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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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Westminster Palace gefangen. Dem Tower war der Palast zweifellos vorzuziehen, ein Gefängnis blieb er dennoch, und ein kaltes überdies, denn weder Princess Joan noch der junge King Richard oder Lancaster waren derzeit anwesend.
    Als er mir verbot, während meiner letzten freien Tage nach Gaynes zu fahren, um dort meine Angelegenheiten zu ordnen, hatte ich den Herzog gefragt, was er denn fürchte, das ich tun würde, wenn er mir zu reisen gestatte.
    Elegant gekleidet in einem dunklen Gewand, das seine helle Haut betonte, aber auch die Schatten unter seinen Augen hervorhob – ein selten an ihm zu bemerkendes Zeichen von angegriffener Gesundheit oder zumindest von schlechtem Schlaf –, hatte Lancaster leicht meinen Arm berührt, während wir am Fenster standen und auf die winterliche Themse hinaussahen. »Ich möchte Euch gerne davor bewahren, in einem solch erregten Zustand womöglich eine unüberlegte Handlung zu begehen, Dame Alice, etwa mit meinen Nichten außer Landes zu flüchten. Dies wäre höchst bedauerlich, denn es würde unseren Plan zunichtemachen, Euch einen angenehmen, ungefährdeten Rückzug aus dem Zentrum dieses öffentlichen Streits zu ermöglichen. Die Verurteilungen, denen Ihr ausgesetzt wart, müssen einen großen Schock bei Euch verursacht haben. Eine solche Ächtung noch dazu in der Trauerzeit würde selbst den verwegensten Recken bis ins Mark erschüttern. Ich bewundere die Stärke, die Ihr während der Krankheiten meines Vaters, bei seinem Tod und angesichts der rachsüchtigen Angriffe der Gemeinen bewiesen habt.«
    Seine bekümmerte Miene erregte bei mir nur ein Gefühl der Übelkeit. Im Geiste erwiderte ich: Gewiss würdet Ihr es nur zu gerne sehen, wenn ich mit meinen Töchtern flüchtete. Dann wärt Ihr mich los und hättet all meinen Besitz, meinen
Schmuck, mein Geld für Euch. Und Sir William auch, der dann eine andere heiraten könnte, um sie für Euch zu beaufsichtigen.
    Aber ich sagte nichts davon und erzählte ihm auch nicht, dass ich bereits versprochen war. Er mochte im Moment schwächlich wirken, doch dies war der reichste, mächtigste Mann im gesamten Königreich, und ich wagte es nicht, ihn gegen mich aufzubringen. Ich fürchtete, was er Robert antun würde.
    Nachdem er gegangen war, schickte ich die Diener fort und lief den Korridor auf und ab, wobei ich all das in mir aufgestaute Gift verspritzte. Während meine Stiefelsohlen gegen die Dielen hämmerten, zischte und kreischte ich all die Verwünschungen, die ich so lange schon hatte zurückhalten müssen. Ich weinte, raufte mir die Haare und schlug mir gegen die Brust, bis die Kräfte mich verließen. Sollten die Diener und die Wache doch tuscheln und sich bekreuzigen, so viel sie wollten, mich kümmerte es nicht.
    Der Palast erschien mir jetzt nur noch wie ein Schatten jenes Westminster, das ich mit Edward erlebt hatte. Die Dienerschaft, die sich um uns kümmern sollte, strafte Gwen und mich ausnahmslos mit Gleichgültigkeit, obwohl viele von ihnen uns um Rat angegangen waren, wenn Edward eine Krise durchlitt. Soweit möglich vermieden wir es, mit ihnen zu sprechen, da der Gegensatz einfach zu quälend war. Außerdem hatte ich ihnen mit meinem Wutanfall Angst eingejagt, das wusste ich genau. Im Gegenzug knauserten sie mit Essen, Getränken und Heizmaterial für die Kohlenbecken. Ich sehnte mich danach, in einem meiner Häuser zu wohnen, wäre in Wahrheit sogar lieber an fast jedem anderen Ort gewesen als in einer der königlichen Residenzen, die allesamt überladen von schmerzhaften Erinnerungen waren.
    Gwen machte sich Sorgen über meine kalten Hände und Füße und über meinen Mangel an Appetit. »Da hat mir Euer wahnsinniges Toben fast besser gefallen«, meinte sie.
    Ich beruhigte sie, dass ich mich erholen würde, sobald ich wieder reiten und auf Beizjagd gehen könne, sobald ich wieder zu Hause sein würde – denn es schien, als sollte mir gestattet werden, Fair Meadow und das Haus, in dem Janyn und ich in London gelebt hatten, behalten zu dürfen.
    »Wird Sir William einverstanden sein, in einem Eurer Häuser zu wohnen?«, fragte sie mich.
    »Einverstanden? Ich schätze, dies ist einer seiner dringlichsten Wünsche. Er will sich alles aneignen, was mir gehört, warum sonst sollte er an dieser Farce mitwirken? Niemand spricht jemals von seinen Häusern, Gwen. Zweifellos sind sie eher unansehnlich.«
    Tatsächlich wohnte William derzeit nicht in Westminster, sondern war angeblich damit beschäftigt, sein nördlich der

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