und alles zum Guten wenden würde, was in den letzten Jahren schiefgelaufen war. Aber weder ein Sieg noch eine Niederlage konnten etwas an der Tatsache ändern, dass er ein alternder König mit einem beängstigend angeschlagenen Thronerben war, und mehr noch als die Folgen einer Niederlage fürchtete ich, wie er nach einem Sieg mit dieser niederschmetternden Erkenntnis fertigwerden würde.
Er war seit Monaten nicht mehr in der Lage gewesen, mir beizuliegen, obwohl wir weiterhin andere Wege fanden, uns gegenseitig lustvolle Befriedigung zu verschaffen. Ich
versuchte, ihn davon zu überzeugen, dass wir noch ebenso leidenschaftlich und liebevoll waren wie früher. Aber ich wusste, dass er sich unzulänglich fühlte. Eines Abends bat er mich eindringlich darum, nach Liebestränken oder irgendwelchem Zauber zu forschen, der es ihm wieder ermöglichen würde, mich zu lieben. Meine Einwände, dass er mich doch bereits in jeder erdenklichen Weise liebte, auf die es ankam, verärgerten ihn bloß.
»Ich halte mich von diesen Pfuschern, die sich gern an Liebestränken und Zauberformeln versuchen, eigentlich lieber fern, Edward. Was, wenn es jemand herausfindet und uns dafür verurteilt?«
»Ich bin der König, Alice. Wer sollte es wagen, mich zu verurteilen?«
Gewisse Fragen blieben besser unbeantwortet, aber insgeheim hegte ich große Zweifel, dass seine Stellung so ungefährdet war, wie er sich einbildete.
Ende Juli sammelte ich meine Töchter und Dame Agnes ein, der die warmen Sommertage gutgetan hatten, und wir begannen unsere Reise mit einem kurzen Abstecher zur Barking Abbey, um einen Tag mit Bella zu verbringen, die mittlerweile Novizin war. Ich hatte sie in diesem Jahr bereits an ihrem Geburtstag besucht und mich sehr über den glücklichen Eindruck gefreut, den sie gemacht hatte. Wie gehofft, nahm dies nun auch Dame Agnes zu ihrer großen Beruhigung wahr.
Danach setzten wir unsere Reise nach Norfolk zum Landhaus in Tibenham fort. Es gehörte zu den Ländereien der de Orbys, die ich verwaltete und in die ich bereits viel Geld und viel von Roberts Zeit gesteckt hatte, um sie wieder rentabel zu machen. Baron Henry Percy hatte vorgeschlagen, dass seine Halbschwester Mary, die mein Mündel und Erbin
dieses Landguts war, John begleiten und das Haus wiederbesuchen solle, in welchem sie ihre ersten Sommer verbracht hatte. Sie war ein wenig jünger als John, und da Edward sie noch immer als mögliche Gemahlin für unseren Sohn betrachtete, erklärte ich mich einverstanden, um so beobachten zu können, wie gut sie miteinander zurechtkamen. Das Anwesen lag ganz in der Nähe des Meers. Zwar gefiel es mir nicht, eine so weite Reise mit meiner gebrechlichen Großmutter und der kleinen Jane zu machen, am Ende gab ich jedoch nach, da Joan sich so darauf freute, endlich ihren Bruder wiederzusehen.
Das Haus war hübsch, und Dame Agnes saß gerne im Garten, wo die kühle, salzige Meerluft sie an späten Nachmittagen unter der heißen Sonne erfrischte. Ich vermisste allerdings die strahlend hellen Morgen von Fair Meadow oder Ardington. So nahe an der Küste trübte morgens häufig Nebel die Landschaft.
Schon bald stürzte mich unerwarteter Besuch in Verwirrung. Eines diesigen Morgens stand ich in der Halle und sah hinaus auf die graue Wand, die sich einer massiven Mauer gleich jenseits des Hofs erhob, als zwei Gestalten aus dem Nebel auftauchten. Sofort dachte ich, dass in Sandwich etwas fehlgeschlagen sein musste. Im Juni war Lord Pembroke mit einer Flotte von Segelschiffen nach La Rochelle in der Gascogne aufgebrochen, um dort mit einem kleinen Vermögen die militärische Unterstützung der gascognischen Adligen und ihrer Gefolgsleute zu erkaufen, und auf dem Weg von spanischen Kriegsschiffen vernichtend geschlagen worden. Nach einem ersten hysterischen Aufschrei war daraufhin der gesamte Hof in ein Schweigen verfallen, das erheblich erschreckender wirkte als all das spontane Gejammer und die lautstarken Verwünschungen zuvor. Wie viele andere auch hatte ich erhebliche Summen in den Feldzug investiert,
um mein Vertrauen zu bezeugen. Der Verlust setzte
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