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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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uns allen schwer zu. Nun war das Vorhaben, von Sandwich aus in See zu stechen, mit einem Gefühl verzweifelter Dringlichkeit vorangetrieben worden. Sowohl Princess Joan als auch Prince Edward hatten mir eindrücklich erläutert, wie verheerend dieser Rückschlag für unsere Flotte und unsere Finanzen war, wie unerlässlich zugleich aber auch eine sofortige Vergeltungsmaßnahme. Sie hatten mich gebeten, bei Richard Lyons um weitere finanzielle Unterstützung vorzusprechen, was ich trotz massiver Bedenken auch tat. Der König, mein Lieb, war weder körperlich noch geistig stark genug für ein derartiges Unterfangen.
    Jetzt bekreuzigte ich mich und bat in einem raschen Gebet, dass diese Besucher keine schlimme Nachricht bringen möchten. Als die Männer sich näherten, begann ein Schrecken ganz anderer Art Form anzunehmen, denn der größere der beiden Reiter, der ein herrliches Ross ritt, war William Wyndsor.
    »Was will er denn hier?«, zischte Großmutter hinter mir.
    Ich hatte sie überhaupt nicht bemerkt. »Keine Ahnung. Hoffentlich keine schlechten Nachrichten über die Schiffe.« Ich wandte mich zu ihr um und sah in ihre glasigen Augen. »Aber wie könnt Ihr ihn von hier aus erkennen?«
    »Ich rieche ihn, diesen Mistkerl, der unsere Familie auseinandergerissen hat. Dieser Freund der Wölfin!«
    Sie dachte, es sei Janyn. »Es ist nicht mein Ehemann. Der ist tot, Großmutter. Es ist Sir William Wyndsor.«
    Sie wirkte verstört.
    »Mit seinem dunklen Haar und seiner Größe könnte ich sie von weitem auch verwechseln«, sagte ich. Die Regeln der Höflichkeit geboten es mir, ihn in die Halle zu bitten. »Sollen wir ihn begrüßen gehen?«
    Ich wies eine Dienstmagd an, einen der Knechte zu rufen,
der William und seinen Begleiter ins Haus bat. Gerade als ich die Wandschirme erreichte, die den Raum vor Zugluft schützten, trat William hindurch und schüttelte seinen feuchten Umhang aus.
    »Großer Gott, Alice, du bist ja schöner denn je!«
    »Gibt es irgendwelche Schwierigkeiten?«
    »Nein. Ich kam, um mich bei dir für deine Hilfe zu bedanken. «
    »Wie ich seinerseits schon in meinem Brief schrieb, besteht kein Anlass, mir zu danken.« Musste ihm nicht klar sein, wie ungern ich ihn in meinem Haus empfing?
    Ich schickte seinen Knappen in die Küche, um sich dort etwas Bier und einen Imbiss reichen zu lassen.
    Großmutter begrüßte William mit verhaltener Höflichkeit. Mary Percy, John und Joan sahen vom Spielen auf und musterten ihn, wie es nur Kinder vermögen, erst mit neugierig abschätzenden Blicken und dann, als er keine Kunststücke vorführte, mit unverhohlener Gleichgültigkeit.
    William ging dennoch zu ihnen hinüber und hockte sich neben sie. »Ich bin William Wyndsor und komme gerade aus Irland. Mit wem habe ich das Vergnügen?«
    »Mary«, stammelte die kleine Percy mit einem Finger in der Nase.
    »Joan.«
    »John Southery«, sagte mein Sohn und stand rasch auf, um William mit einer mannhaften Verbeugung zu begrüßen.
    William erklärte, wie froh er sei, sie alle kennenzulernen, und bemerkte beim Aufstehen Jane, die in den Armen ihrer Kindermagd ruhte. »Und wer ist dieses entzückende Kind?«
    »Jane.«
    »Sind das alles deine?«
    Wie wenig er doch von meinem Leben wusste. »Mary nicht. Ich bin ihr Vormund, obwohl sie gewöhnlich nicht
bei mir lebt. John wächst im Hause ihres Halbbruders auf, Henry Percy.«
    William hob eine Braue. »Die drei anderen sind alle Kinder des Königs?«
    »Natürlich.« Ich fühlte, wie ich errötete, auch wenn seine Frage offenbar ganz unschuldig gemeint war und mir keine anderen Buhlen unterstellen sollte.
    »Sie ähneln ihm alle. Aber wo ist Bella?«
    »Sie lebt inzwischen als Novizin in Barking Abbey. Auf eigenen Wunsch.«
    »Solch ein wunderschönes Kind.«
    »Ja, das ist sie. Und nun kommt, William.« Ich führte ihn in den sonniger werdenden Hof, sah ihm offen ins Gesicht und fragte in scharfem Ton: »Woher wusstet Ihr, wo ich zu finden bin?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Ja, William. Ich denke schon.«
    »Ich habe mich umgehört. Ganz diskret. Ich habe nur wenige Tage, Alice. Dann muss ich zurück nach Westminster. Ich musste dich einfach sehen.«
    »Das ist höchst galant von Euch. Und jetzt, da Ihr dies vollbracht habt, dürft Ihr Euch gerne noch ein wenig stärken, bevor Ihr Eure Reise fortsetzt.«
    »Du schickst mich schon so rasch wieder fort?«
    »Ja. Bleibt hier im Garten. Ein Diener wird Euch etwas zu essen und Bier bringen.«
    »Setzt du dich nicht ein

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