Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
Ausstrahlung wie die seine erlebt. Seine blauen Augen hatten mich in Bann gehalten, während er mit mir sprach, und seine Stimme hallte in meinem Kopf, meinem Herz, meinem Bauch, ja, bis ins Mark in mir nach. Damals war mir kein passendes Wort für diese Wirkung eingefallen,
aber heute würde ich sie vielleicht fesselnd nennen. Ich fühlte mich, als wäre ich Janyn untreu gewesen, und entschädigte ihn dafür in dieser Nacht mit leidenschaftlicher Liebe, obwohl ich mich dabei erwischte, wie ich mir vorstellte, es wäre der König, der vor Lust aufstöhnte.
Am folgenden Morgen waren mir die ständigen Blicke des Königs zunächst unangenehm, aber sobald mir der Falkner einen Merlin überreicht hatte, konzentrierte ich mich ganz auf diesen. Das Weibchen war nicht ganz so groß wie mein eigenes und kannte mich natürlich nicht. Bevor ich ihre Haube abnahm, sprach ich eine Weile auf sie ein, damit sie hörte, dass ich nichts Böses im Schilde führte. Der Falkner nickte anerkennend, und King Edward tat es ihm nach, was mich für einen Moment aus der Fassung brachte. Als der Merlin sich schließlich in die Lüfte schwang, fiel es mir jedoch leicht, ganz in dessen Flug aufzugehen und nichts anderes mehr wahrzunehmen. Wir waren recht erfolgreich an diesem Morgen, mein Vogel und ich, und bei unserer Rückkehr in die Burg war ich bester Stimmung.
Geoffrey hatte nicht an der Jagd teilgenommen, als ich jedoch im Rittersaal neben ihm an der Festtafel Platz nahm, beglückwünschte er mich zu meinem Geschick bei der Beizjagd und dazu, die Aufmerksamkeit des Königs zu erregen.
Ich blickte zu Janyn in der Befürchtung, er könne ihn gehört haben, aber mein Gemahl war in ein Gespräch mit einem Ordensbruder vertieft. Ich wandte mich wieder zu Geoffrey, der mich grinsend ansah, doch sein Blick wirkte eher forschend als amüsiert.
»Was hältst du denn von dem vortrefflichsten aller Könige? «, fragte er.
»Er ist mein König. Ich erweise ihm alle Achtung und bete zu Gott, er möge ihn segnen und vor allem Unheil bewahren. «
Geoffrey tat dies mit einer Handbewegung ab. »Und als Mann?«
Ich dachte nach. Weigerte ich mich, auf Geoffreys Spiel einzugehen, würde er annehmen, die Aufmerksamkeit des Königs hätte mich zutiefst verzückt. Ging ich darauf ein, würde er annehmen, dass es mir schlicht gefiel, bewundernde Blicke zu ernten. Da ich so viele Jahre meines Lebens im Schatten meiner Mutter zugebracht hatte, bereitete mir Letzteres tatsächlich ausgesprochenes Vergnügen.
»Ich habe noch nie eine derart starke Ausstrahlung bei jemandem erlebt und noch nie solch blaue Augen gesehen. Warum bist du übrigens nicht mit uns zur Beizjagd gekommen? «
Er hob die Augenbrauen in belustigtem Erstaunen. »Ich? Hast du mich schon einmal reiten sehen? Ich bin der schwerfälligste Reiter, den du dir vorstellen kannst, und die Vögel hassen mich alle. Ich schwöre dir, es ist wahr! Sie schimpfen mich aus und beschweren sich so lange über mich, bis ich sie am liebsten rupfen würde.« Er fiel in mein Lachen ein. »Du hättest mich verleugnet, wenn du mich heute Morgen zwischen den anderen gesehen hättest. Aber dich haben Tiere schon immer gemocht und ihres Vertrauens für wert befunden. Ich freue mich für dich, dass Lady Isabella dir ein Jagdpferd und einen Merlin hat zukommen lassen.«
Ich lenkte unser Gespräch auf Fragen nach den Reisen, die Geoffrey mit Lionel, Earl of Ulster, unternommen hatte.
Später gesellte sich Janyn zu uns, und Geoffrey erzählte ihm Geschichten, wie ich als Kind junge Kätzchen gesammelt habe, die meine Mutter mir nicht zu behalten erlaubte, so dass ich mit enormem Eifer nach guten Bleiben für sie zu suchen begann und Nachbarn umgarnte und bedrängte, sich dieser niedlichen Geschöpfe doch anzunehmen. Janyn hatte großes Vergnügen an den Geschichten.
Bevor wir nach Hause aufbrachen, empfing uns Lady Isabella noch kurz.
»Meine Schwiegertochter spricht in den höchsten Tönen von Euch«, bemerkte sie.
»Die Königin ist überaus freundlich.«
»Mein Sohn bewundert die Art, wie Ihr Euren Körper verlasst und Euch mit Eurem Falken gleichsam in die Lüfte erhebt.«
Ich errötete unter Isabellas aufmerksamem Blick.
»Seine Königliche Hoheit ist ein genauer Beobachter«, sagte Janyn.
In fröhlicher Stimmung kehrten wir nach London zurück.
Zwei Monate später stellte ich fest, dass ich erneut schwanger war, ein Anlass zu großer Freude für Janyn und mich. Ich hielt den Zeitpunkt für
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