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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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dürfen. »Wer hat dir denn erzählt, dein Großvater sei ermordet worden?«, fragte ich Joan. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass meine Schwester oder sonst jemand aus dem Haus so etwas sagen würde.
    »Mary.«
    »Aha.« Natürlich, die giftsprühende Percy in unserer Mitte. Rasch setzte ich ihr auseinander, wie bei Hofe ständig geklatscht wurde und Mary wahrscheinlich so irgendwann dieses Gerücht zu Ohren gekommen sein müsse. »Aber dein Vater war krank. Mit seinem Kopf war etwas nicht in Ordnung, und das ließ ihn immer schwächer werden. Ich war bei ihm. Er hat sich nicht gefürchtet. Wir gingen gerade im Park spazieren, und er war ganz ruhig, als Gott ihn zu sich rief.«
    »Ist in Eurem Kopf auch etwas nicht in Ordnung, Mutter? «, fragte Jane.
    Ich nahm meine Jüngste auf den Schoß und umarmte sie. »Manchmal bin ich ziemlich albern, aber ansonsten ist mein Kopf gesund, Liebes.«
    Joan lachte. Der Klang wirkte regelrecht befreiend, und prompt fielen zu meiner Freude auch Jane und Bella mit ein. Ich empfand es als großen Segen, solch anmutige, liebevolle und wohlgefällige Töchter um mich zu haben. Sie stellten nur noch wenige Fragen über Edwards Tod und was er für sie bedeuten könnte.
    »Ich glaube nicht, dass er ihr Leben stark beeinflusst hat«, bemerkte Bella, als wir zusahen, wie ihre Schwestern davonrannten, um wieder zu ihren Cousins in die Halle zu kommen. »Weit weniger jedenfalls, als mein Vater es bei mir getan hat.«
    Ich legte einen Arm um Bella und lehnte kurz den Kopf an ihre Schulter. »Du hattest großes Glück mit deinem Vater, Bella. Janyn hat dich abgöttisch geliebt. Er hat so lange
auf ein Kind gewartet, und du hast seine Träume noch übertroffen.«
    Ich hörte, wie sie tief durchatmete.
     
    Robert kam zu mir, nachdem alle anderen schlafen gegangen waren, und wir unterhielten uns erneut bis tief in die Nacht. So ungezwungen war unser Umgang inzwischen, dass ich es auch wagte, persönlichere Fragen anzusprechen als in der vorangegangenen Nacht. Ich erzählte ihm von Joans Bemerkung über Mary Percys Geschwätz und ließ mich von ihm beruhigen, was meine Befürchtungen hinsichtlich meiner Schwiegertochter anging oder mein Bedauern darüber, dass Joan und Jane ihren Vater nie gut genug kennengelernt hatten, um ihn zu vermissen.
    »Bedauern ist keine große Tugend, Alice«, erwiderte Robert. »Ich könnte mein ganzes Leben damit verbringen, all die nichtigen Streitereien und Kränkungen in meiner kurzen Ehe zu bedauern, doch ich glaube nicht, dass Gott ein solches Leben schätzen würde.«
    Ich war seiner verstorbenen Frau Helena nie begegnet. Die wenigen Jahre, die sie gemeinsam verbracht hatten, war ich mit Edward beschäftigt gewesen.
    »Habt Ihr sie sehr geliebt?«
    Robert ließ den Kopf kurz auf seine Brust sinken und holte tief Luft, als würde er Kraft sammeln, um über sie zu sprechen. »Wir waren mehr wie Bruder und Schwester, nicht wie Mann und Frau. Wir mochten uns, neckten uns, aber im Bett blieb von dieser Zuneigung nie viel übrig. Ich ängstigte sie offenbar mit meinem Verlangen, und schließlich verdrängte sie mich aus ihren Gedanken, sobald es Abend wurde. Auf ihrem Sterbebett hat sie mich dafür um Verzeihung gebeten. ›Ich hatte Angst‹, sagte sie. ›Und ich habe dich abgewiesen. Jetzt ist es zu spät.‹ Ich hatte auch Angst,
Angst sie in den Armen zu halten, während das Leben aus ihr schwand. Aber ich tat es. Ich legte mich neben sie und hielt sie, bis ihr Herz aufhörte zu schlagen.«
    Ich bekreuzigte mich. »Janyn ist so weit entfernt gestorben. Ich hätte ihn ebenso gehalten.«
    In der dritten Nacht, in der Robert mich in meiner Kammer aufsuchte, empfing ich ihn mit einem Kuss, einem langen, forschenden Kuss, denn ich hatte ihn den ganzen Tag über beobachten müssen, so sehr begehrte ich ihn. Lange schon hatte ich voll Sehnsucht der frühen Jahren mit Edward gedacht, bevor seine Leidenschaft ihn verließ. Lange schon hatte diese Sehnsucht sich Robert zugewandt. Es war nicht wie mein Begehren nach Janyn oder Edward. Diesmal lag kein Leichtsinn darin, keine Angst oder Hilflosigkeit. Ich wollte Robert einfach mit Leib und Seele und glaubte daran, dass wir glücklich zusammen sein könnten.
    Er strich über meine Braue, die Wange hinab bis zu meinem Kinn, dann hob er mich hoch und trug mich zum Bett.
    Zu Beginn waren wir noch zögerlich in unserer Lust. Ich konnte es gar nicht fassen, dass mein nackter Körper sich noch einmal an den warmen, muskulösen

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