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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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sich an einem wohlbehüteten Ort. »Sie werden Euch zur Verfügung stehen, sobald Ihr ihrer bedürft. Solltet Ihr noch etwas hinzufügen wollen, braucht Ihr Euch nur an mich zu wenden.«
    Nach dieser Begegnung wurde ich mein Frösteln erst wieder los, als ich mich bei einem langen Ausritt ins Schwitzen brachte.
    Ich arbeitete an Edwards und an Johns Garderobe. Für Edward würde es diesmal trotz des großen Jubiläums keinen aufwendigen Kopfputz geben, da er nicht in der Lage war, seinen Kopf stets aufrecht zu halten. Außerdem würde es nur die Aufmerksamkeit auf sein Zittern lenken. Ich entwarf Gewänder aus dem blendendsten Weiß, das wir finden konnten, durchwirkt mit Gold – und Silberfäden, um ihm ein glückseliges Strahlen zu verleihen. Wir stutzten sein langes weißes Haar und seinen Bart und benutzten etwas von Princess Joans Lösungen, um den Glanz zu erhöhen. Ihm gefiel all das Aufhebens um seine Person.
    Wir waren inzwischen wie Vater und Tochter geworden, die einander sehr mochten und Jahre an gemeinsamen Erinnerungen teilten. Manchmal ähnelten wir auch eher Mutter und Kind. Es tat mir in der Seele weh, wenn ich ihn so verwirrt erlebte, so ungehalten über sich selbst, so verängstigt. Meinen lebenshungrigen, leidenschaftlichen Edward gab es nicht mehr. Fast schien es, als wäre seine prächtige Schale aufgeplatzt und hätte das Kleinkind darunter freigelegt. Ich spielte für ihn den Narren, um seine Augen zum Leuchten zu bringen und ein schwaches Lachen hervorzulocken. Ich tanzte Jigs und sang die albernen Liedchen, mit denen ich meine Kinder aufheiterte. In der Kirche oder beim Reiten weinte ich. Weinte um Edward und um mich. Ich verlor ihn. Jeder Tag brachte kleine Veränderungen, ein neues Gebrechen,
einen weiteren Erinnerungsverlust. Es blieb ihm nicht mehr viel Zeit.
    Joan wusste es, und da sie selbst erst kürzlich in Trauer gefallen war, begriff sie auch, wann es galt zu sprechen und wann zu schweigen. In ihren Augen sah ich, wie sehr sie sich davor fürchtete, dass ihr viel zu junger Sohn bald den Thron besteigen müsste.
    Sein Ritterschlag erfolgte also keinen Tag zu früh. Es war eine prachtvolle Zeremonie. Aufrecht, festen Schrittes und mit stolz erhobenem Haupt schritt Prince Richard einher und wirkte dank der hervorragenden Erziehung Joans ganz wie der künftige König. Er war ein echter Plantagenet, sah man einmal von seiner Statur ab, denn seine Anmut wohnte einem deutlich schmächtigeren Körper inne als bei Edward und dessen Söhnen.
    Ich musste weinen, als mein eigener Sohn zum Ritter geschlagen wurde. Wie stolz auch er aussah, wie gerade er sich hielt. Sir John Southery. Seine kindliche Gemahlin schien von dem Ereignis beeindruckt, auch wenn ich hörte, wie sie ziemlich laut fragte, warum der König wie ein Zauberer aussehe, nicht wie ein Herrscher. Zum Glück hörte Edward sie nicht.
    Sobald die letzten Gäste abgereist waren, bestiegen er und ich die Barke nach Sheen. Wir wollten ihn möglichst rasch den Blicken der tratschsüchtigen Höflinge entziehen, bevor er noch vor Erschöpfung zusammenbrach. Wir waren erst zwei Nächte in Sheen, als er einen weiteren Anfall erlitt, der ihn jeglichen Gefühls in seinem linken Arm und Bein beraubte. Zur Bewegungslosigkeit verurteilt, verfiel er nun abwechselnd in Wut oder dumpfes Bedauern.
    An einem besonders grauen Maimorgen plagten Edward Gewissensbisse, dass er einen Teil von Richard Lyons Grundbesitz während dessen Inhaftierung im Tower an seine
Söhne Edmund und Thomas übergeben hatte, denn natürlich war mein Freund Richard später in die allgemeine Begnadigung eingeschlossen worden.
    »Richard wird andere Besitzungen erwerben, mein Lieb.«
    »Er war dir stets ein guter Freund und deiner Familie eine Stütze, Alice. Ich möchte etwas für ihn tun. Meine Söhne benötigen diesen Besitz nicht. Wenn ich ihm diese Anwesen wieder überschreibe und ihm die paar hundert Pfund erlasse, die er der Steuerkasse schuldet, würde ihm das helfen? Würde es ihm für einen Neuanfang genügen?«
    Ich nannte es großzügig.
    Ebenso wie Lancaster ganz offensichtlich von Edwards Ratschlag erfahren hatte, meine Juwelen zu verstecken, so wurde auch dieses vertrauliche Gespräch später in der Öffentlichkeit bekannt und diente als Beleg dafür, dass ich den König aufgefordert hätte, Richard Lyons Geld zu schenken. Ich wurde gehetzt, wurde zur Jagdbeute.
    Als der Tod schließlich kam, um meinen geliebten Edward zu holen, wählte er für seinen Tanz

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