Die Verwandlung - Blutsbande 1
nächsten Worte konnte ich kaum verstehen.
„Und vielleicht, nachdem wir Ziggy und dich herausgeholt haben, erzählst du mir, was du von der Zeichnung hältst.“
Als ich wieder in meinem Zimmer war, holte ich sie aus ihrem Versteck. Nach Silvester würde ich ihm sagen müssen, dass die Frau auf dem Bild überhaupt nicht aussieht wie ich. Sie war eine völlig andere Person. Früher waren ihr Dinge passiert. Nun nahm sie die Dinge selbst in die Hand.
Die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, erwies sich als schwieriger, als ich erwartet hatte. Cyrus wurde immer launischer und beschwerte sich permanent über die bevorstehende Festlichkeit und seine herumlungernden Gäste. Ein wesentlicher Teil meines Planes, Ziggy zu retten, hing davon ab, wie gut es mir gelang, Cyrus zu beeinflussen. Aber das war schwierig, weil er ja nicht mehr mit mir sprach. Der Samstag drohte und beeinflusste alles. Ich hatte das Gefühl, mir sei der Tod sicher. Ich wurde immer verzweifelter, nicht nur, weil mein Plan platzen konnte.
Auch wenn es vielleicht unehrlich und verrückt war, wollte ich noch einen letzten Tag mit Cyrus verbringen. Es war so etwas wie der letzte Wille, wenn man sich überlegt, wie gut er meine Gedanken lesen konnte. Aber entweder war er zu beschäftigt, um meinen Verrat zu spüren, oder er hatte bereits alles erfahren und wartete nur auf die rechte Gelegenheit, mich dafür zu bestrafen. Aus Gründen, die ich vor mir selber nicht rechtfertigen konnte, wollte ich es noch einmal riskieren, mit ihm einige Stunden zu verbringen, auch nachdem er mir das Gefühl gegeben hatte, mich … benutzt zu haben.
Schließlich überlegte ich mir, dass ich den ersten Schritt unternehmen musste, wenn ich mich mit Cyrus wieder auf guten Fuß stellen wollte. Freitagmorgen ging ich ohne seine Einladung zu ihm ins Bett. In meinem Kleiderschrank hatte ich ein weißes Seidennachthemd gefunden, das ich trug. Mein Herz schlug so laut, dass ich Angst hatte, es würde mir gleich aus der Brust springen. Ich trat vor Cyrus’ Tür und starrte die Posten an, damit sie mich durchließen.
Als ich in sein Schlafzimmer kam, erwartete ich, ihn mit Dahlia oder Ziggy zu sehen, aber Cyrus lag auf dem Bett neben einem schlanken blonden Mädchen, das mit dem Rücken zur Tür lag. Einen Arm hatte sie über Cyrus’ Hüfte gelegt. Cyrus sah mich mit zwei verschiedenen Augen an, eines davon war zwar blau, aber nicht in seinem Ton. Er lächelte mich an, als habe er gerade erfahren, dass es zum Abendessen seine Lieblingsspeise gab.
„Ich hoffe, ich störe nicht“, sagte ich und war von meiner rauchigen Stimme überrascht. Vielleicht lag es an der sexy Wäsche, meinem Parfum oder an dem Make-up, dass ich mich in meiner Rolle richtig wohlfühlte.
Cyrus stieß das Mädchen vom Bett. Aber sie sprang nicht auf die Füße, sondern fiel von der Matratze schlapp auf den Boden. Ihr Kopf rollte zur Seite, und so konnte ich sehen, dass ihr Genick gebrochen war, und dass ihr ein Auge fehlte.
Fast wäre ich wieder umgekehrt. Nein. Tu das, weshalb du hergekommen bist.
Über meine Schulter rief ich nach einem Diener, und die Posten kamen durch die Tür. Ich deutete auf das tote Mädchen und versuchte, nicht allzu angewidert auszusehen, als sie sie wegtrugen. „Ich möchte nicht, dass wir Zuschauer haben.“
„Sie war sowieso langweilig. Die ganze Zeit jammerte sie, sie wolle nach Hause gehen.“ Er stützte sich auf einen Arm. „Was verschafft mir das Vergnügen?“
Langsam ging ich auf ihn zu und strich mir dabei über den Seidenstoff, der meinen Bauch und meine Brüste bedeckte. Ich ließ die Finger über mein Schlüsselbein gleiten. „Ich habe dich vermisst.“
Misstrauisch kniff er die Augen zusammen. „Ich dachte, du magst mich nicht besonders. Das waren doch deine Worte, oder?“
„Vielleicht mag ich dich nicht. Vielleicht will ich nur Sex von dir.“ Mein Körper bebte bei dem Gedanken.
Ich sah an seinem Körper herunter und bemerkte, dass er genauso wild nach mir war wie ich nach ihm, obwohl er gerade erst die Blondine gehabt hatte. „Aber du willst auch noch etwas anderes, das ahne ich.“
Ich ging zur Bettkante und ignorierte das Blut auf dem Teppich. „Vielleicht will ich das.“
Er lächelte und bleckte die Reißzähne, die sich nach seinem letzten Biss noch nicht zurückgebildet hatten. Die vampirhaften Züge in seinem Gesicht ließen ihn noch gefährlicher aussehen als sonst. „Ist es etwas, das ich dir geben könnte?“
Ich gab vor, keine
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