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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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gefalteten Hände.
    Ich liebte ihn so sehr in diesem Augenblick. Er war stets freundlich zu mir gewesen, eine höchst angenehme Gesellschaft.
    Ich wandte mich umgehend zur Statue der Heiligen Jungfrau und kniete mich dort auf den Betschemel. Der gütigen Mutter Gottes mein Herz auszuschütten und all meine Ängste und Unsicherheiten anzuvertrauen, schenkte mir innere Ruhe.
    Auf dem Heimweg sprachen wir über die Hochzeit meines Vaters.
    »Er konnte es einfach nicht fassen, dass Gott ihn mit einer solch schönen Frau segnete«, erzählte Großvater. Doch in seiner Stimme schwang keinerlei Freude mit, und als er aufblickte, sah ich seine gerunzelte Stirn und den traurigen Ausdruck in seinen Augen.
    »Ihr müsst seine Enttäuschung nicht vor mir verheimlichen, Großvater. Ich weiß, wie schwierig es mit meiner Mutter gewesen ist.«
    Er lächelte verwundert und drückte meine Hand. »Du bist eine beinahe schon etwas zu aufmerksame Zuhörerin. Aber das wird dir noch von Nutzen sein.« Seine dunkle Kleidung verlieh ihm ein ernstes Aussehen, doch seine Gesichtszüge waren herzensgut. »Warum zwingen wir unsere Töchter nur, so jung zu heiraten? Das war meiner Meinung nach ihr Problem. Margery hatte sich ein Leben mit meinem Sohn erträumt, das niemals Wirklichkeit werden konnte. Jene Art von Pracht und ständigem Herumreisen, die sich nur Adelsleute
leisten können und die den Frauen letztlich doch nur selten gefällt.« Großvater drückte erneut meine Hand. »Verzeih mein hochtrabendes Gerede.«
    »Demnach wäre sie also mit jedem unzufrieden gewesen, der ihrem Rang entsprach?«, fragte ich.
    »Ehrlich gesagt, besteht genau darin das Problem«, sagte er.
    »Dann spielte ihre Jugend aber keine Rolle.«
    Mit einem Grunzen blieb er vor dem Tor des Hauses stehen und dachte nach, wobei sein rötliches Gesicht zahllose Furchen und Falten warf. Ich liebte es, wie sein gesamter Körper bei allem, was er tat, sogar beim Beten, stets beteiligt war.
    »Da hast du ganz Recht, werte Enkelin. Ganz Recht.« Seine Miene verzog sich wieder zu einem Lächeln, das von seinen hellen Augen und dem weißen Backenbart noch unterstrichen wurde. »Damit hast du mich von einem schweren Schuldgefühl befreit, das auf mir lastete, weil ich die Verlobung und Heirat deiner Eltern so vorangetrieben habe. Doch du, meine liebe Alice, du scheinst bereit zu sein, deine Familie zu verlassen und frohen Muts in die deines Verlobten einzutreten.«
    »Auch ich wurde aus dem Nest gestoßen, Großvater.«
    Sein Lächeln wurde unsicherer. »Natürlich. Wie unbedacht von mir.«
    »Allerdings gefällt mir Janyn ausnehmend gut, und dass ich im Moment bei Euch und Dame Agnes leben kann, ebenfalls.«
    Er strahlte. »Es ist ein Vergnügen, dich in unserem Haus zu haben, Alice. Und du hast einen so vortrefflichen Verehrer. Nimmt man allein seine bisherigen Geschenke als Fingerzeig, sollte dir an der Seite von Janyn Perrers ein äußerst anregendes Leben bevorstehen, davon bin ich überzeugt.
Und wie mir deine Großmutter erzählte, bist du über seine Verbindung zur Königinwitwe Isabella bereits im Bilde.« Er legte einen Finger auf die Lippen. »Großes Familiengeheimnis. « Während er langsam weiterging, fügte er hinzu: »Dieses Gespräch hat mich sehr erleichtert. Hab Dank, mein Kind.«
    Wir hatten den Hof erreicht, und dort stand, in aller Ruhe einen Apfel aus der Hand meiner Großmutter futternd, meine Stute. Gehalten wurde sie von einem Mann mit der braun gegerbten Haut eines Menschen, der seine Zeit fast ausnahmslos draußen verbrachte.
    »Da bist du ja!« Großmutter winkte uns zu sich herüber. »Alice, dies ist dein Reitlehrer, Master Thorne, der dich mit der Stute kurz im Hof herumführen möchte, damit du dich mit dem Tier ein wenig vertraut machst, während er beurteilt, wie dein Unterricht am besten beginnen sollte.«
    »Master Thorne«, sagte ich und nickte in seine Richtung.
    »Mistress«, erwiderte er mit leichter Verbeugung. Seine dunklen Augen maßen mich frei heraus.
    Dame Agnes schickte mich ins Haus, wo Gwen mir half, in ein weniger bauschendes und leichter zu reinigendes Kleid zu wechseln.
    Sobald ich in den Hof zurückkam, duldete Master Thorne keinen weiteren Aufschub. Wie groß die Stute tatsächlich war, wurde mir bewusst, als ich auf einen Schemel klettern musste, um mit Großvaters Hilfe auf ihren Rücken zu steigen. Seitwärts auf dem Reitkissen zu sitzen, fühlte sich merkwürdig an. Ich war froh, mich umgezogen zu haben. So hatte ich

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