Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
verschwiegen worden war, in erster Linie wohl, weil ich Edward nicht länger vor den Augen der Öffentlichkeit geschützt hätte, wäre sie mir bekannt gewesen. Mein geliebter Edward, seine Söhne, der Prinz und Lancaster sowie William Wyndsor hatten einen Pakt geschlossen, der meine Fügsamkeit gewährleisten sollte, wenn man mich zur Pflege des Königs nicht länger benötigte. Demnach würde meine Verbannung nicht vollstreckt, sofern ich unter Williams Hausherrschaft als dessen Frau lebte. Ich könnte so lange in Ruhe und Frieden mit meinen Kindern zusammenleben, wie ich anerkannte, dass er mein Gemahl war.
Mir hatte der Atem gestockt bei diesen Eröffnungen. Mein Mund war so trocken, dass ich eine ganze Weile nicht zu sprechen vermochte, selbst als ich mich wieder ans Atmen erinnert hatte und alle auf meine demütige Unterwerfung warteten.
»Könnte mit meinen Kindern zusammenleben?«, brachte ich schließlich heraus. »Droht Ihr etwa damit, mir Joan und Jane wegzunehmen, wenn ich nicht einwillige?«
»Sie sind Töchter des verstorbenen Königs«, sagte Lancaster. »Ich bin verantwortlich für sie, ebenso wie für seinen Sohn.«
Lump! Falschspieler!, zischte ich innerlich und verfluchte ihn. In meinen schlimmsten Alpträumen hatte ich nicht solche Abgründe des Verrats erahnt. Lieber wollte ich geköpft werden, als ohne jede Hoffnung zu leben, meine Töchter zu sehen. Aber mir war klar, ich konnte sagen, was immer ich wollte, es kümmerte sie nicht. Mein Schicksal war seit langem beschlossene Sache. Ich wurde zum Sündenbock gemacht. So saß ich nur da in meinem thronähnlichen Stuhl, einen juwelenbesetzten Weinbecher vor mir, und betrachtete die drei, die ich bisweilen sogar zu meinen Freunden gerechnet hatte – vor allem Princess Joan. Lancaster misstraute ich schon lange Zeit. An ihre Freundschaft jedoch hatte ich geglaubt.
Wie hatte ich die Vorzeichen übersehen können? Williams Beharrlichkeit, sein dickes Fell.
Edward hatte all dies geplant. Ich erinnerte mich noch an seine Worte damals im Park, als er mir sagte, ich solle seinen Siegelring an mich nehmen. Ich fürchte, eine Aufgabe wird sich dir noch stellen, bevor du Ruhe findest, aber ich hoffe sehr, sie wird unerwartet freudvoll ausfallen. Wie konnte er das nur denken? Zu einem kleinen Bauern beim Schach hatte sie mich gemacht! Aber natürlich war er seinerzeit nicht
mehr klar bei Verstand gewesen. Lancaster hatte die Verwirrtheit seines Vaters ausgenutzt, hatte ihn dazu verleitet, dieser Farce zuzustimmen.
»Eine Heirat ist null und nichtig, solange nicht beide Seiten ihr Einverständnis erklären«, sagte ich und sah zu Joan, da ich ihre Unterstützung erwartete. Sie mied meinen Blick und zupfte an ihrem Ärmel.
Lancaster hüstelte, womit er ganz offenkundig ein amüsiertes Auflachen überspielen wollte. »Dame Alice, Ihr habt Sir William schon so viele Male beigelegen. Da würde es Euch sicherlich schwerfallen, Erzbischof Sudbury davon zu überzeugen, dass Ihr Euer Einverständnis verweigert hättet.«
»Das habe ich nicht! Kein einziges Mal!« Ich sah zu William, der auf eine Stelle links neben mir starrte. Mir war schlecht vor Ekel. Er widerte mich an.
»Also entweder das oder Exil?«, fragte ich.
Lancaster nickte fast unmerklich, als käme ihm seine eigene Grausamkeit befremdlich vor.
»Und meine Besitzungen?«
»Die können wir Euch nicht retten. Aber im Lauf der Zeit dürfte es Sir William vielleicht gelingen, sie zurückzugewinnen. «
In diesem Moment verfluchte ich William. Ich verfluchte ihn aus tiefster Seele und schwor, dass er nie in den Genuss des Vermögens kommen sollte, das ich so gewissenhaft für meine Töchter hatte anwachsen lassen.
Jetzt streckte Joan ihre Hand aus und legte sie auf meine. Sie erklärte, das Volk werde mich vergessen, sobald es wisse, dass ich unter der Aufsicht eines Ehemanns stehe, noch dazu, wenn dieser über derart starke Verbindungen zu den Mächtigen im Land verfüge. William war als unerschütterlicher Verteidiger der Krone bekannt. Ein Mann, der das
Kriegshandwerk verstand, und ein hoch geachteter Ritter der Königsreichs.
Ich war fassungslos. »Seid Ihr es etwa gewesen, die ihn darauf beharren ließ, wir wären einander versprochen?«
»Nein, das war ich nicht, meine Gute«, sagte Joan. »Ich habe erst vergangene Woche von dieser Vereinbarung erfahren. «
Aber Richard Lyons war von William schon lange zuvor darüber informiert worden. Und Edward hatte es mir gesagt. Ich hatte seine
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