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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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entschieden?«
    Er nickte. »Lancaster hasst Wykeham, macht ihn für sämtliche Rückschläge in Frankreich verantwortlich. Zudem verübeln die Abgeordneten dem Herzog, seinen Einfluss auf die Stadtverwaltung genutzt zu haben, um Henry Percy Vorteile zu verschaffen.«
    »Was sollte ich noch über Lancaster wissen?«
    »Ich denke, den Rest kennst du. Ich weiß selbst nicht genau, was ich derzeit von ihm halten soll.«
    Ich auch nicht, aber ich hatte große Angst vor ihm.
     
    Edward genoss seine wiedererlangten Kräfte und riss mich häufig aus meinen düsteren Grübeleien. Wir standen zwar nicht mehr wie früher im Morgengrauen auf, um auszureiten, unternahmen aber immerhin kurze Ausritte oder gingen im Park spazieren. Abends spielten wir Schach oder hörten Sängern und Musikern zu. Dennoch ließ sich nicht übersehen, wie trüb seine einst so strahlend blauen Augen waren und wie rasch er ermüdete.
    Eines Morgens, als wir unter einem Rosenbogen hindurchschritten, hielt Edward an und ergriff meine beiden Hände. Die Sonne beschien sein schlohweißes Haar, und einen Moment lang war er wieder der Mann, den ich im Rittersaal der Burg seiner Mutter zum ersten Mal gesehen hatte.
    »Du hast mir in meinen späten Tagen noch so viel Freude geschenkt, meine geliebte Alice.«
    »Du hast mir ebenso viel Freude geschenkt, Edward.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Du hast neben der Freude viel Schmerz ertragen müssen. Ich bin zu einer Last geworden. Und schon an unserem Anfang stand ein solch tragischer Schicksalsschlag – der Tod deines geliebten Gemahls.«
    Mir stockte der Atem, als er selbst plötzlich mein Leid anerkannte. Da mir keine angemessene Erwiderung einfiel, verneigte ich mich nur.
    »Mögest du meiner in Liebe gedenken, was auch immer geschehen wird.« Ich hob den Kopf, um ihm dies zu versichern, aber er fuhr fort, bevor ich noch etwas sagen konnte. »Ich fürchte, eine Aufgabe wird sich dir noch stellen, bevor du Ruhe findest, aber ich hoffe sehr, sie wird unerwartet freudvoll ausfallen.«
    »Welche Aufgabe? Wovon sprichst du, mein Lieb?« Bei seinem um Verzeihung bittenden Blick zog sich mir der Magen zusammen.
    Er hob meine Hände, küsste sie nacheinander, ließ sie dann los und tippte auf den Finger, an dem er den Siegelring trug, mit dem er seine Briefe an mich verschloss. »Wenn du siehst, dass ich tot bin, streif diesen von meinem Finger und behalte ihn. Er soll dir als Erinnerung an mich dienen, Liebste.«
    Ich griff nach der Hand mit dem Siegelring und küsste sie. »Du wirst noch lange nicht sterben, mein Lieb.« Da allerdings leugnete ich etwas, von dem ich selbst spürte, dass es
der Wahrheit entsprach. Uns blieb nur noch wenig gemeinsame Zeit.
    »Ich habe zudem verfügt, in Frankreich ein Goldkonto auf deinen Namen einzurichten. Falls du ins Exil gehen musst. Ich habe kein Vertrauen darin, dass die Abgeordneten nach meinem Tod an meinen Begnadigungen festhalten. Joan und Jane musst du mitnehmen. Ihnen darf nichts geschehen.«
    »Ins Exil«, flüsterte ich. Mit unseren Töchtern nach Frankreich fliehen. »Oh Edward!«
    Er zog mich in seine Arme, drückte mich an sich und flüsterte Liebesschwüre, aber auch weit weniger tröstliche Worte. »Was habe ich nur getan? Was habe ich nur getan?«
    Aus Gewohnheit sprach ich beruhigend auf ihn ein, obwohl ich vor Angst zitterte. Er rechnete mit Exil, mit Gefahr für unsere Töchter. Würde unser Sohn sicher sein?
    Ich ließ alle meine Hoffnungen und Gebete für John in die Näharbeiten einfließen, die ich auf seine Gewänder für den Ritterschlag verwand. Auf dem Georgsfest würde Prince Richard zum Ritter geschlagen und in den Hosenbandorden aufgenommen werden, und unser Sohn würde zum Ritter geschlagen. Princess Joan half bei den Arbeiten an den Festgewändern ihres Sohnes. Ihre Anwesenheit im Palast tat mir gut. Sie kümmerte sich um die Führung des Hofstands und um die wenigen Mußestunden, die mir blieben, wobei sie darauf achtete, dass ich schlief, aß und ihr mein Herz ausschüttete.
    Von Edwards Befürchtungen, ich müsse ins Exil gehen, erzählte ich ihr indes ebenso wenig wie von meinen Bedenken Lancaster gegenüber. Ich war mir nicht sicher, wie sie selbst über ihren Schwager, den Herzog, dachte.
    Allerdings erkundigte ich mich nach seiner Ankunft in Windsor beim Herzog persönlich, welche Anweisungen hinsichtlich meiner Juwelen getroffen worden waren.
    Er beugte sich zu mir und versicherte in verschwörerischem Flüsterton, sie befänden

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