Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
Körper eines Mannes schmiegte, nach dem ich mich verzehrte und der sich nach mir verzehrte. Womöglich konnte ja auch er solch ein Glück kaum fassen. Doch während wir den Körper des anderen noch ertasteten, wurden unsere Küsse und unsere Berührungen immer gieriger, bis die Grenzen zwischen uns verschwammen.
Als ich mitten in der Nacht erwachte, brannte die Lampe noch.
»Du bist wunderschön«, flüsterte er.
Wohlig umfangen von der Wärme seiner Nähe, erwiderte ich erst einmal nichts. In diesem Augenblick fühlte ich mich glücklich, geliebt, sicher. Sein Körper erregte mich. Er war
kräftig und geschmeidig, der Körper eines tätigen und maßvollen Mannes. Von der Hautfarbe her ähnelte er Edward, von den Proportionen eher Janyn.
Ich fragte mich, ob es mir wirklich vergönnt sein würde, mit Robert glücklich zu sein. Dass ich vom Parlament vergessen würde und meine Tage nach eigenem Gutdünken in Ruhe und Liebe verbringen könnte. Auf dieses Wunder hoffte ich inständig.
Im Dämmerlicht des anbrechenden Tags neben Robert aufzuwachen, war eine köstliche Erfahrung. Er lag auf der Seite, zeichnete mit dem Finger zärtlich den Hof meiner Brustwarzen nach und lächelte, ein Lächeln ohne jedes Arg, ohne jede Verstellung. Ich war fest davon überzeugt, dass er mich liebte. Wie wundervoll es war, bei einem Mann zu liegen, den ich mir ausgesucht, den mein Herz gewählt hatte.
Die Tage waren warm und voller Sonnenschein. Ich genoss mein Zusammensein mit den Kleinen und ließ mich vergnügt dazu überreden, nach einem umherstreifenden Kätzchen zu suchen, ein merkwürdig aussehendes Ei zu bewundern oder die Wasservögel zu beobachten. Joan und Jane schienen den Tod ihres Vaters tatsächlich ohne viel Schwierigkeiten verarbeitet zu haben. Joan hatte der Prunk am Hof gut gefallen, Jane hingegen war von den aufwendigen Garderoben, den lauten Stimmen und all dem verwirrenden Trubel, den so viele Erwachsene um sie veranstalteten, nur verängstigt worden. Für sie beide bedeutete Edwards Tod in erster Linie, dass wir zusammen waren, und darin vermochten sie natürlich nur etwas Gutes zu sehen.
Fast einen Monat lebte ich bereits in Gaynes, da tauchte plötzlich William Wyndsor auf. Ich war gerade in den Garten gegangen, um Blumen zu pflücken. Mein Korb quoll
über vor Rosen, hellgrün blühendem Frauenmantel sowie Rosmarin- und Lavendelzweigen.
»Für mich hast du solch einen Blumenkranz noch nie gewunden. « William ließ sich dicht neben der Stelle, an der ich kniete, auf eine Bank fallen und streckte die Beine aus. Die Sonne hob die grauen Strähnen hervor, die sein dunkles Haar inzwischen durchzogen. Irland hatte ihn altern lassen. Dennoch war er noch ein stattlicher Mann.
Ich spürte zwar einen warnenden Trommelwirbel in meinem Innersten, als ich ihm in die Augen sah, konnte meine Zunge aber nicht im Zaum halten. »Wie könnt Ihr es wagen, Euch hier sehen zu lassen? Ihr habt Edward erzählt, wir wären einander versprochen. Ich kann nicht begreifen, was Ihr damit zu gewinnen hofftet, aber Ihr habt ganz sicher damit jeden letzten Rest an Vertrauen verspielt, den ich in Euch hatte.« Ich warf ihm eine Handvoll Rosen in den Schoß. »Nehmt die und lasst mich und meine Familie in Frieden.« Und mögen die Dornen deinen aufgeblähten Stolz durchlöchern.
Er zuckte mit den Achseln und sah zum Haus hinüber. »Der König ist tot. Jetzt bin ich an der Reihe.«
Entgeistert ließ ich mich auf meine Hacken zurückfallen. »Ich möchte, dass Ihr jetzt geht, William.«
Ein hartes Lachen. »Ich habe den Schmuck. Die Juwelen, die du dem Herzog anvertraut hast.«
Ich wollte nicht wahrhaben, was er soeben gesagt hatte. So starrte ich auf den Boden und atmete tief durch. »Den Schmuck? Ihr? Wie kam der Herzog denn auf die irrwitzige Idee, ihn Euch anzuvertrauen?«
William stand abrupt auf, so dass mir keine Zeit mehr blieb zurückzuweichen. Er packte meinen Arm, hob mich mitsamt Blumen und Korb hoch, stellte mich auf die Beine und schüttelte mich. »Du bist mir versprochen!«, schrie er
mit rot angelaufenem Gesicht, und seine Augen blitzten vor Zorn. »Wage es bloß nicht, dich mir zu verweigern!«
Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr. »Wir werden beobachtet, William. Seid so freundlich, mich loszulassen.«
Er löste seinen Griff und sah sich um. Gefolgt von zwei Knechten, trat Robert gerade aus dem Haus. Ich spürte, mehr als dass ich es sah, wie hinter mir jemand davonlief. Meine Schwiegertochter
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