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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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an – ich wollte Nan gegenüber jeden Anschein vermeiden, wir würden sie, die jetzt für alles verantwortlich war, mit einem Überraschungsbesuch kontrollieren wollen. Kürzlich hatte ich für jedes meiner drei Geschwister aus schönen Stoffresten neue Kappen gefertigt und freute mich schon darauf, sie ihnen zu schenken. Gwen bat, mit uns gehen zu dürfen, damit die Kinder sie kennenlernen könnten.
    »Dann werde ich ihnen nicht fremd sein, wenn sie zu Besuch kommen.«
    Ich war froh, dass ich mich mit ihr ausgesöhnt hatte.
    Nicht damit gerechnet hatte ich, wie merkwürdig es sich anfühlte, nach kaum mehr als einer Woche Abwesenheit zum ersten Mal heimzukehren. Nan begrüßte uns an der Tür. Sie wirkte stärker gealtert als nur um eine Woche, und obwohl ich das Kleid, das sie trug, wiedererkannte, schien es mir jetzt ausgeblichener und häufiger ausgebessert als zuvor. Die Einrichtung war unverändert, dennoch kam sie mir plötzlich unzulänglich vor, als wäre die Halle gewachsen und die Möbel geschrumpft. Meine Seele schien aus meinem ehemaligen Heim vertrieben worden zu sein, so merkwürdig fremd fühlte sich nunmehr alles an.
    Nach einem tränenreichen Wiedersehen mit Nan, Will und Mary – John würde später vorbeischauen, sofern ihn sein Lehrherr im Geschäft entbehren konnte – erkundigte ich mich danach, womit sie sich seit meinem Auszug so die Zeit vertrieben hatten.
    Als die Kinder dann später damit beschäftigt waren, unterstützt von Gwen und Dame Agnes ihre neue Kappen auszuprobieren und nach einem Geschenk zu suchen, das sie für mich gemacht hatten, fragte ich Nan, was sie über die Reise meiner Eltern wusste.
    Schon bei unserem Eintreffen war mein erster Eindruck gewesen, dass meine geliebte Kindermagd erschöpft und bedrückt war, und nun bestätigten mir ihre Worte dies zumindest teilweise.
    »Es kam ein Bote, vornehm gekleidet, sehr von sich eingenommen, und bestand darauf, auf Antwort zu warten. Die Köchin gab ihm etwas zu essen, während der Master und die Mistress nach oben gingen und dort hinter geschlossenen Türen leise miteinander sprachen. Ich hatte ihnen das Schreiben überbracht, aber dann hatten sie mir befohlen, die Halle zu verlassen, während sie mit dem Boten redeten,
und schließlich wurde ich mit den Kindern fortgeschickt, während sie sich besprachen und vermutlich ihr Antwortschreiben aufsetzten. Sobald der Bote wieder fort war, wurde mir aufgetragen, mich um die Kinder zu kümmern, weil sie sich auf eine Reise vorbereiten müssten, und dass die Köchin und ich die Kinder eine Woche oder etwas länger allein zu versorgen hätten. Welch ein Wirbel, Alice. Eure Eltern wirkten aufgeregt und verängstigt zugleich. Die Köchin meinte, der Bote hätte angefangen, irgendwas von einer Burg zu erzählen, hätte es dann aber in Norfolk geändert. Sie sagte, auf seiner Livree hätte er die königlichen Lilienblüten getragen. Wir dachten an Castle Rising – da lebt doch Lady Isabella, die Mutter des Königs. Aber warum würde sie Eure Eltern zu sich rufen?«
    Meine Erfahrungen mit Gwen rieten mir, erst innezuhalten und Nans Stellung im Haus zu bedenken, bevor ich etwas erwiderte. Ich hielt es für besser, ihr nicht zu erzählen, was ich wusste, um sie nicht damit zu belasten, ein Geheimnis vor ihren Herrschaften verbergen zu müssen.
    »Ich wünschte, ich wüsste, was es bedeutet, Nan. Es klingt jedenfalls aufregend. Mutter dürfte entzückt gewesen sein, einen Anlass zu haben, zu reisen und sich in ihren schönsten Kleidern zu zeigen. Glaubst du, Vater hat vielleicht einen neuen Geschäftspartner für ein Schiff gefunden? Er hat sich so gewünscht, noch ein Schiff zu kaufen.«
    Da große geschäftliche Investitionen stets mit reichlich Geheimniskrämerei verbunden waren, schien Nan diese Erklärungsmöglichkeit zu beruhigen.
    »Ihr seht sehr wohl aus, Alice. Dame Agnes sorgt offenbar ausgezeichnet für Euch.«
    »Jeden Tag arbeite ich an wundervollen Kleidern und herrlichem Kopfputz, Nan. Nie hätte ich mir träumen lassen, einmal so edle Kleidung zu tragen. Aber das traurige
Gefühl, von euch allen getrennt zu sein, lässt sich damit natürlich nicht vertreiben.«
    Wir hielten uns an den Händen und betrachteten einander innig. Nan brach das bewegte Schweigen, als Dame Agnes sich näherte. »Versucht, es Euch wohl sein zu lassen im Hause Eurer Euch liebenden Großeltern, Alice«, sagte sie leise. In normalem Ton fügte sie hinzu: »Wenn ich sehe, wie Dame Agnes und Euer Mädchen

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