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Die Verwandlung der Mary Ward - Roman

Die Verwandlung der Mary Ward - Roman

Titel: Die Verwandlung der Mary Ward - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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daß er sich wiederzurückverwandelte, erst in eine Kaulquappe, dann zu einem Laichkorn und schließlich in ein Nichts.
    Zwischen dem unteren Ast der Kiefer und dem nächsthöheren war eine Lücke. Wenn Mary auf dem Reifen stand, zielte sie auf diese. Die Lücke war eine Mutprobe. Das glaubte sie jedenfalls. Es würde noch andere geben, doch das war ihre erste. Wenn es ihr gelänge, mit dem Reifen so schnell und kraftvoll in diese Lücke hochzuschwingen, daß sie senkrecht über dem Kiefernast stand und an der anderen Seite wieder herunterkam, also einen ganzen Kreis drehte, dann würde bestimmt alles, wofür sie betete, in Erfüllung gehen. Insbesondere würde sie ein Junge werden. Es war dann nur noch eine Frage der Zeit, eine Frage des Abwartens, bis man sich selbst erfinden und jeden mit seiner Erfindung überraschen konnte, so wie Patrick Miller, England, 1788, als er das Schaufelrad erfunden hatte. Davor hatte niemand auch nur im Traum an ein Schiff mit Rädern gedacht, so wie sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt niemand vorzustellen vermochte, daß Mary Ward kein Mädchen war. Doch Miss McRae hatte ja gesagt, »daß noch viel kommen wird, Dinge, die wir uns jetzt vielleicht gar nicht vorstellen können«. Eines Tages würde sie in einem Lexikon stehen. Das Rad schwang jedoch nicht bis in die Lücke hoch. Es erreichte nicht einmal den höchsten Punkt, wo Mary auf dem Kopf stehen würde.
    Mary fragte sich, ob sie Angst hatte. »Du hast keine Angst«, gab sie sich selbst zur Antwort.»Du brauchst einfach mehr Übung.«
    Eines Samstagvormittags, als in der Lücke zwischen den Kiefernästen lauter blauer Himmel war, saß Mary im Gras und streichelte mit einem Finger Marguerites Hals. Sie wartete darauf, daß Timmy von der Schaukel herunterkam. Es war Dezember, doch die Wiese leuchtete. Mary hatte Kopfschmerzen von der Helligkeit überall um sie herum. Sie schrie Timmy an, er solle sie auf den Reifen lassen. »Ich bin dran!« antwortete er.
    Schwach schaukelnd, wie in einer Hängematte, saß er im Reifen.
    »Es wird nicht mehr lange dauern, dann ist er Froschlaich«, sagte Mary zu Marguerite. Der Vogel öffnete seine kurzen Flügel und schlug mit ihnen. Mary konnte in der Hand spüren, wie ein leichter Schauer durch seinen Körper lief. Timmy setzte sich im Reifen auf und schaukelte weiter. Marguerite trippelte von Marys Hand weg und rannte hoppelnd auf den Reifen zu. Timmy trat nach dem Perlhuhn; einer seiner Gummistiefel flog weg und landete neben dem Vogel. Marguerite krächzte. Timmy warf den Kopf zurück und juchzte töricht. Daraufhin tat Marguerite etwas, was Mary sie noch nie hatte tun sehen: Sie flog in den Baum hinauf.
    Timmy fuhr fort, töricht zu juchzen. Es ging ihm jetzt mehr darum, Marys Vogel zu ärgern, als darum, wie ein Prinzchen in der Schaukel zu sitzen. Er kletterte heraus, stellte sich auf die Wiese und sah zu Marguerite hinauf. Dann breitete er die Arme wie Windmühlenflügel aus und rannte, krächzend wie ein Vogel, im Kreis herum.
    Mary stand auf und ging zur Schaukel hinüber. Irgendwo hinter dem Feld hörte sie ihren Vater zum Essen rufen. Timmy bekam es nicht mit. Mary dachte: Wie unendlich dumm er doch ist! In dieser Kuhle im großen Bett weicht sein Gehirn auf.
    Mary stellte sich auf die Schaukel und rief nach Marguerite. Dabei bewegte sie den Reifen träge hin und her. Der Vogel da oben sah merkwürdig aus. Er war einer von denen, die meist vergaßen, daß sie fliegen konnten, und es daher nie ausprobierten. »Komm runter, Marguerite«, rief Mary.
    Das Tier war aufgeregt. Plötzlich rannte es auf dem Ast nach vorn und flog ab. Krächzend stieß es nieder. Am Rande ihres neuen Gesichtsfelds sah Mary, wie Sonny rufend herbeikam. Marguerite landete auf Timmys Kopf und pickte bösartig nach seinem Ohr. Mary holte so tief Luft, daß es ihr rot vor den Augen wurde. Die Schaukel schwang aus. Sie sah Sonny wie ein Geschoß auf seinen Sohn zufliegen und mit der Mütze nach Marguerite schlagen. Marguerite flog davon, landete ungeschickt auf einem Maulwurfshügel und hoppeltedann zum Hof. Sonny nahm Timmy hoch und hielt ihn im Arm, während er ihm fluchend das Ohr mit einem Taschentuch verband. Timmy hörte nicht auf zu schreien. Mary war es immer noch rot vor den Augen. Er wird sich noch zu Tode schreien, dachte sie. Er wird in die Zeit vor der Erfindung zurückkehren, als es das Schaufelrad und die Pistole noch nicht gab.
Mary:
    Mein Vater fing Marguerite ein. Er klemmte sie sich unter den Arm

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