Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
amüsierten sich prompt über mich, weil ich mich so verliebt in meinen Mann zeigte.
»Gott lächelt wohlgefällig auf Euch herab«, sagte der Franziskaner. »Möge Eure Verbindung auch weiterhin so gesegnet bleiben.«
Wir wandten uns anderen Themen zu. Viel Gerede gab es um König Johann II. von Frankreich, der seit seiner Gefangennahme auf einem französischen Schlachtfeld in London festgehalten wurde, wo er auf seinen Freikauf wartete. Wie
erzählt wurde, empfand er es als Ehrensache, selbst im Exil zu bleiben und sich nicht gegen einen seiner Söhne austauschen zu lassen, und genoss inzwischen den Ruf eines äußerst taktvollen und liebenswürdigen ›Gefangenen‹. Natürlich lebte er als König auch weiterhin höchst annehmlich.
»Die Leute in London himmeln ihn so an, sie tun gerade so, als hätten sie lieber ihn zum König«, erklärte eine Frau mit hörbarem Missfallen.
Die andere Frau trug offenbar mit Vergnügen Einzelheiten über das vornehme Leben zusammen, das der französische König auch in Gefangenschaft noch führte. »Königinmutter Lady Isabella hat ihm sogar einige der Heldensagen von Artus und Karl dem Großen geliehen, die sie so liebt«, sagte sie. »Und Queen Philippa hat ihm persönlich Möbelstücke und köstliche Speisen geschickt. Der König besucht ihn. Sie spielen Schach!«
Das meiste davon hatte ich bereits gehört, da viele Gildemitglieder den Haushalt von König Johann belieferten, aber es war mir unangenehm, darüber ausgerechnet im Garten einer königlichen Residenz zu sprechen. Es klang, als würde man die Entscheidung King Edwards, die Haftbedingungen für König Johann zu erleichtern, missbilligen. Zugleich beschrieben alle den französischen Monarchen als einen freundlichen, gottesfürchtigen Mann.
»Ich halte es für einen äußerst christlichen Zug des Königs, dass er einen Mann seines Standes mit solcher Achtung und Barmherzigkeit behandelt«, sagte ich. »Und überaus zuvorkommend von Queen Philippa, sich um das Wohlbefinden von König Johann zu kümmern.«
Meine Begleiter antworteten nichts, sondern starrten nur erschrocken auf etwas oder jemanden hinter mir.
»Habt Dank für Euren freundlichen Beistand, Dame Alice«, sagte eine Frau hinter mir.
Ich drehte mich um und erblickte Queen Philippa. Obwohl sie mich anlächelte, fiel ich sofort in die demütigste Verbeugung, zu der ich fähig war, und verharrte darin, bis Janyn eine Hand unter meinen Ellbogen schob und mich aufrichtete.
»Eure Königliche Hoheit«, sagte ich mindestens zum zweiten Mal. Mir fiel einfach nichts anderes zu sagen ein.
Janyn schlug vor, ein wenig umherzuspazieren, und so entfernten wir drei – mein Gemahl, die Königin und ich – uns von den anderen.
»Die Königinmutter spricht mit größtem Entzücken von ihrer Patentochter«, sagte Philippa.
Ich war sprachlos, dass sie überhaupt etwas von meiner kleinen Bella wusste. »Ich bete jeden Tag dafür, Gott möge Königinmutter Lady Isabella für ihre Wohltaten unserer Familie gegenüber mit Segnungen überschütten, Eure Königliche Hoheit.«
»Genau wie sie gewiss für Euer Glück und das Eurer kleinen Familie betet, Dame Alice. Euer Gemahl hat mir von dem Garten berichtet, den Ihr in Eurem Haus in London anlegt. Wie ich gehört habe, soll der Vater meines Gemahls großes Vergnügen darin gefunden haben, im Boden zu graben und die Erdkrume umzuwälzen. Er behauptete, es würde ihm helfen, den Boden unter den Füßen nicht zu verlieren. Geht es Euch auch so?«
Diese Frage kam so unerwartet, dass ich ins Zögern geriet und erst nachdenken musste. Ich spürte ihren Blick auf mir, tiefgrüne Augen, in denen sowohl Freundlichkeit als auch etwas eher Berechnendes lag. Fast hätte ich irgendeinen Unsinn gestammelt, doch dann fiel mir ein, wie stolz ich eben noch auf Janyns ungezwungene Haltung gegenüber der Königin gewesen war. Ich holte tief Luft.
»Wenn ich stundenlang auf den Knien verbracht habe, die
Hände in der Erde, dann werde ich immer an das Geheimnis des Lebens gemahnt, Eure Königliche Hoheit, und ich danke Gott für jeden Morgen, an dem er mich mit einem neuen Tag beschenkt. Der Vater des Königs muss ein sehr weiser Mann gewesen sein.«
Die grünen Augen trübten sich für einen Moment. »In manchen Dingen soll er überaus weise gewesen sein, heißt es.«
Einen Moment lang betrachtete sie die Spitzen ihrer bestickten Schuhe. Als sie erneut den Kopf hob, hatte sich ihre Stimmung wieder geändert, und sie strahlte voller
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