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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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du denn nicht, dass ich Janyn kannte? Hast du wirklich geglaubt, deine Eltern würden der Heirat mit einem Mann zustimmen, der ihnen unbekannt ist?«
    Für einen Moment dachte ich, sie hätte entgegen meinen Befürchtungen doch nicht darauf angespielt, dass Janyn ihr den Hof gemacht und ihr möglicherweise sogar beigelegen hatte, doch dann blickte sie zu Gwen hinüber, um zu sehen, ob sie auch zuhörte, und plötzlich fiel mir ein, wie sie ausdrücklich die Anwesenheit meines Mädchens als Zeugin gewünscht hatte. Sie reizte mich also, während sie ihre Worte zugleich so geschickt wählte, dass sie für Gwen fast liebevoll besorgt klingen mussten. Mutter war eine begnadete Schauspielerin.
    »Ihr möchtet mir nur meinen Hochzeitstag verderben, indem Ihr Zweifel sät, Mutter. Ich werde Euch nicht weiter zuhören. «
    »Aber das musst du! Wie willst du sonst erfahren, was Janyn deinem Vater versprechen musste. So wie Dame Agnes mir deine Empfindungen gegenüber deinem Verlobten geschildert hat, dürfte dich meine Eröffnung allerdings etwas enttäuschen, fürchte ich. Denn es wird keinen leiblichen Vollzug der Ehe geben, bis du sechzehn bist. Das meinte ich eben, und da Dame Agnes davon nichts weiß, kann sie es dir schwerlich erzählt und dich darauf vorbereitet haben.«
    Zwei Jahre ohne leiblichen Vollzug? »Und warum sollen wir dann jetzt schon heiraten?«
    Mutter neigte den Kopf zur Seite und zupfte an der Vorderseite meines Kleids. »Geschäftsinteressen, Alice. Bei deiner Heirat geht es ausschließlich um die Gilde und Handelsverbindungen. Aber dein Vater hat mit dieser Abmachung für deinen Schutz gesorgt. Begreifst du jetzt, wie sehr er dich liebt? Sollte Janyn seinen Eid brechen, indem er dir heute Nacht beiliegt, büßt er deine gesamte Mitgift ein.«
    Ich ging gar nicht erst auf ihren Versuch ein, mir meinen Vater schlechtmachen zu wollen. Sie hatte sich immer schon über unser enges Verhältnis geärgert. »Janyn ist so vermögend, er braucht meine Mitgift überhaupt nicht«, sagte ich.
    »Hältst du dich wirklich für einen solch wertvollen Preis?«
    Ich zuckte mit keiner Wimper bei ihrer spitzen Bemerkung, obgleich sie mich verletzte. Doch gewiss verfügte Janyn über allen erdenklichen Reichtum. Ich war durcheinander. Zwar war mir im Hinblick auf die Liebesnacht beklommen zumute gewesen, aber nun, da sie mir verboten wurde, hatte ich das Gefühl, etwas höchst Kostbares entbehren zu müssen. Damit hatte Mutter mich aller gespannten Vorfreude auf die bevorstehende Zeremonie und Feier beraubt. Könnte es sich tatsächlich so verhalten? Seiner eigenen Aussage zufolge hatte Janyn Vater nur versprochen, bis heute Nacht zu warten.
    »Du selbst sprichst heute aber nicht viel.« Mutter mochte ihr Lächeln hinter ihrem Schleier zu verbergen suchen, doch ich sah es in ihren Augen.
    »Was sollte ich sagen?«
    »Na, dann komm.« Sie hielt mir ihre Hand entgegen. »Lass uns nach unten in die Halle gehen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich möchte noch einen Moment allein sein.«
    Mutter seufzte laut und griff nach meiner Hand. Ich entzog mich ihr.
    »Geht«, sagte ich, ohne die geringste Spur von Achtung in meiner Stimme, in meinem Blick, in meiner Haltung.
    Sie lachte, aber ich erkannte an ihren errötenden Wangen, dass meine Erwiderung nicht dem entsprach, was sie erwartet hatte. »Komm, Tochter. Beweise etwas Dankbarkeit. Dein in dich vernarrter Vater möchte dich doch nur beschützen. Du bist noch so jung. Wenn du sogleich ein Kind empfängst, würde die Schwangerschaft dir große Schmerzen verursachen.«
    »Frauen in meinem Alter bringen tagtäglich Kinder zur Welt. Geht, Dame Margery.« Ich konnte sie nicht mehr ›Mutter‹ nennen. »Ich werde nicht mit Euch nach unten gehen.«
    Sie stieß einen weiteren Seufzer aus und verließ das Zimmer. Sobald ich sie auf der Treppe hörte, wandte ich mich zu Gwen, die mit dem Aufräumen fertig war und nun Sachen neu arrangierte, um einen beschäftigten Eindruck zu machen.
    »Bitte Dame Agnes, zu mir zu kommen«, sagte ich.
    Ich setzte mich zum Warten aufs Bett und kämpfte gegen die Tränen.
    Gwen kehrte zurück. »Sie ist bereits unten in der Halle, Mistress.«
    »Hol sie.«
    Ich schlang die Arme um mich. Mutters letzter Hieb ließ mich frösteln. Ich schwor, ihren Worten nie wieder mein Ohr zu leihen.
    Dann kam Großmutter in den Raum gerauscht. Ihr grünes Seidenkleid wogte raschelnd hinter ihr her, und Sorgenfalten durchfurchten ihr freundliches Gesicht. Ich warf mich

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