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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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lassen.
    Geoffrey schlug sich auf den Schenkel. »Ah! An deiner Verlegenheit erkenne ich, dass er es getan hat und dass es dir recht gut gefallen haben muss.« Seine Augen blitzten fröhlich.
    Ich lachte. »Ja, er hat mich geküsst, und ja, es hat mir ausnehmend gut gefallen. Und du? Ist dir schon eine passende Dame begegnet?«
    »Nein. Aber bei ihren Söhnen haben es die Eltern nicht eilig mit dem Verheiraten, nur bei den Töchtern. Um ehrlich zu sein, sind mir nur wenige Frauen begegnet, die jünger als meine Mutter waren.«
    Wir brachen in ein kameradschaftliches Lachen aus, und ich fühlte mich so leicht ums Herz wie schon lange nicht mehr.
    »Wann wirst du heiraten?«
    »Kurz vor Michaeli.«
    »So bald?« Er wirkte enttäuscht. »Dann werde ich es wohl nicht miterleben können. In zwei Tagen muss ich wieder bei meinem Herrn sein, und vor Weihnachten dürfte ich nicht mehr nach London kommen.«
    »Oh, Geoffrey. Ich hatte so gehofft, du würdest da sein.«
    »Vielleicht kann ich ja zweiter Pate bei deinem erstgeborenen Sohn werden, was meinst du?«
    »Kinder. Daran habe ich noch gar nicht gedacht, und an die Wahl von Pateneltern sowieso nicht.« Janyn würde als ersten Paten zweifellos einen Mann von hohem gesellschaftlichen Rang aussuchen wollen. »Ich bin vollauf damit beschäftigt, meine Garderobe und persönlichen Dinge für den Hausstand vorzubereiten. Aber, ja, Geoffrey, ich würde mich freuen, wenn du Pate stehen könntest bei unserem ersten Sohn … oder unserer ersten Tochter.« Ich musste kichern
darüber, was mir in den Sinn kam. »Dame Agnes meint, dass Reiten meine Beine kräftigen würde, um das Gewicht von Kindern besser tragen zu können.«
    Geoffrey lächelte breit und ergriff für einen Moment meine Hände. »Ich freue mich für dich, Alice.«
    »Ich empfinde im Grunde auch großes Glück, wären da nicht die Wölfin und meine ständig in Fehde miteinander liegenden Eltern, die gemeinsam wie eine dunkle Wolke über allem hängen.«
    »Das mit deinen Eltern tut mir leid. Aber um die Königinmutter musst du dir womöglich keine Sorgen machen. Die Klatschmäuler verpassen mit Vorliebe jenen sinnreiche Namen, vor denen sie Angst haben. Dann fühlen sie sich überlegen und weniger eingeschüchtert. Jetzt, da so viel Zeit seit ihrem verräterischen und unmoralischen Tun vergangen ist, hält die Mutter des Königs sich wieder häufig am Hofe auf. Letzten Endes war das Volk doch froh über den von ihr geleiteten Aufstand. Was ihm missfiel, war bloß der Machthunger Mortimers.«
    »Ich habe nachts einmal gehört, wie meine Großeltern sich über sie unterhielten, und sie klangen besorgt, dass ich einen Mann heirate, der mit der Königinmutter Umgang pflegt. Und von der Einbestellung meiner Eltern nach Castle Rising wissen sie offenbar auch nichts.«
    »Da Janyn so hoch in ihrer Gunst steht, wollte Isabella vielleicht sicherstellen, dass deine Mutter keine Schwierigkeiten verursacht. Ich habe häufig erlebt, dass Adlige alle Gemeinen lediglich als bessere Dienstboten betrachten. Womöglich glaubt sie, ihm diesen Gefallen irgendwie schuldig zu sein.«
    Ich schwieg einen Moment und drehte mich dann zu ihm. »Kannst du mir denn irgendeinen Rat geben, mein weltgewandter Geoffrey?«
    Er wurde ernst. »Ich habe schon anständige Menschen gesehen, die, von Reichtum und Pracht verführt, in den Ruin getrieben wurden. Sei vorsichtig, werte Freundin.«
    »Geoffrey, du machst mir Angst.«
    Er rang sich ein Lachen ab. »Du hast gefragt! Aber kümmere dich nicht weiter um mich. Du weißt, welches Vergnügen ich daraus ziehe, mich selbst reden zu hören. Du warst schon immer erheblich lebenstüchtiger und vernünftiger als ich. Du schaffst das schon.«
    Es war spät geworden, und widerstrebend nahm mein Freund Abschied. Aber er schwor, stets mit mir in Verbindung zu bleiben, und ich glaubte ihm. Als ich an diesem Abend im Bett lag, versuchte ich mir seine Beschreibung des bezaubernden Umhangs in Erinnerung zu rufen. Fabeltiere, jede denkbare Farbe, herrliche Rubine …
     
    Wie ich nun wusste, waren meinen Eltern derzeit nicht in der Stadt, und so nötigte ich Dame Agnes am nächsten Morgen, mich zu einem Besuch bei Nan und den Kindern zu begleiten. Ungeachtet unserer geschäftigen Vorbereitungen auf die Hochzeit hätte ich mich auch so jederzeit davonstehlen können, um meine Geschwister zu sehen, aber ich fürchtete einen Zusammenstoß mit Mutter. Wir schickten Nachricht und kündigten unser Kommen für den Folgetag

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