Die Verwandlung - Blutsbande 1
Hause?“
„Hmm … hier, bei dem verrückten sadistischen Vampir bleiben oder nach Hause gehen?“ Er war still. „Zu dem kalten verschlossenen Vampir, der wieder ausflippt, wenn ich noch einmal einen Jungen mit nach Hause bringe.“
„Ich glaube nicht, dass er das noch einmal machen wird. Er war einfach nur überrascht. Ich habe außerdem den deutlichen Eindruck, dass es ihm nicht gefällt, dass du erwachsen wirst. Er hätte bestimmt genauso reagiert, wenn er dich mit einem Mädchen erwischt hätte.“ Jedenfalls hoffte ich das. Auch wenn er aus einer anderen Generation stammte, er hätte sich allmählich an andere Moralvorstellungen gewöhnen müssen. Und es sollte ihm prinzipiell sowieso egal sein.
Ziggy brachte seine ganze Energie auf, um Begeisterung vorzutäuschen. „Toll, wann geht es los?“
Clarence hüstelte. „Das geht nicht so einfach.“
Ziggy und ich starrten den Butler wortlos an. Wie konnte er überhaupt wissen, was ich mit Nathan besprochen hatte? Gab es Spione?
Als könne er mein Misstrauen spüren, schüttelte Clarence den Kopf. „Aber vielleicht wollen Sie gar nicht, dass Ihnen ein alter Mann hilft.“
Er ging zum Tisch, um abzuräumen, aber Ziggy legte ihm eine Hand auf den Arm. „Was wissen Sie?“
Clarence starrte mich ausdruckslos an.
„Was? Wollen Sie, dass ich gehe?“ Trotzig verschränkte ich meine Arme. „Das hier ist übrigens mein Zimmer.“
„Ich möchte gar nicht, dass Sie gehen“, sagte Clarence und fuhr ein wenig herablassend fort: „Ich möchte nur, dass Sie aufhören, so zu tun, als würde ich plötzlich überlaufen.“
„Es tut mir leid, aber wie kann ich jemandem vertrauen, der die ganze Zeit für Cyrus gearbeitet hat? Er bezahlt Sie“, stellte ich fest.
Clarence schien meine Worte zu überdenken. „Ich vertraue Ihnen ein wenig, aber immerhin sind Sie ein Vampir.“
Aufgrund seiner Haltung Vampiren gegenüber war das eine ziemlich eindeutige Aussage. Während ich Nathans Plan aus meiner Tasche zog, bedeutete ich Clarence, näher zu kommen. „So wie es aussieht, soll es wohl am 30. Januar einen Überfall geben.“
Plötzlich stellte ich fest, dass ich schon so sehr in meiner neuen Rolle als Vampir aufgegangen war, dass mir erst jetzt auffiel, dass Weihnachten bereits verstrichen war. Wahrscheinlich war mir so ein ziemlich schlimmes Weihnachtsfest erspart geblieben. Ich konnte mir nicht vorstellen, es mir vor einem geschmückten Weihnachtsbaum gemütlich zu machen und Bing-Crosby-Platten zu hören. Schon gar nicht mit Cyrus. Ich bekam einen Knoten im Hals und schluckte schwer. Mir wurde klar, wie einsam ich war, aber ich zwang mich, mir nichts anmerken zu lassen. Ich machte ein ausdrucksloses Gesicht. „Wissen Sie irgendetwas davon, Clarence?“
„Ich weiß nichts von einem Angriff, aber der 30. Januar ist der Silvestertag der Vampire.“
„Vampir-Neujahr?“, fragte Ziggy laut.
Ich stellte mir dieselbe Frage.
Clarence nickte und sah noch ernster aus, wenn das überhaupt möglich war. „Jedes verdammte Jahr. Und sie machen immer ein riesiges widerliches Fest.“
„Was ist das für ein Fest?“
„Viele Menschen sterben.“ Clarence nahm Ziggys Müslischüssel vom Tisch und stellte sie auf einen Servierwagen. „Alle Lieblinge bis auf zwei werden verspeist. Die beiden, die Cyrus verschont, sind die Ehrengäste des Festes.“
„Das hört sich doch gar nicht so schlimm an“, warf Ziggy mit heiserer Stimme ein.
„Nicht, wenn du schon einmal Ehrengast gewesen wärst, sonst würdest du das nicht sagen“, wies ich Ziggy zurecht.
Seine Miene verfinsterte sich. „Clarence, wie wählt Cyrus diese Gäste aus?“
„Ich weiß es nicht. Er gibt mir einfach die Liste mit den Namen. Ich bin zu dem Fest nicht eingeladen. Aber ich weiß, dass nur einer der Ehrengäste wiederkommt. Er verwandelt sie. Manchmal macht das auch sein Vater, wenn ihm danach ist. Ich bin mir nicht sicher, was mit dem anderen Ehrengast passiert. An Ihrer Stelle würde ich dafür sorgen, dass der junge Mann hier vor dem 30. verschwindet.“
Ich hatte noch viele Fragen, aber anscheinend hatte Clarence für einen einzigen Tag schon zu viel gesprochen und schwieg. Ich würde Cyrus fragen müssen.
* * *
Entweder hatte Cyrus vergessen, seine Tür abzuschließen, oder er hatte nicht erwartet, dass jemand hereinkam, denn als ich sein Zimmer betrat, sah er mich mit tödlicher Miene an.
„Ich habe dich nicht hereingebeten“, giftete er mich an, nachdem er kurz von dem Buch
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