Die Verwandlung - Blutsbande 1
stand Nathan an der Pforte.
„Wie geht es Ziggy?“, fragte er mich, sobald ich nahe genug stand, um ihn zu verstehen.
„Ihm geht’s gut. Hallo.“ Ich stampfte mit den Füßen auf und versuchte, wieder Gefühl hineinzubekommen. Tagsüber hatte es geschneit, und der Schnee lag so hoch, dass ich am liebsten im Haus geblieben wäre.
Nathans Finger waren fast blau, als er die Gitterstäbe umfasste. „Ist er auf der Liste?“
„Nein.“ Ich wartete umsonst darauf, dass sich Nathans Gesichtsausdruck aufgrund dieser Nachricht zum Besseren veränderte. Aber statt Erleichterung verzog er es mit Schrecken. „Sag mir nicht, dass er …“
„Er ist ein Ehrengast, aber ich weiß nicht, welcher.“ Ich schaute auf den Boden. „Ich weiß jetzt, wie du verwandelt worden bist.“
Ein Muskel in seinem Kiefer zuckte. „Hat er es dir erzählt?“
„Ich habe es gesehen.“ Ich weiß nicht, warum ich das Bedürfnis hatte, ihm zu sagen, wie ich es erfahren hatte. „Ich trank … sein Blut. Da habe ich es gesehen.“
Nathan sah mich angewidert an. Aber ich wusste, dass es mehr Angst als Ekel war. Vielleicht hatte er Angst, dass ich ihm nicht helfen würde. Oder dass ich Ziggy den Wölfen zum Fraß vorwerfen wollte.
Er räusperte sich. „Das ist alles Vergangenheit. Ich will einfach nicht, dass Ziggy dasselbe passiert. Wer ist der andere Ehrengast?“
„Dahlia.“
„Dahlia und Ziggy, und dann sollen sie einen auswählen, der die reinere Seele hat? Na, das wird eine schwierige Aufgabe werden.“ Nathan sah weg, aber ich wusste, wie sehr er litt. „Bleiben die Fangs bis zur Party?“
„Eigentlich sollten sie schon seit einer Woche weg sein. Ich glaube, sie bleiben so lange, bis Cyrus sie einfach zum Fest einladen muss. Was passiert auf dieser Party?“
„Er wird sie wahrscheinlich einladen.“
Ich starrte ihn an. „Du weißt, was ich meine. Wenn du und deine Freunde auftauchen, was wird dann geschehen?“
„Wir stürmen das Haus, ich schnappe mir Ziggy, und dann töten sie alle Vampire.“
Und dich auch, sagte mir sein Blick.
Mir zog sich das Herz zusammen. War er mir tatsächlich immer noch böse? Ich dachte, wir seien so etwas wie Freunde.
Bevor du weggegangen bist.
Ich räusperte mich. „Das hört sich gefährlich an.“
„Das wird es auch sein.“ Dennoch bot er mir weder Sicherheit noch Schonung an.
„Wäre es nicht einfacher, wenn wir ihn vor der Party herausschmuggeln? Ich könnte ihn holen. Wir könnten ihn einfach über die Mauer heben.“
„Das habe ich mir auch schon überlegt“, antwortete Nathan verbittert. „Aber ich darf nichts unternehmen, was unser Vorhaben gefährden könnte. Befehl von der Bewegung. Sie glauben, dass Cyrus mehr Sicherheitskräfte ordern würde, wenn jemand so kurz vor der Veranstaltung in die Anlage einbricht.“
„Anlage? Das hört sich an, als sei ich Teil einer komischen religiösen Sekte.“
Wenigstens brache ihn das etwas zum Lachen. Aber nur kurz. „Ich habe mal einige Typen von der Bewegung beherbergt. Ihre Terminologie hat sich bei mir eingeschlichen.“
„Ist das der Grund, warum du nicht gekommen bist?“ Ich hörte mich an, als sei ich ein eifersüchtiges Kind, dessen Spielkamerad sich mit den neuen Nachbarskindern angefreundet hat. Aber ich konnte nichts dagegen machen.
Nathan würdigte meine Gefühle nicht. „Es tut mir leid, aber für mich hast du keine Priorität mehr.“
Nicht mehr. Das tat weh. Nicht, dass sich seine Gefühle für mich geändert hatten, sondern dass er zugab, jemals etwas für mich empfunden zu haben.
Es war leichter, ihm böse zu sein, als unserer Freundschaft nachzutrauern. „Also, wirst du hier am Silvesterabend hereinmarschieren und mich umbringen?“
Er schüttelte den Kopf. „Das werde nicht ich machen. Ich versuche, Ziggy zu finden um ihn dann hier herauszuholen. Aber du musst auf die anderen Typen aufpassen. Wir haben den Befehl, alle Vampire, die nicht zur Bewegung gehören und sich auf dem Gelände befinden, zu töten.“
„Du wirst ihnen nicht von mir erzählen?“ Ich hasste mich dafür, dass ich mich wahrscheinlich ängstlich anhörte. „Ich habe mich schließlich um Ziggy gekümmert, spielt das denn gar keine Rolle?“
„Aus diesem Grund habe ich dich jetzt gewarnt. Das war das Dankeschön“, gab er schnippisch zurück. „Du hast dich für das Team entschieden, das verlieren wird, Carrie. Jetzt ist es ein bisschen zu spät, es dir anders zu überlegen.“
„Glaubst du etwa, ich bin freiwillig
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