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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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sie mit den Knöpfen beschäftigt war, und schüttelte den Kopf darüber, wie weit mir das Kleid geworden war.
    »Ich habe die Trauerkleidung ja zur Seite gelegt«, sagte ich. »Bis zum Ende des Sommers werde ich dies hier wieder richtig ausfüllen, das verspreche ich dir.«
    »Dafür werde ich schon sorgen«, sagte sie mit einem schwachen Lachen.
    Als ich in die Halle hinunterstieg, blickten Joan und Jane schüchtern von ihrem in Milch getauchten Brot auf und musterten mich unsicher.
    »Mir geht es wieder gut«, sagte ich und küsste sie nacheinander auf die Stirn.
    Nachdem ich ein Morgenmahl aus Brot, Käse und verdünntem Wein zu mir genommen hatte, machte ich mich auf die Suche nach Robert, um mit ihm gemeinsam auszureiten und mir das Anwesen anzusehen. Es war eine Freude, im Freien zu sein, noch dazu mit jemandem, zu dem man völliges Vertrauen hat. Ich war jetzt so weit, dass ich meinen Besitz in Augenschein nehmen und mich über profane Verwaltungsarbeiten unterhalten wollte. Zurück in der Halle bedrängten Joan und Jane mich, beim Auspacken jener Truhen helfen zu dürfen, die mit mir aus Sheen eingetroffen waren und deren Inhalt ihnen keine Ruhe ließ. Offenbar hatte Mary Percy, inzwischen verheiratete Southery, ihnen erzählt, ich hätte gewiss viele prächtige Dinge aus Windsor mitgebracht, mit denen ich nun mein Schlafgemach neu einrichten würde. Unglücklicherweise lebte Mary noch immer in meinem Haus, während John als Knappe bei Henry Percy diente.
    Ich hatte keine Lust, in diesen Truhen zu wühlen und wieder Erinnerungen aufbrechen zu lassen, die noch so frisch und schmerzlich waren, aber meine fünf und sieben Jahre alten Töchter konnten meine Zurückhaltung noch nicht begreifen, und schließlich gab ich nach.
    Am Abend dann bereitete mir die Vorstellung der in meiner Kammer ausgebreiteten Sachen ein solches Unbehagen, dass ich gar nicht dorthin zurückkehren mochte. So verweilte ich in der Halle, bis selbst Bella mich widerstrebend alleine ließ. Nur Robert blieb noch, der mir gegenüber am Feuer saß und Öl ins Leder eines Pferdegeschirrs rieb, wie er es schon den ganzen Abend getan hatte, während die Frauen miteinander plauderten.
    »Ist das nicht eigentlich Aufgabe des Pferdeknechts?«,
fragte ich, ging zu ihm hinüber und nahm am Ende der Bank Platz.
    Er sah auf, und seine blaugrauen Augen betrachteten mich freundlich. »Mich beruhigt das.«
    »Seid Ihr besorgt?«
    »Ich mache mir Sorgen um Euch. Lyons macht sich Sorgen um Euch.«
    »Ich mir auch, Robert.«
    Eine Weile saßen wir still beisammen, machten nur dann und wann eine Bemerkung über das Feuer oder irgendein belangloses Tagesereignis, und ich begann mich zu entspannen. Willow, die Lieblingskatze meiner Tochter Jane, ein von Kampfspuren gezeichnetes dreifarbiges Tier, dem ein Stück Ohr und ein Auge fehlte, rollte sich auf meinem Schoß zusammen. Ich streichelte sie im Rhythmus ihres lauten Schnurrens und war froh über die Wärme, die sie mir spendete.
    Nach langem Schweigen verließ Robert die Halle, versprach aber, gleich zurückzukommen. Ich wartete und starrte ins Feuer, während ich Willow weiter kraulte, und wünschte nur, mit meiner gesamten Vergangenheit abschließen und ein ruhiges Leben beginnen zu können. Einmal mehr sehnte ich mich danach, vergessen zu werden. Robert kehrte zurück, stellte sich vor mich und streckte mir seine sauberen Hände entgegen. Ich konnte die Seife riechen, mit der er das Öl entfernt hatte.
    Willow sprang von meinem Schoß und rollte sich auf einem Kissen neben dem Feuer zusammen.
    »Kommt«, sagte Robert. »Ich werde bei Euch bleiben, bis Ihr eingeschlafen seid.«
    Oben in meiner Kammer war Gwen nirgends zu sehen. Sie musste uns in der Halle bemerkt und geahnt haben, dass wir womöglich gemeinsam nach oben gehen würden.
    Robert sah sich im Raum um, bewunderte die edle Einrichtung,
die seidenen Kissen, die Tapisserien, das große Bett. Ich hatte gedacht, er würde sich hier unwohl fühlen, aber er wirkte ganz gelassen, sogar ein wenig neugierig, und als er wieder bei mir an der Tür angekommen war, sagte er nur: »Ich bin noch nie in einem solch eleganten Raum gewesen.«
    Ich lächelte bei seinen Worten und wies auf einen Stuhl. »Setzt Euch doch eine Weile. Ich möchte noch nicht allein sein mit all den Erinnerungen, die diesen Raum jetzt bewohnen. «
    Er zog mich an sich, hielt mich einen Moment und ließ mich wieder los. »Seid Ihr sicher?« Er studierte mein Gesicht, und um seine

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