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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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Herz um meine Erwartungen. Seinerzeit hatten die königlichen Fährleute und Wachen mich mit Hochachtung behandelt, heute waren ihre Blicke nur neugierig und in der Regel abweisend. An meine jüngste Heimfahrt mit Robert, als ich mich als freie Frau gefühlt hatte, vermied ich dagegen jeden Gedanken.
    Mir gefiel es überhaupt nicht, dass ich ihn und meine Familie über die letzten Entwicklungen nicht hatte in Kenntnis setzen können, und dass Joan und Jane, möglicherweise sogar mein Sohn, nichts von meiner Heirat mit William wussten. Meine jüngsten Kinder hatten sich so darüber gefreut, endlich gemeinsam mit mir unter demselben Dach zu
wohnen, und das ohne einen Mann, der einen Großteil des Tags und die gesamte Nacht meine ungeteilte Aufmerksamkeit für sich beanspruchte. Ich rechnete mit Tränen, sobald sie begreifen würden, dass nun William in mein Schlafgemach und mein Leben einzog. Zumindest war er kein Fremder für sie, versuchte ich mich zu beruhigen. Sie waren ihm schon früher begegnet, und er hatte sich ihnen gegenüber zwar distanziert, aber nie bösartig verhalten. Daran sollte er auch besser nichts ändern, denn meine Kinder würden bei mir stets an erster Stelle stehen.
    Aber Robert … mein geliebter, wahrhaftiger Ehemann. Mein Brief an ihn war unbeholfen geraten, da mir das Schreiben solche Qualen bereitet hatte. Der Ausdruck auf seinem Gesicht bei Ankunft der Barke sprach von Betrug und zertrümmerten Hoffnungen. Aber er fand rasch seine Beherrschung wieder und begrüßte William. Ich jedoch fühlte mich, als würde mir gleich schlecht werden, und ich wagte es nicht, ihm in die Augen zu sehen.
    Joan und Jane waren verwirrt, aber William verneigte sich vor ihnen mit einer solch komisch übertriebenen Ehrerbietung, dass er sich Tage später nur leicht vor ihnen verbeugen musste, um sie beide in Kichern ausbrechen zu lassen. Mit so viel Einfühlungsvermögen hatte ich nicht gerechnet und war ihm dankbar dafür. Mary Percy strafte ihn mit Nichtachtung, aber das war ihr freier Wille. Ich hatte ihr erst kürzlich ein eigenes Kammermädchen zugestanden, und nun saßen die beiden fast den ganzen Tag tratschend und albern grinsend in einer Ecke der Halle, während sie stickten und andere Näharbeiten verrichteten. Ich empfand es als Gottesgeschenk, dass sie auf diese Weise beschäftigt war.
    Gwen verhielt sich überaus still. Wir hatten mittlerweile schon so viele Veränderungen gemeinsam durchlebt, aber
diese hier schien ihr die meisten Schwierigkeiten zu bereiten. Als sie an unserem ersten Abend in Gaynes meine Schlafkammer richtete, fragte ich, welche Gedanken sie so bedrückten.
    »Ich ertrage es nicht, Euch so unglücklich zu sehen, wenn …« Sie presste sich einen Moment lang mit verlegener Miene die Finger auf die Lippen. »Verzeiht, Dame Alice. Ich vergesse meinen Platz.«
    »Du bist eine meiner ältesten und liebsten Gefährtinnen, Gwen. Wann immer wir unter uns sind, darfst du nach Herzenslust deine Meinung sagen.«
    »In Master Robert habt Ihr einen Mann gefunden, den Ihr liebt und schätzt und mit dem Ihr gerne zusammen seid. Ich habe Angst vor dem, was nun geschehen wird. Wie lange könnt Ihr die Rolle als Sir Williams Frau spielen? Wie soll Master Robert dies ertragen? Wie Ihr?«
    »Ich weiß auch nicht, was aus uns werden wird, Gwen. Jedes Mal wenn ich glaube frei zu sein, schließen sich die Fesseln erneut.«
    Seufzend verriegelte sie die Truhe, die sie gerade gefüllt hatte, und legte sich beim Aufrichten die Hand in den Rücken. Eines Tages würde sie alt sein, und ich würde sie verlieren – wenn ich nicht vor ihr starb. Ein Leben ohne sie konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen.
    »Vielleicht wird Sir William Euch ja überraschen«, sagte sie ohne Überzeugung.
    Auch ich konnte daran nicht glauben. An seinem ersten Abend in Gaynes zeigte sich William von seiner besten Seite und trank nur mäßig. Der Abend begann in freundlicher Unterhaltung und endete mit einem groben Begattungsakt. Als ich am folgenden Morgen erwachte, war William schon fort. Den Aussagen der Bedienten zufolge war er früh ausgeritten.
    Ich suchte Robert in den Feldern auf. Sein sonnengebleichtes
Haar, die Art, wie die Haut um seine Augen sich runzelte, wenn er ins Licht blinzelte, die Körperhaltung, die er dabei einnahm – das alles war mir so vertraut, berührte mich so tief, doch seine Begrüßung fiel zu nüchtern aus. Ich erzählte ihm alles, was in Westminster geschehen war. Wir gingen die Heckenreihe

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